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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Karte, und eine der Inseln -die zweite größere Insel am nordwestlichen Ende der Kette - leuchtete heller. »Das ist Oahu. Und das« - eine weitere Berührung mit dem Stift, und eine Insel, die ein wenig wie eine asymmetrische Hantel aussah, verdoppelte die Intensität ihrer Leuchtkraft - »ist Maui. Der Haleakala ist hier.« Sie zeigte auf die Mitte des größeren, unteren ›Tellers‹ der Insel.
    »Und das ist... wie weit entfernt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht zweihundert Kilometer?« Sie stieß mir sanft den Ellbogen in die Rippen. »Nicht weit.«
    Ich nickte verdrossen. Neoscopolamin oder nicht, meine Eingeweide würden sich freuen, aus diesem Vögel herauszukommen, aber mein Verstand wäre wesentlich glücklicher gewesen, wenn ich gewußt hätte, was uns bei unserer Ankunft dort erwartete.
    Durch die Flugzeugwandung konnte ich die beiden Triebwerke der Merlin angestrengt arbeiten hören. Wir schienen immer noch zu steigen - zumindest waren meine Bogengänge davon überzeugt, daß die Nase leicht aufwärts gerichtet war -, aber den Triebwerken schien das nicht im geringsten zu gefallen. Warum? fragte ich mich grimmig. Gegenwind? Als ich zuletzt aus dem Fenster des New Foster Tower geschaut hatte, waren im Südosten Wolken aufgezogen, nicht wahr? Und laut Konos Karte war das die Richtung, in die wir flogen. Direkt in ein Gewitter? Ich schloß die Augen und versuchte zu horchen, ob Regen gegen das Flugzeug klatschte, aber das gequälte Heulen der Triebwerke machte mir das unmöglich.
    Einfach toll, dachte ich. Hätte König Kam uns keinen Vogel mit zwei ordentlichen Triebwerken besorgen können? Dann fiel mir etwas ein, das ich während des Fluges zu den Inseln vor mittlerweile ach so langer Zeit gelesen hatte. Der Haleakala war ein ziemlicher Brocken von einem Berg, nicht wahr? Dreitausend Meter oder noch höher. Kein Wunder, daß die Merlin Mühe hatte. Sie war für Kurzstreckenflüge in geringer Höhe konzipiert, hatte mir mal jemand gesagt. Für diesen kleinen Vogel mußte es eine eisenharte Angelegenheit sein, sich auf eine derartige Höhe zu schrauben. Kein Wunder, daß sich die Triebwerke wie gequälte Seelen anhörten. Ich lehnte mich zurück und seufzte. Ich wußte nicht so genau, ob ich mich dadurch besser fühlte oder nicht.
    Ich versuchte abzuschalten, dann, als das nicht klappte, bemühte ich mich, über etwas anderes nachzudenken, über irgend etwas, so daß ich mir keine Sorgen wegen der Triebwerke und des Gewitters machen konnte. Haleakala, dachte ich. ›Haus der Sonne‹. Ich erinnerte mich, auch das während des Hinflugs gelesen zu haben. Haie - ›Haus‹. A - ›von‹. Ka - ›der‹. La - ›Sonne‹. Simpel, neh?
    Und überaus interessant. Es war mir im Gedächtnis haften geblieben wie so viele andere völlig irrelevante Nebensächlichkeiten, weil mir etwas aufgefallen war, als ich es gelesen hatte. Das hawai'ianische Wort für Sonne lautete La. Und lautete das altägyptische Wort für Sonne nicht Ra? La-Ra. Ziemlich ähnlich, vor allem dann, wenn man die Möglichkeit ›phonetischer Lautverschiebung‹ berücksichtigte. War das nur Zufall? Schließlich gab es nicht so viele einsilbige Wörter, die die menschliche Kehle aussprechen konnte. Oder steckte noch mehr dahinter?
    Ich fragte mich plötzlich, ob Chantal Monot diese Frage wohl beantworten konnte. Chantal mit ihren abgedrehten Vorstellungen von Lemuria und versunkenen Kontinenten und ihren Andrew-Annen-irgendwas-Gemälden. (Jetzt, wo ich daran dachte, fiel mir wieder ein, daß auf einigen von ihnen Pyramiden zu sehen gewesen waren. Pyramiden auf dem Grund eines tropischen Meeres...)
    Mit einem verächtlichen Schnauben schüttelte ich den Kopf und verdrängte all diese verrückten Vorstellungen. Manchmal ist es schlimmer, seine Gedanken ziellos umherstreifen zu lassen, als über Dinge nachzugrübeln, die einen zu Tode ängstigen.

    Wir waren fast eine Stunde unterwegs, als die Turbulenzen ernsthaft begannen und mir die Grenzen von Neo-scopolamin aufgezeigt wurden. Die Merlin hüpfte in Hundertmetersätzen auf und nieder wie eine aufge-peppte Achterbahn, und wenn ich geglaubt hatte, die Triebwerke hätten sich zuvor mächtig angestrengt, hatte ich noch keinen Triebwerkslärm gehört. Über das mechanische Kreischen hinweg konnte ich jetzt tatsächlich das Prasseln des Regens hören, der von mächtigen Windböen gegen die Wandung getrieben wurde. (Oder, Drek, vielleicht war es auch Hagel. Wie auch immer, es klang wie ein

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