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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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halten Sie sich raus, Mr. Montgomery. Ganz und gar.«
    »Das würde ich tun, wenn ich die Möglichkeit hätte«, antwortete ich aufrichtig.
    »Dann verschaffen Sie sich die Möglichkeit.«
    »Wer, zum Teufel, sind Sie überhaupt?«
    »Wie ich schon sagte, ein Freund«, wiederholte der Mann sanft.
    »Und Sie sagen mir, Sie wissen, was vorgeht?« Er nickte. »Ja, klar«, schnaubte ich. »Beweisen Sie es, wenn Sie wollen, daß ich Ihnen Beachtung schenke.« Erst, als ich die Worte ausgesprochen hatte, fiel mir der letzte ›Beweis‹ ein, den man mir geliefert hatte. Aus einem Reflex heraus warf ich einen Blick auf das Schußloch im Fenster.
    Und so entgingen mir die ersten Augenblicke der Verwandlung. Als ich den Blick wieder auf den Schirm richtete, zerflossen die Umrisse des Gesichts bereits, veränderten sich - verwandelten sich. Nichts, was ich auf jenem Schirm sah, überstieg die Möglichkeiten eines talentierten Burschen mit einem Cray-Amiga Submicro unter FX Oven... aber tief im Innern wußte ich, daß das, was ich sah, kein Trick, kein Spezialeffekt war. Der Schädel des Mannes dehnte sich aus und verlängerte sich. Die eisigen Augen schwollen an, rutschten weiter auseinander, wanderten auf die Seiten des Schädels. Sein Mund öffnete sich und wies plötzlich dolchartige Zähne auf. Hinter den Zahnreihen bewegte sich etwas - eine schwarze Zunge, die wie die einer Schlange gespalten war.
    »Ist das Beweis genug?« fragte der Drache.

14
    Der große Wurm. Der verdammte Hosengurt.
    Er mußte es sein, nicht wahr? Ryumyo, der verdammte Großdrache. Jesus Christus im Himmel. Wie war das noch gleich mit dem Untertauchen?
    Meine Hände zitterten, was es mir erschwerte, den Wagen kurzzuschließen, den ich gerade stahl - einen netten, unauffälligen Volkswagen Elektro, der hier und da große Rostflecken aufwies. Ich wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß aus den Augen und versuchte, mir nicht in die Hose zu machen.
    Ein netter entspannender Ausflug auf die Inseln. Liefern Sie eine Botschaft ab, legen Sie sich ein bißchen Sonnenbräune zu, kippen Sie sich ein paar Mai-Tais hinter die Binde, und schon ist alles erledigt. So hatte Barnard die Sache dargestellt.
    Ja, genau. Ryumyo, der verdammte Drache, hatte es treffend formuliert, nicht wahr? »Sie sind in Dinge verwickelt worden, die viel zu schwerwiegend für Sie sind«, hatte er zu mir gesagt. Ohne Drek. Konzerne, Yaks, Terroristen, meine Güte. Und jetzt noch Könige und verdammte Drachen ... Ach ja, und wir dürfen auch die Insektengeister nicht vergessen, oder? Meine Tanzkarte war bereits voll, und trotzdem tauchten immer mehr Gäste auf dem Ball auf. Zum Teufel damit und wieder zurück. In einem früheren Leben muß ich etwas echt Schlimmes gewesen sein - Nonnenschänder, vielleicht, Massenmörder oder vielleicht auch Steuereintreiber -, um so ein drekkiges Karma verdient zu haben.
    Endlich gelang es mir, den Elektro davon zu überzeugen, daß ich den richtigen Code hatte, und der kleine Elektromotor des Volkswagen sprang an. Ich versuchte mit quietschenden Reifen anzufahren, aber der Sarg auf Rädern jaulte lediglich anklagend auf und rollte im Schrittempo los. (Laut irgendeiner Volkswagenpropaganda, die ich vor einer ganzen Weile gesehen hatte, soll der Elektro angeblich eine Höchstgeschwindigkeit von 75 Stundenkilometern erreichen. Sicher, Chummer. Die Ingenieure von Volkswagen müssen das verdammte Ding von einer Brücke gestürzt haben, um auf diese Zahl zu kommen.) Ich lenkte den Elektro nach Osten und gondelte durch den Mittagsverkehr.
    Ihr Geister... Ich hätte nichts lieber getan, als den freundlichen Rat des netten Drachen anzunehmen und mich schleunigst von alledem abzusetzen. Ich hatte es schließlich nicht darauf angelegt, meine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken. Wenn ich jetzt einen falschen Schritt machte, war meine Nase vermutlich der größte Teil meiner Anatomie, den man noch ganz vorfinden würde. Vielleicht nach meinem Gespräch mit König Kamehameha V. Ja, klar.
    Ich war zehn Minuten zu früh für meine Verabredung -Audienz? -, als ich in das öffentliche unterirdische Parkhaus einen Block vom Iolani-Palast entfernt einfuhr. Ich verabschiedete mich ohne großes Bedauern von dem Elektro - Volkswagens Ergonomie-Gurus mußten die Ausgestaltung des Kopfraums einem Haufen Kobolden überlassen haben - und nahm den Fahrstuhl nach oben.
    Und dort blieb ich stehen und lauschte ein oder zwei Minuten lang meinem Puls, der einen

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