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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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aber ich hatte nicht vor, ihnen zu erklären, was mich aufgehalten hatte. Was das betraf, so schien auch Akaku'akanene ziemlich reizbar zu sein, aber ich war auch nicht richtig in Stimmung, mit ihr zu reden.
    Die Merlin war wie ein normaler Truppentransporter ausgerüstet, also mit einfachen, nach innen weisenden Sitzen auf beiden Seiten der Wandung. Als ich die Leiter emporkletterte, sah ich einen leeren Sitz vorne - als Dreingabe auch noch neben Alana Kono also zwängte ich mich an den Soldaten vorbei und ließ mich auf das kevlarverstärkte Material sinken. Ich befestigte den Vier-punkt-Sicherheitsgurt und verstaute dann das Sturmgewehr unter meinen Füßen, wobei ich den Tragriemen an einem Arretierbolzen festhakte. Aus dem Augenwinkel sah ich, daß mich Akaku'akanene mit einer soliden Portion Stinkeblick bedachte, während sie sich zum Heck des Flugzeugs begab, aber ich vermied es sorgsam, Augenkontakt mit ihr herzustellen.
    Jemand draußen faltete die Leiter ein, bevor er die Einstiegluke zuknallte und verschloß. Die Motoren heulten auf, ein schrilles Turbinen-Jaulen, das direkt durch die Wandimg drang und wie Eispickel in meine Ohren stach. Die Merlin erbebte und erzitterte und hob dann ab.
    Natürlich war ich schon in einer Merlin und vergleichbaren Maschinen geflogen. Wer nicht? Also erwartete ich keine Probleme mit Flugkrankheit. Natürlich war ich nur mit der zivilen Version der Kipprotormaschine vertraut, die bequeme, nach vorn ausgerichtete Sitze und einen Haufen Fenster hatte. Die militärische Version? Sie hatte die unbequemsten Sitze, die ich je ausprobiert hatte, und überhaupt keine Fenster.
    Keine Fenster. Haben Sie sich mal überlegt, was das bedeutet? Ein Kipprotor-Senkrechtstarter wie die Federa-ted-Boeing Commuter oder eine Merlin startet und steigt wie ein Hubschrauber... was bedeutet, daß sie im Steigflug grundsätzlich mit der Nase ziemlich steil nach unten zeigt. Wie wird das aber vom guten alten Sensorium interpretiert? Der Boden ist waagerecht, Chummer - das sagen die Augen, und das sagt auch das Gehirn, weil Böden immer waagerecht sind. Aber die Bogengänge im Ohr sagen, daß der Boden um mindestens 20 Grad geneigt ist. Und diese Diskrepanz zwischen dem, was das Hirn weiß, und dem, was die Bogengänge im Ohr sagen, ist es, die ernstliche Luftkrankheit verursacht. Typischerweise kann man sich davon befreien, indem man aus dem Fenster sieht und an Hand des Horizonts eine Wirklichkeitsüberprüfung vornimmt...
    Keine Fenster in einem Militärtransporter, Chummer. Ich fühlte mich ziemlich grün um die Kiemen, als Alana Kono zu meiner Rettung eilte. Zuerst glaubte ich, sie würde nur meinen Nacken massierem, aber dann nahm sie die Hand weg, und mir wurde klar, daß sie mir eines dieser Neoscopolamin-Narkosepflaster auf eine größere Arterie geklatscht hatte. Ich wollte ihr danken... und die Wirkung des Neoskopolamins im Pflaster hatte schon so weit eingesetzt, daß sich mein dankbares Lächeln in ein lüsternes Schlafzimmergrinsen verwandelte. Die Messerklaue besaß den Anstand, zu erröten und sich abzuwenden.
    Ich war echt froh über das Narkosepflaster, als die Merlin von den Steigflug in den Vorwärtsflug überging. Die Turbulenz war schon schlimm genug, aber noch schlimmer war das Wissen, daß Kipprotormaschinen wie Merlins während des Kippvorgangs ziemlich anfällig für Triebwerksaussetzer sind. Wenn die Triebwerke dabei ganz abgewürgt werden, gibt es keine Rettung mehr. Kein Gleitflug - die Tragflächen sind noch angestellt und geben keinen Auftrieb - und keine Autorota-tion - dasselbe gilt für die Rotoren/Propeller. Aber offensichtlich enthielt mein Narkosepflaster soviel Sorgenfrei, daß ich den Kippvorgang als ›ganz normale Angelegenheit betrachten konnte.
    Plötzlich wurde mir etwas klar, und ich wandte mich an Alana Kono. »Wissen Sie«, sagte ich irgendwie verlegen, »ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo der Halea-kala ist.«
    Damit handelte ich mir ein weiteres höhnisches Grinsen von Pohaku ein - keine Überraschung von dieser Seite - und ein weiteres Lächeln von Kono. Aus ihrer gepanzerten Jacke zog sie einen Palmtop, klappte den Bildschirm auf und arbeitete einen Augenblick mit dem Stift. Dann gab sie ihn mir. »Hier«, sagte sie, indem sie auf die Karte zeigte.
    Okay, da war die Kette der Hawai'i-Inseln, die auf dem Bildschirm plasmarot umrandet waren. Nicht, daß mir das viel geholfen hätte. »Und Honolulu ist...?« murmelte ich.
    »Hier.« Sie berührte die

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