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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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klopfen. »Ich komme mir vor wie in einem Aquarium.«
    Sein Kichern kam laut und deutlich aus den verborgenen Lautsprechern, während die Scheibe im oberen Teil der Unterhaltungseinheit verschwand. »Besser so?«
    »Viel besser.« Als Scott den Fahrgang einlegte und der Phaeton zügig losrollte, versanken noch ein paar Zentimeter meiner Anatomie in der Polsterung. »Scott«, sagte ich nach einem Augenblick, »was meinen Sie? Brauche ich den Vierpunktgurt?«
    »Hey, ich weiß, daß einige Touristen sogar dafür bezahlen, sich festschnallen zu lassen.« Ich sah ihn seinen großen Kopf schütteln. »Sie kommen auch mit dem Beckengurt aus, wenn Sie wollen, aber etwas werden Sie brauchen, um nicht quer durch den Wagen zu fliegen, wenn ich ein paar harte Fluchtmanöver fahren muß.«
    Während ich den Beckengurt anlegte, stellte ich die nächste logische Frage. »Ist das wahrscheinlich? Fluchtmanöver, meine ich.«
    Mein Chauffeur zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich? Nein. Möglich? Ja.« Er schnaubte. »Wir haben dieses |ahr schon ein paar Anschläge auf hohe Konzerntiere erlebt, und die Schützen machen sich vielleicht nicht die Mühe, herauszufinden, wer sich im Wagen befindet, bevor sie losballern, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Wer steckt hinter diesen Anschlägen?«
    »ALOHA, wer sonst?«
    Ich blinzelte. »ALOHA? Die gibt es immer noch?«
    »Die wird es immer geben, Bruder. Manche Leute sind nie zufrieden mit dem, was sie erreicht haben. Yankees raus, Japse raus, Haoles raus ...«
    Ich unterbrach ihn. »Howlies?«
    »Haoles.« Er buchstabierte das Wort. »Anglos, Bruder. Weiße. Ausländer... wie Sie, okay?« Das Lächeln, das ich in seiner Stimme hörte, nahm seinen Worten den beleidigenden Beiklang. Dann fuhr er fort. »Wie ich schon sagte, Haoles raus, Konzerne raus ...« Er schnaubte wieder, um mir zu zeigen, was er von dieser Einstellung hielt.
    Wir verließen das Flughafengelände und fuhren auf eine moderne sechsspurige Autobahn. Scott gab Gas, und die Turbine des Phaeton sang. Ich warf einen Blick auf die Bar, dachte kurz darüber nach - zum Teufel damit, warum nicht? -, öffnete sie und suchte inmitten der Miniflaschen darin nach einem Scotch. Glenmoran-gie, fünfundzwanzig Jahre alter Single-Malt - nun, das Zeug reichte gewiß für meine Ansprüche. Die aktive Radaufhängung der Limousine fraß alle Unebenheiten und Vibrationen der Straße, so daß ich keine Schwierigkeiten hatte, mir einen guten Schluck in ein massives Kristallglas zu gießen und einen Spritzer Wasser hinzuzufügen. Ich prostete schweigend Scotts Hinterkopf zu, und im Rückspiegel sah ich die kleinen Fältchen um seine Augen, als er lächelte. Ich nippte und ließ die Magie des Scotches wirken.
    »Scott«, sagte ich nach ein paar Minuten, »Sie wissen, wer ich bin, stimmt's?«
    Er stutzte, und ich wußte, daß er darüber nachdachte, welche Antwort er mir geben sollte. »Natürlich, Mr. Tozer«, sagte er schließlich.
    Ich lächelte. »Nennen Sie mich Dirk«, erinnerte ich ihn gelassen.
    Er lächelte wieder und gab zu: »Okay, ja, ich weiß, wer Sie sind.«
    »Und Jacques Barnard hat Ihnen auch gesagt, warum ich hier bin?«
    »Ich kenne keinen Jacques Barnard«, log er mit fester Stimme. »Mein Boß ist Elsie Vogel bei Nebula.« Er hielt inne. »Aber ich weiß, daß Sie hier sind, um eine Botschaft zu überbringen, und ich weiß auch, wem Sie sie überbringen werden.«
    »Sagen Sie es mir.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das brauchen Sie noch nicht zu wissen«, sagte er, und zum erstenmal hörte ich eine Spur Stahl unter seiner Freundlichkeit. Dieser gut gekleidete Ork war nicht irgendein Konzern-Lakai, wurde mir klar, er hatte mehr drauf. »Ich fahre Sie dorthin, wenn die Zeit gekommen ist«, fuhr er fort, und seine Stimme war wieder die Freundlichkeit in Person. »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    »Wann?«
    »Wahrscheinlich morgen. Der Mann, den Sie treffen werden - er ist heute auf einer der äußeren Inseln -, wird erst spät in der Nacht oder morgen früh zurückkehren. Irgendein dringender Notfall oder so.« Er drehte sich kurz zu mir um und grinste mich über die Schulter an. »Was bedeutet, Sie haben den ganzen Tag und die ganze Nacht, um sich die Sehenswürdigkeiten anzusehen, Bruder. Und mich zu Ihrer Verfügung.« Er deutete mit einem riesigen Daumen auf seine Brust. »Der Reiseführer Numero eins, das bin nämlich ich.«
    Ich seufzte und ließ mir das bei einem weiteren Schluck Glenmorangie durch den Kopf gehen.

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