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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Liter Black-Dog-Bier und schwitzte etwa die doppelte Menge an kaltem, stinkendem Angstschweiß aus. Ein paar Tische mit hartgesichtigen Einheimischen bedachten mich mit spekulativen Blicken. Ich wußte, sie hatten bei meiner Ankunft mitbekommen, daß ich bewaffnet war, aber sie näherten sich langsam dem Punkt, an dem die Chancen nicht schlecht standen, daß sie dem Haole auf den Zahn fühlen würden, nur um festzustellen, ob er die Hardware, die er bei sich hatte, auch benutzen konnte.
    Gegen neunzehn Uhr kam Te Purewa hereinstolziert, und ich war so froh ihn zu sehen, daß ich ihm mit Freuden die Zunge - oder auch jeden anderen Körperteil -herausgestreckt hätte, wenn das bewirkte, daß er mich wohlwollender betrachtete. Er sah mich in dem Augenblick, in dem er zur Tür hereinkam, und seine finstere Miene verstärkte den Stinkeblick-Quotienten um einen beträchtlichen Faktor. Ich warf einen Blick auf die hart-äugige Kellnerin - ich hatte ihr bereits erklärt, was sie tun sollte, und ihr ein so hohes Trinkgeld zugesteckt, daß sie sich vielleicht tatsächlich daran erinnerte - und nickte ihr zu.
    Ich konnte nicht hören, was sie sagte - wahrscheinlich etwas wie: »Siehst du den durchgeknallten Haole da drüben in der Nische? Er sagt, er will dir einen ausgeben. Solltest du zufällig deinen Kredstab fallen lassen, verpaß ihm 'nen Tritt, bevor du dich bückst, um ihn aufzuheben, ja?« -, aber das spielte eigentlich keine Rolle. Te Purewa - Mark Harrop - warf mir einen schmetternden Blick unter seinen buschigen schwarzen Brauen hervor zu, aber ich sah ein neues Element in seinem Blick -Neugier.
    Er kam nicht sofort zu mir - das wäre selbstverständlich nicht cool gewesen, und Coolsein ist alles. Er zögerte es gute fünfzehn Minuten hinaus, bevor er zu mir schlenderte, um mich aus kürzerer Entfernung anzufunkeln. Ich warf einen bedeutungsvollen Blick auf den Stuhl mir gegenüber, aber er setzte sich nicht. Das Schweigen dehnte sich, dann grunzte er: »Maletina sagen, du mit mir reden wollen.«
    »Kia ora, Te Purewa«, erwiderte ich. »Was trinkst du?«
    Er zögerte, dann zuckte er die stämmigen Schulter. »Wodka.«
    Ich nickte der Kellnerin, Maletina, zu, die in der Nähe geblieben war, wahrscheinlich, um sich den Spaß nicht entgehen zu lassen, wenn der kräftige Pseudo-Maori beschloß, den Haole zu Brei zu schlagen. Sie bedachte mich mit einer weiteren Kostprobe des Stinkeblicks, schob jedoch in die ungefähre Richtung der Bar ab.
    »Wir hatten gestern einen unglücklichen Start«, sagte ich in gemessenem Tonfall, während wir auf seinen Drink warteten. »Ich hatte nicht die Absicht, dich zu beleidigen.« Ich ließ mein bestes entwaffnendes Lächeln aufblitzen. »Wir dämlichen Touristen, wissen es eben nicht besser, neh?«
    »Dämliche Touristen oft enden mit eingeschlagenem Schädel«, knurrte er. Aber trotz dieser demonstrativen Härte sah ich, daß er eigentlich lachen wollte. Zum erstenmal seit einiger Zeit gestattete ich mir den Luxus, ein wenig Hoffnung zu empfinden.
    Dann kam Maletina mit dem Drink des Pseudo-Maori. Er sah aus wie ein Dreifacher, was nicht zuletzt an der Tonne Eis im Glas lag. Maletina spielte offenbar »Nimm den Haole aus«, aber ich beschwerte mich nicht. Ich hob mein Glas Dog und versuchte mich an Scotts Trinkspruch zu erinnern. »Okolemaluna«, sagte ich schließlich.
    Te Purewa hob sein Glas ebenfalls. »Gleichfalls.« Er trank die Hälfte des Wodkas in einem Zug, dann blies er die Wangen auf und stieß ein zufriedenes Grunzen aus. Sein hartes Funkeln war ein wenig weicher geworden.
    »Du kennst Scott schon eine ganze Weile, nicht?« fragte ich nach einer angemessenen Pause.
    Der Möchtegern-Maori zuckte die Achseln. »Ganze Weile, klar«, stimmte er zu. Er lächelte. »Zusammen getrunken, Pilikia - Ärger - gemacht und so. Aikane - Freund.« Plötzlich verengten sich seine Augen mißtrauisch. »Wo Scott hin, Ule, häh? Wo?«
    Es gab keine schonende Art, ihm die Neuigkeit beizubringen - zumindest keine, die mir das gewünschte Ergebnis liefern würde. »Er ist tot«, sagte ich gerade heraus. »Irgendein Kerl namens Tokudaiji hat ihn umlegen lassen.«
    Er war halb aus seinem Stuhl, und seine Hand griff nach einer Ausbuchtung unter seiner Lederjacke. Ich knallte den Lauf meiner Browning gegen die Unterseite des Tisches - ich hatte die Kanone aus dem Gürtel gezogen, während er sich mit seinem Wodka beschäftigte -, und als ich wußte, daß ich seine Aufmerksamkeit hatte, entsicherte

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