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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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selbstsichere Miene, an die ich mich noch von unserer letzten Begeg- nung erinnerte. Wenn überhaupt, sah er wie ein Teenager aus, der seinem Dad zu erklären versucht, wie es kommt, daß er Familie 3220 ZX umgelegt hat. »Gerelan-o té-makkalos-ha, goro«, sagte er. »Entschuldigen Sie meine Dummheit, Mr. Montgomery.« Er schüttelte den Kopf. »Ein Mißverständnis. Es ist lange her« - er runzelte die Stirn -, »sehr lange, daß ich etwas so gründlich mißverstanden habe.«
    Ich versuchte wiederum das Sturmgewehr anzulegen. Nicht so sehr, weil ich ihn umlegen wollte, sondern nur, um zu sehen, ob ich es konnte.
    Ich konnte nicht.
    »Wovon, zum Teufel, redest du, Dreksack?« wollte ich wissen.
    Harlech zuckte unbehaglich die Achseln. »Ich habe Sie falsch eingeschätzt, Mr. Montgomery«, sagte er. »Ich hielt Sie für einen destabilisierenden Einfluß. Statt dessen waren sie bemüht, die Lage zu stabilisieren. Ich habe Ihren Platz im zarien mißinterpretiert. Verstehen Sie?«
    »Eigentlich nicht«, sagte ich.
    »Ich war bemüht, eine Kraft auszuschalten, die das se-curo ja-rine unterstützte«, sagte er sehr ernst. »Das Chaos. Dafür hielt ich Sie. Tatsächlich hätten meine Handlungen das se-curo-ja-rine, das ich verhindern wollte, sehr gut herbeiführen können. Verzeihen Sie mir, goro?«
    Ich schüttelte bedächtig den Kopf. »Vielleicht«, sagte ich. »Wenn ich je verstehe, wovon in aller Welt Sie überhaupt reden.«
    »Lassen Sie mich helfen, die Dinge ins rechte Lot zu bringen.« Harlech streckte in einer flehentlichen Geste die Hand zu mir aus. »Das kann ich nämlich, müssen Sie wissen. Lassen Sie mich mit Ihnen kommen.«
    Und da fing ich an zu lachen. »Sie machen wohl Witze.«
    Seine monoklingenscharfen blauen Augen blitzten. »Ich weiß Dinge, die Sie nie wissen werden, Mr. Mont- gomery«, sagte er leise und eindringlich. »Ich kann Dinge vollbringen, die Sie nie werden vollbringen können. Dinge, ohne die Sie keinen Erfolg haben werden.«
    »Dann bin ich erledigt, nicht?« konterte ich mit harscher Stimme. »Ich würde lieber einem Moloch den Hintern küssen, als Ihnen zu vertrauen, Dreksack.«
    Ich konnte die plötzliche Wut des Elfs wie eine elektrische Ladung in der mich umgebenden Luft spüren. Aber dann spürte ich auch, daß er sie bewußt unterdrückte. »Lassen Sie sich zumindest von mir begleiten«, sagte er in vernünftigem Tonfall, indem er auf die Merlin deutete.
    »Zum Teufel mit Ihnen«, sagte ich zu ihm. »Wenn Sie versuchen, den Vogel zu besteigen, lasse ich Sie auf der Stelle erschießen.«
    Harlech senkte den Kopf und funkelte mich von unter seinen Brauen her an. In diesem Augenblick empfand ich echte Furcht. »Glauben Sie wirklich, Sie könnten das?« flüsterte er.
    Aus dem Augenwinkel sah ich Akaku'akanene, die sich immer noch gegen die magische Kontrolle wehrte, die sie lähmte. »Vielleicht nicht, Quirin«, sagte ich im Plauderton. »Aber was wollen Sie wetten? Wollen Sie Ihr Leben darauf verwetten, daß Sie mich kontrollieren können und die Soldaten in dem Vogel... und dazu noch sie davon abhalten können, Ihnen den Kopf abzureißen?« Ich deutete mit dem Kinn auf die Neneschama-nin. »Wollen Sie darauf wetten, Quirin?«
    Die Augen des Elfs verengten sich, und mir drehte sich der Magen um, als ich plötzlich davon überzeugt war, daß er es schaffen konnte. Aber dann hellte sich seine finstere Miene auf, und er zuckte unbeschwert die Achseln. »Ein Punkt für Sie, mein Freund«, sagte er. »Aber Sie werden feststellen, daß es schwierig wird, mich vom Haleakala fernzuhalten. Wir sehen uns wieder.«
    Harlech wandte sich ab, und sein altmodischer Tarn- mantel flatterte hinter ihm wie ein verkürzter Umhang. Noch einmal - wenn auch nur der Vollständigkeit halber - versuchte ich mein Sturmgewehr anzulegen.
    Diesmal funktionierten meine Muskeln zur Abwechslung. Mein Finger berührte den Abzug, und der Ziellaser leuchtete auf, ein rubinfarbenes Glühwürmchen, das auf Harlechs Rückgrat ruhte...
    Und in diesem Augenblick verwandelte er sich in ein prismatisches Flimmern. Einen Moment später war er verschwunden, als habe er nie existiert.
    Mit einiger Mühe ließ ich den Abzug los, ein oder zwei Gramm vor dem Druckpunkt. Irgend etwas verriet mir, daß es bestimmt nicht das Klügste war, mitten in der Nacht eine Basis der Nationalgarde von Hawai'i niederzumähen.

24
    Pohaku, Kono und das Militär-Team sahen ein wenig gereizt aus, als ich schließlich an Bord der Merlin kletterte,

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