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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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ich entnehmen, daß sie geistig ebenso hart arbeiteten, wie sie das körperlich getan hätten, wenn sie auf körperliche Kontrollen angewiesen gewesen wären.
    »Sind so schlimme Gewitter normal?« fragte ich, als mein Herz wieder angefangen hatte zu schlagen.
    »Auf keinen Fall, Bruder.« Diesmal antwortete mir der Copilot. »Sind nie so schlimm wie das hier, ja?«
    »Aber was geht dann hier vor, zum Teufel?« hakte ich nach, obwohl ich befürchtete, die Antwort darauf bereits zu wissen.
    »Etwas ganz Übles«, erwiderte der Pilot. »Direkt vor uns.«
    »Wo sind wir überhaupt?«
    »Passieren gerade Kihei, Flughöhe zwotausendneun-hundertfünfzig Meter. Fluggeschwindigkeit zweihundert, relativ zum Boden eher fünfzig.«
    Auf dieses kleinen Juwel von einer Information reagierten meine Eingeweide nicht gerade mit einem Freudensprung. Fluggeschwindigkeit 200, Geschwindigkeit relativ zum Boden 50 - das bedeutete, die kleine Merlin kämpfte gegen einen Gegenwind von 150 Stundenkilometern an.
    Ich versuchte es mit einem raschen Rundumblick durch die Kanzel. Nichts - buchstäblich Drek. Der Regen schlug schneller gegen die Windschutzscheibe, als die Wischer ihn entfernen konnten. Es war fast so, als würde das Flugzeug mit Kübeln überschüttet oder von einem Wasserwerfer unter Beschuß genommen. Dahinter war nur Schwärze. Kein Boden, kein Horizont, keine Sterne, nichts.
    Ich deutete auf die Kanzel. »Habt ihr irgendein Instrument, das durch diesen Drek sehen kann?« fragte ich.
    Niemand antwortete laut, aber die Anzeige auf einem der Konsolenbildschirme änderte sich. In computerverstärkten falschen Farben konnte ich die schroffen Hänge eines gewaltigen Berges sehen. Der Haleakala ragte vor uns auf - er mußte es sein.
    Die Farben auf der Anzeige waren falsch, aber Kontrast und Konturen waren ebenfalls daneben. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff. Ich sah den Berg nicht vermittels sichtbarem Licht. Diese Anzeige mußte von irgendeinem Infrarot-Sichtgerät erzeugt werden, das vermutlich unter dem Bauch der Merlin hing. Im wesentlichen sah ich Wärme.
    Was dem Leuchten, das die Spitze des Berges auszustrahlen schien, eine bedrohliche Dimension verlieh. Auf dem Infrarotschirm blühte vor dem Hintergrund der Schwärze des Himmels eine amorphe Blume aus blassem Licht auf der Spitze des Haleakala. Das Licht waberte und schimmerte wie Global-Geographic-Tri-deos vom Nordlicht.
    »Was, zum Teufel, ist das?« fragte ich, mit dem Finger auf die Anzeige deutend. »Ich dachte, der Haleakala sei ein untätiger Vulkan.«
    »Ist er auch, Bruder«, sagte der Copilot. »Seit Zwan-zig-achtzehn. Keine Ahnung, was das ist.« Er drehte sich zu mir um, und seine Cyberaugen leuchteten wie glühende Kohlen. »Besser, wir fliegen zurück, ja?« fragte er hoffnungsvoll.
    Verdammt gute Idee. Trotzdem sagte ich: »Sie haben Ihre Befehle.«
    Er wandte sich ab und murmelte irgend etwas auf Hawai'ianisch vor sich hin. Ich brauchte keinen Übersetzer, um die Bedeutung zu verstehen: War besser, wenn den Haole der Schlag treffen würde... und zwar sofort!
    Die Merlin hüpfte wieder auf und ab und schien in der Luft zu torkeln. Ich hielt mich an den Sitzlehnen der Besatzung fest und spreizte die Beine. Entweder ließ die Wirkung des Neoscopolamin in dem Narkosepflaster nach, oder die Angst drang jetzt durch das chemisch erzeugte Wohlbefinden. Es gefiel mir nicht, wo ich mich befand, Chummer, nicht im geringsten.
    Wiederum torkelte die Maschine, und die linke Flügelspitze wurde tief nach unten gedrückt, bevor der Pilot gegensteuerte. In diesem Augenblick klatschte etwas gegen die Kanzel - es klang wie eine solide Wasserwand und nicht mehr wie einzelne Tropfen. Die Triebwerke heulten.
    Und dann sah ich etwas, das nicht da sein durfte -konnte. Ein Gesicht, Chummer. Ein Gesicht, das sich gegen die Transpex-Kanzel preßte. Einen Moment lang da und dann wieder verschwunden, wobei es mit Augen in die Kanzel gestarrt hatte, die nicht menschlich waren, und dabei schauerlich grinste.
    »Und was, zum Teufel, war das?« rief ich.
    Einen kurzen Augenblick lang dachte ich - hoffte ich -, die Besatzung hätte nichts gesehen und meine Phantasie sei mit mir durchgegangen. Aber dann wurde diese Hoffnung zerstört, als sich der Copilot zu mir umdrehte, dessen Gesicht im Plasmalicht plötzlich aschfahl war. »Uhane, Hoa«, keuchte er. »Ein Geist. Ein Gewittergeist.«
    Ach, einfach Sahne. Ich drehte mich um - wobei ich fast gestürzt wäre, als die Merlin

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