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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Schuß aus einem Roomsweeper mit einer Steinsalzladung.)
    Die Soldaten in ihren Militärklamotten hatten keinen Spaß an dem Flug. Natürlich hätten sie es vor einem Hao/e-Zivilisten wie mir nie zugegeben - Drek, wahr scheinlich hätten sie es nicht einmal untereinander zugegeben aber ich sah, wie ihre Kiefermuskeln hervortraten. Sie bissen die Zähne zusammen, um sich Klagen zu verkneifen, oder vielleicht auch, um ihr Abendbrot bei sich zu behalten. Sogar Pohaku sah jetzt so aus, als fühle er sich ein klein wenig unwohl. Mein eigenes Unbehagen war fast so etwas wie ein angemessener Preis dafür, den Beweis zu sehen, daß er tatsächlich ebenso menschlich war wie der Rest von uns. Alana Kono neben mir sah entschieden blaß aus. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie ein weiteres Neoskopolamin-Pflaster herausholte und es sich auf den eigenen Nacken klatschte. Ich bedachte sie mit einem, wie ich glaubte, aufmunternden Grinsen, aber dem Ausdruck ihrer Augen nach zu urteilen, bekam ich es nicht ganz hin.
    Und in diesem Augenblick sackte die Merlin durch. Ein oder zwei Sekunden lang schienen wir uns im freien Fall zu befinden. Kono stieß einen Schrei aus, und einer der Soldaten grunzte alarmiert. Der einzige Grund, warum ich nicht laut aufschrie, war der, daß ich mir so heftig auf die Zunge biß, daß ich salziges Blut schmeckte. Die Triebwerke jaulten wie Banshees, als die Merlin den Sturzflug abfing. Wir wurden ein paarmal ziemlich hart durchgeschüttelt, als würden wir von irgendwo über uns beschossen.
    Drek, ich konnte nicht einfach sitzen bleiben. Ich griff nach unten, um meinen Vierpunktgurt zu lösen. Kono packte meine Hand und schüttelte den Kopf - offenbar traute sie sich nicht zu reden -, aber ich schob ihre Hand sanft, aber bestimmt weg und versuchte es noch einmal mit einem Lächeln, diesmal mit einem beruhigenden. Offensichtlich gelang es mir jetzt besser, weil sie nickte und wieder die Augen schloß.
    Ich kam schwankend hoch, wobei ich nach allem griff, was mir unter die Finger kam, um mich nicht sofort auf den Hintern zu setzen - die Lehne meines Sitzes, den Helm eines grüngesichtigen Soldaten... und ich schaffte es irgendwie, auf den Beinen zu bleiben und mich sogar, nachdem ich Halt am durchgängigen Gepäcknetz über meinem Kopf gefunden hatte, nach vorn zu arbeiten. Eine leichte Schiebetür war alles, was den Transportraum von der Pilotenkanzel trennte, also öffnete ich sie.
    Die Pilotenkanzel lag in völliger Dunkelheit. (Ich schätze, ich hätte damit rechnen müssen, aber es versetzte mir trotzdem einen Schock. Brauchte man keine Instrumente, um diesen Piloten-Drek durchzuziehen?) Einen Moment lang konnte ich nicht das Geringste erkennen, dann hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt, und ich machte vor mir zwei Silhouetten aus - dunkleres Schwarz vor dem Schwarz draußen. »Was ist los, zum Teufel?« wollte ich wissen.
    Die Silhouette auf dem Sitz zur Rechten drehte den Kopf, und ich sah zwei kleine rote Stecknadelköpfe, wo sich Augen hätten befinden sollen.
    Okay, auch das schockierte mich einen Moment lang, bis mir klar wurde, daß es sich bei den beiden Lichtpunkten um die Cyberaugen des Copiloten handelte. Reststrahlung seines aktiven Infrarot-Systems oder irgendwelcher Technodrek. »Hele pela!« fauchte mich der Copilot an. »Mach, daß du hier raus kommst, Ule!«
    Ich ignorierte ihn und packte die Schulter der Gestalt auf dem linken Sitz. (Das mußte der Pilot sein, richtig?) »Was ist los, zum Henker?« fragte ich. Und gewissermaßen als Nachsatz: »Wie wär's mit etwas Licht in dieser Hütte?«
    Einen Moment lang glaubte ich, der Pilot würde mir ebenfalls raten, mich zum Teufel zu scheren, aber dann nickte er. An den Steuerkonsolen leuchteten plötzlich überall Lämpchen, Anzeigen, Radarbilder und der übrige Kram auf, den (Meta-)Menschen brauchen, um Vögel zu spielen. In dem grellen plasmatischen Licht sah ich die Glasfaserkabel, die Pilot und Copilot mit den Kontrollen verbanden.
    »Also, was ist los, zum Henker?« wiederholte ich meine Frage.
    »Ino«, knurrte der Pilot. »Gewitter. Mächtiges Gewitter. Was haben Sie denn gedacht?«
    Wie um zu betonen, was der Pilot gesagt hatte, vollführte die Merlin wieder einen ihrer Achterbahn-Durchhänger, so daß ich fast durch die Pilotenkanzel geschleudert worden wäre. Weder Pilot noch Copilot bewegten sich. Sie hatten die Arme locker vor der Brust verschränkt. Aber der plötzlichen Anspannung ihrer Gesichtsmuskeln konnte

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