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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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›Überweisungsbelege‹ löscht. Bei einem Kredtransfer archivieren normalerweise sowohl der ›Spen-der‹-Stab als auch der ›Empfänger‹-Stab die Einzelheiten der Transaktion. Jeder mit dem richtigen Werkzeug -hauptsächlich Cops - kann diese Art Transfer mühelos zurückverfolgen. Mit Quincys Spielzeug glauben beide Stäbe, daß sie die entsprechenden Daten archivieren... aber keiner tut es. Sucht man später nach Überweisungsbelegen, findet man keine. Und, nein, die Software ist nicht gut genug, um Kreds auf einen leeren Stab zu transferieren, ohne dem anderen die entsprechende Summe abzuziehen. Selbst Quincy kann keine Wunder wirken.)
    Und genau das tat ich. Ich verbarg mich wie ein Penner im Eingang eines mit Brettern vernagelten Hauses und transferierte ein paar hundert Nuyen von ›Brian To-zers‹ Kredstab auf einen jungfräulich leeren. Zuversicht-lieh, daß ich keine breite, grell leuchtende elektronische Spur hinterlassen würde, der Yaks, ALOHA und andere Schurken folgen konnten, machte ich mich daran, eine neue Bleibe zu finden.
    Erster Punkt auf der Tagesordnung war mein Abgang aus Ewa. Ich hätte nur zu gerne die kleine Suzuki genommen - mittlerweile war sie mir richtig ans Herz gewachsen -, aber ich konnte nicht absolut sicher sein, sie von allen etwaigen Sendern befreit zu haben. Also nahm ich Den Bus - das stand jedenfalls in gelber Leuchtschrift auf der Seite, Der Bus, falls ihn jemand mit, sagen wir, Der Kunstgalerie oder irgendwas verwechselte -und fuhr nach Waipahu. Offensichtlich handelte es sich dabei um eine weitere nicht mehr als eigenständige Stadt existierende Gemeinde wie Ewa, die kürzlich vom Moloch Honolulu geschluckt worden war.
    Wenn ich nicht auf die Straßenschilder geachtet und den Fahrer Des Busses mit idiotischen Fragen genervt hätte, wäre mir gar nicht aufgefallen, daß ich Ewa verlassen hatte. Waipahu sah genauso aus, wie Renton an einem Tag mit guter Luft, und das bewirkte, daß ich mich gleich heimisch fühlte.
    Ich zog in ein Hotel namens Ilima Joy. Auf einem Schild draußen standen die Übernachtungsgebühren pro Tag, Woche oder Monat, aber den spärlich gekleideten Individuen nach zu urteilen, die mich auf dem Weg dorthin liebebedürftig ansprachen, würde der Laden wahrscheinlich bestens floriert haben, hätte er seine Zimmer stundenweise vermietet. Ich nahm mir eine ›Wohlbehagen-Suite‹ - mit anderen Worten, ein Zimmer mit eigenem Klo, Telekom und Kochplatte - und gab meinen ›blinden‹ Kredstab ab, um eine Woche im Voraus zu bezahlen (für 350 Nuyen geradezu spottbillig). In den meisten Teilen der Welt ist es gesetzlich vorgeschrieben, daß Hotelgäste irgendeine Art Ausweis vorlegen. Ich hielt einen meiner unwichtigeren Falschausweise bereit - nicht gut genug, um damit einen Kredstab zu bekommen oder durch den Zoll zu gelangen, aber mit Sicherheit gut genug, um mich im Ilima Joy einzutragen. Die Mühe hätte ich mir sparen können. Der gelangweilt aussehende Mann am Empfang gab mir lediglich einen Schreibstift und sagte mir, ich solle auf dem druckempfindlichen Schirm des ziemlich mitgenommen aussehenden Gästebuch-Computers unterschreiben. Ich widerstand dem Drang, mich unter ›A. Lias‹ oder einem ähnlichen Namen einzutragen, sorgte aber dafür, daß meine Unterschrift selbst mit Computerunterstützung völlig unleserlich war. Ich nahm die schmuddelige Magnetkarte von dem Burschen entgegen, ging die zwei Treppen hinauf und fand schließlich Zimmer 301.
    Wenn das eine Wohlbehagen-Suite war, fragte ich mich sofort, wessen Wohlbehagen sollte sie dann steigern? Nicht meines, Chummer, das war mal sicher. Das Klo war privat und nur für mich - wahrscheinlich deshalb, weil niemand anderer eines wollte, das nicht funktionierte und die Tür zu seinem Kabuff fehlte. Die Kochplatte funktionierte dagegen offensichtlich, nach den Brandflecken an der Wand und auf der Arbeitsplatte zu urteilen. Ich konnte mir nicht vorstellen, sie auszuprobieren. Und das Telekom funktionierte ebenfalls, auch wenn es auf hinausgehende Anrufe beschränkt war (die zweifellos unten am Empfang registriert und in Rechnung gestellt wurden). Trotzdem war es alles, was ich im Augenblick brauchte.
    Erster Punkt auf der Tagesordnung war, die legalen Möglichkeiten in Erfahrung zu bringen, an den Ali'i heranzutreten ...
    Nein, erster Punkt auf der Tagesordnung war, ein wenig Schlaf zu bekommen. Gejagt zu werden, zehrt an einem, Chummer, das können Sie mir glauben. Es war weniger mein

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