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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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wiederum einen wilden Hüpfer vollführte - und brüllte durch die Schiebetür. »Akaku'akanene! Schaff deinen gefiederten Hintern her, und zwar sofort!«
    Die Neneschamanin brauchte nicht länger als fünfzehn Sekunden, um sich zu mir in die Pilotenkanzel zu gesellen, aber das war trotzdem genug Zeit für die Merlin, noch ein paar Dutzend Male zu schwanken und zu rucken und zu torkeln. Im Plasmalicht der Anzeigen glitzerten ihre Augen kalt wie Glasperlen. Sie sagte nichts, aber ihre Körpersprache vermittelte perfekt die verdrießliche Frage: »Was?«
    Ich packte die Schulter des Copiloten. »Sagen Sie es ihr«, befahl ich.
    Der Mann plapperte etwas auf Hawai'ianisch. Ich schnappte hier und da ein paar Worte auf - darunter auch Uhane, Haole und lolo -, aber das war es. Als er fertig war, nickte die vogelknochige Kahuna.
    »Nene weist auf Gefahr hin«, sagte sie zu mir. »Ist viel Macht vor uns.«
    Ohne Drek, Sherlock, konnte ich mir gerade noch verkneifen. »Was ist mit den Geistern?« wollte ich wissen.
    »Ich spüre ihre Anwesenheit.« Sie sprach ganz ruhig, fast im Konversationston.
    »Tja, Sahne für dich!« schnauzte ich. »Kannst du vielleicht auch eine Möglichkeit spüren, die loszuwerden?«
    Sie zuckte ihre mageren Achseln. »Sie stehen Wache«, stellte sie fest.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, stellte ich trocken fest. »Kannst du sie nicht überreden, irgendwo anders Wache zu schieben?«
    »Sie bewachen das Gefüge«, konterte die Kahuna mit plötzlich scharfer Stimme. »Sie bewachen die Struktur.«
    Ich blinzelte. Wovon, zum Teufel, redete sie? Es sei denn... »Sie glauben, wir gehören zu dem Drek da?« ich zeigte wieder auf die geisterhafte Blume aus Licht auf der Infrarotanzeige. »Ist es das? Jesus, dann sag ihnen, daß wir dem ein Ende bereiten wollen, um Himmels willen!«
    Akaku'akanene zuckte wiederum die Achseln. »Sie glauben mir nicht.«
    Ich biß so fest auf die Zähne, daß meine Kiefermus-kein von einem stechenden Schmerz durchzuckt wurden. »Dann gib dir mehr Mühe«, knirschte ich.
    Die Neneschamanin nickte und schloß die Augen. Die Merlin ruckte und bockte immer noch, aber irgendwie hielt sie perfekt das Gleichgewicht - als spüre sie jede Bewegung des kleinen Flugzeugs im voraus.
    Ich wußte nicht, ob es meine Einbildung war, oder ob die Kahuna irgendwie mit ihrer Botschaft durchgedrungen war, aber nach ein paar Augenblicken hatte ich den Eindruck, als hätte das Rütteln nachgelassen. Die Zelle des Flugzeugs vibrierte immer noch, die Triebwerke heulten nach wie vor, aber zumindest schien jetzt das Rummelplatz-Auf-und-Ab unter Kontrolle zu sein. »Besser?« fragte ich den Piloten.
    Er nickte. »Höhe dreitausendeinhundert. Fluggeschwindigkeit zwei-zehn, relativ zum Boden einhundert. Zehn Kilometer vor dem Ziel.« Er warf mir einen Schulterblick zu. »Irgendwelche Anweisungen für den Anflug?«
    Ich gönnte ihm mein bestes Piraten-Grinsen. »Was nötig ist, um uns heil hinzubringen.«
    »Das kannst du laut sagen, Bruder. Neun Kilometer.«
    Auf der Infrarotanzeige ragte der Vulkan immer größer vor uns auf. Die Peripherie der Hitzeblume war immer noch amorph und an den Rändern ausgefranst. Aber zum erstenmal glaubte ich, eine Art innere Struktur ausmachen zu können. Sie schien von halbkreisförmigen Wellenfronten durchdrungen zu sein, die mich an das Kräuseln erinnerten, das ein ins Wasser geworfener Stein verursacht. Irgend etwas Bizarres ging in dem Krater vor, das stand fest.
    Ich ging durch die Tür in die Passagierkabine zurück. »Wir sind noch acht Kilometer vom Ziel entfernt«, sagte ich zu ›meinen‹ Leuten. Einen Moment lang kam ich mir vor wie in einem alten 2D-Firm über Vietnam. »Ich glaube, es könnte das werden, was man eine ›heiße Lan-dezone‹ nennt«, fügte ich trocken hinzu.
    Das Flugzeug hallte von metallischem Kastagnetten-Geklapper wider, als die Soldaten ihre Waffen durchluden. Ich dachte an meine eigene Waffe, das ach so tolle Sturmgewehr, auf dem Boden unter meinem leeren Sitz. Etwas Tödliches zu haben, um sich daran festzuklammern, hätte mich eine Spur aufgemuntert, aber es hätte auch bedeutet, einen meiner beiden Haltepunkte aufgeben zu müssen, die mich davor bewahrten, mich der Länge nach auf dem Kabinenboden auszustrecken. Alles in allem hielt ich es für besser, mein Spielzeug später aufzuheben.
    Als ich mich wieder zur Steuerkonsole umdrehte, hatte der Pilot die Infrarotanzeige gelöscht und das Bild durch einen komplexen Mischmasch aus

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