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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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er als nächstes fragen würde.
    Ich behielt recht. »Was Scotty getan, daß er umgelegt wurde, häh?« fragte er mich leise. »Oyabun auf Zehen getreten? ALOHA-Drek gebetet? Oyabun ganz pupule gemacht - total sauer gemacht, ja?«
    Was, zum Henker, irgendwann mußte ich es ihm ohnehin sagen. »Das könnte man sagen«, stimmte ich zu.
    »Was Scotty Oyabun getan, häh?«
    »Er hat ihn umgelegt«, sagte ich.

    Ich war schon hier gewesen, und ich haßte es.
    Nun, nicht genau hier, aber an genügend Orten wie diesem, daß mir die Umgebung auf deprimierende Weise vertraut war. Nach einer Weile ist eine Ein-Zim-mer-Bude wie die andere - irgendwie verschmelzen sie im Gedächtnis zu einer einzigen. Zugegeben, es gab Unterschiede - in dieser gab es Küchenschaben anstelle von Ratten, und ich sehnte mich nach einer Klimaanlage anstatt nach einer Heizung. Aber abgesehen davon -null Unterschied.
    Ich lag auf der ausgeleierten Matratze und wälzte mich umher, um eine Stellung zu finden, in der sich so wenig Federn wie möglich in meinen Körper bohrten. Ich starrte an die Decke.
    Wo war ich hier nur hineingeraten? (Diese Frage war mir ebenfalls auf deprimierende Weise vertraut.) Ich glaubte jetzt, einen Anhaltspunkt zu haben. Ich glaubte, mir zumindest einen Teil der Geschichte zusammenreimen zu können. Plötzlich sah es nicht mehr so aus, als wüßte ich einen Drek darüber, was wirklich abging. Ich seufzte.
    Zumindest hatte ich jetzt eine Hilfe. Einen zeitweiligen Verbündeten. Te Purewa natürlich. Ich konnte mich nicht zu sehr auf ihn verlassen. An irgendeiner Stelle fielen ihm vielleicht ein paar der Ungereimtheiten in der Geschichte auf, die ich ihm aufgetischt hatte, und dann würde er mit einigen seiner übergroßen Freunde vorbeikommen, um mir richtig auf den Zahn zu fühlen. Nein, es war besser, wenn ich mein Glück nicht allzusehr auf die Probe stellte.
    Doch im Augenblick hatte sich dieser neue Verbündete mehr als bezahlt gemacht. Ich brauchte eine Bleibe - er hatte mir eine Bleibe besorgt, ein Zimmer in einer abgewrackten Pension am Rande der Innenstadt von Ewa. Ich brauchte einen fahrbaren Untersatz - er hatte mir einen fahrbaren Untersatz besorgt, eine fünfzehn Jahre alte 250er Suzuki. Ich brauchte ein Schießeisen - er hatte mir ein Schießeisen besorgt, einen Colt Manhunter, von dem er Stein und Bein schwor, daß er nicht registriert war und sich in keiner ballistischen Datenbank befand. Und ich brauchte Schlaf. Dabei half er mir nicht.
    Aber natürlich konnte ich nicht schlafen. Ich war noch zu aufgewühlt von dem Attentat und den Folgen, und die Gedanken drehten sich in meinem Kopf wie ein Propeller. Immer wieder ging ich die Ereignisse durch und versuchte die Puzzleteile an die richtigen Stellen zu schieben, so daß alles einen Sinn ergab. Tolle Aussichten.
    Ein paar Stunden lang hatte alles so einfach ausgesehen. Ein Konzernattentat auf Tokudaiji - von Barnard initiiert - mit mir als Tarnung und Scott als Attentäter -natürlich beide entbehrlich und via Bauchbombe zu be- seitigen- Ungefähr so einfach und klar, wie heutzutage etwas sein kann, neh?
    Aber so einfach konnte es nicht sein. Zum einen schien Tokudaiji, der Oyabun, ein bedeutender Befürworter der Konzerne zu sein... wenn ich Te Purewa in diesem Punkt vertrauen konnte. Wenn ALOHA und die anderen Hitzköpfe versuchten, die Bevölkerung gegen die Megakonzerne aufzuwiegeln, war es Tokudaiji, der alles daransetzte, um sie wieder zu beruhigen. Also mußte es in Barnards bestem Interesse sein - in Yama-tetsus bestem Interesse und im besten Interesse aller Megakonzerne, die einen Haufen Kreds aus Hawai'i herauszogen -, Tokudaiji am Leben zu lassen. Jetzt, wo er nicht mehr da war...
    Nun, Te Purewas Interpretation der Situation - und ich mußte ihm zustimmen - sah so aus, daß Tokudaijis Tod bedeutende Auswirkungen haben würde. Das Attentat würde als Unternehmen eines Megakonzerns betrachtet werden. Gerüchte in dieser Hinsicht kursierten schon auf den Straßen, während ich noch Dog mit dem Pseudo-Maori trank. Was würde die Bevölkerung - und insbesondere die zahlreiche (und ziemlich einflußreiche) japanische Bevölkerung daraus machen? Die bösen, hinterhältigen, gemeinen und widerlichen Megakonzerne hatten gerade einen wichtigen ›Beschützer des Volkes‹ beseitigt. Plötzlich würde es für ALOHA und Na Kama'aina viel einfacher sein, die Bevölkerung gegen die Konzerne aufzuwiegeln, richtig? Ich konnte mir mühelos gegen Anlagen und Personal

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