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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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ich die Waffe. Der Art nach zu urteilen, wie sich seine Augen bei dem metallischen Klick weiteten, wußte er mit dem Geräusch etwas anzufangen. Lang-sam zog er die Hand von seiner Waffe zurück und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Aber sein Blick wich nicht von meinem Gesicht, und ich spürte die Wut, die er im Moment hinunterschluckte.
    »Haole, du tot«, flüsterte er. »Du pau, klar? Vielleicht nicht sofort. Aber irgendwann du pau.«
    Es war nicht leicht, so zu tun, als ließe mich so viel Haß kalt, aber mir gelang ein unbeschwertes Achselzucken. »Da hast du recht, Te Purewa«, sagte ich glatt. »Ich war bei Scott, als er gegeekt wurde. Glaubst du nicht, daß Tokudaiji mich auch umlegen lassen wird, um den Job zu beenden? Natürlich bin ich tot, Bruder. Aber glaubst du, ich hätte Angst vor dir, wenn Yakuza-Samu-rai hinter mir her sind?«
    Das drang zu ihm durch, wie ich es gehofft hatte. »Die Yakuza?« Er blinzelte. »Der Tokudaiji? Er Da kine... er Oyabun. Nui großer Yak.«
    »Das hast du erfaßt«, bestätigte ich.
    »Yaks Scott umgelegt? Tokudaiji meinen Aikane umgebracht?«
    »Genau das ist passiert.« Ich hielt inne. »Ich weiß nicht, was dahintersteckt, Te Purewa. Ich bin nach Hawai'i gekommen, um eine Botschaft zu überbringen -Scott wußte, wem ich sie überbringen sollte, ich nicht. Heute habe ich zum erstenmal von Ekei Tokudaiji gehört. Ich muß mehr wissen. Was kannst du mir über ihn sagen?«
    Es hatte funktioniert, das sah ich. Die vielen Schocks -Scotts Tod, die Identität seines Mörders (zumindest in meiner Version der Geschichte), dann das offene Eingeständnis, daß ich seine Hilfe brauchte - hatten ihre Aufgabe erfüllt. Te Purewa wußte nicht genau, was er von mir halten sollte. Letzten Endes mochte er zu dem Schluß kommen, daß der Haole sterben mußte. Aber für den Augenblick hatte ich seinen Widerstand gebrochen.
    Der Beinahe-Maori blinzelte wieder. Dann sagte er: »Auf den Inseln sind haufenweise Japaner.« Mir fiel auf, daß sein Akzent und die Stärke seines Pidgin-Dialekts längst nicht mehr so ausgeprägt waren, als habe er über die Mühe, sich zu erinnern, seine polynesische Herkunft vergessen. »Du weißt Bescheid über die Yakuza, ja? Sie sind traditionell die ›Beschützer der Leute‹. Wenn irgendein Herr zuviel Pilikia macht, können die Leute zu den Yaks gehen und sagen: ›Helft uns mit diesem Ule‹, und die Yaks tun es. Auch heute noch. Gibt zwar keine Herren mehr, aber dafür Konzerne und Bullen und Politiker und so, ja?
    Also haben die Japaner, das gewöhnliche Volk, nui Respekt vor den Yaks, ja?« fuhr er fort. »Die Yaks sagen ihnen, kein Sorge, keine huhu, wenn sie aufgebracht sind. Sie beruhigen sie also auch.
    Ist mit Na Kama'aina passiert, ist mit ALOHA passiert ...«
    Ich hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. »Augenblick. Was ist mit Na Kama'aina und ALOHA passiert?«
    Te Purewa schnaubte. »Konzerne raus, Haoles raus, ja? Der ganze Kanike, genauso.« Er zögerte und runzelte wieder die Stirn. »Scott hat dir davon nichts erzählt? Scotty hatte 'ne Menge für den ALOHA -Kanike übrig.«
    Jetzt blinzelte ich. Hatte er nicht, oder? Aber jetzt war nicht die Zeit, das zuzugeben. »Ja, davon hat er kurz erzählt«, sagte ich beruhigend, »aber kaum Einzelheiten. Ich war ja der dämliche Haole, klar?«
    Er kicherte, und ich wußte, daß ich sein Mißtrauen wieder beschwichtigt hatte... fürs erste. »ALOHA versucht, großen Pilikia zu machen«, fuhr Te Purewa fort, »großen Ärger, jeder huhu, ja? Ein paar Yaks sagen: ›Na und? Nicht unser Problem, Kumpel. «‹ Ich glaubte, langsam zu verstehen - zumindest einiges davon. »Aber nicht Tokudaiji?«
    »Du hast's erfaßt, Hoa«, stimmte er vehement zu. »Tokudaiji sagt, ALOHA-Kram alles Kanike, gibt keinen Sinn, ja? Hawai'i braucht Konzerne. Hawai'i braucht Haoles - wenigstens ein paar.« Er schnaubte wieder.
    »Hawai'i braucht Geld, Bruder, das weiß ich ganz sicher. Wenn's keine Konzerne mehr gibt, wo kommt dann das Geld her, häh? Wo kommt das Essen her? Können schließlich nicht die Landschaft essen.«
    Ich nickte zögernd. »Also haben ALOHA und Na Kama'aina versucht, die Leute zum bewaffneten Aufstand gegen die Konzerne aufzustacheln, richtig? Und dann hat sie Tokudaiji wieder beruhigt?«
    »Die Japse beruhigt«, korrigierte Te Purewa. »Japse die einzigen, die ihm richtig zuhören.« Der Möchtegern -Maori hielt inne, und seine Miene nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Ich glaubte zu wissen, was

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