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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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wilden Rhythmus in meine Ohren hämmerte. Logik kämpfte gegen Instinkte. Meine Instinkte rieten mir, alle Schliche zu benutzen, die ich kannte, nach Schatten und Verfolgern Ausschau zu halten, auf meinen Hintern zu achten und mich meinem Ziel zu nähern, ohne gesehen zu werden. Die Logik sagte mir, daß das ein Haufen Drek war. Ich würde in einen verdammten Palast schlendern. Dort würden mir meine Schliche eine Menge nützen. Und überhaupt, erinnerte ich mich, während ich den Schnitt betrachtete, den das Schußloch in der Scheibe an meinem Finger hinterlassen hatte, Gordon Hos Scharf-schütze hatte mir einen überzeugenden Beweis geliefert, daß der Ali'i mich noch nicht tot sehen wollte. Dennoch dauerte es gute zwei Minuten, bis die Logik das Gejammer der Instinkte unterdrückt hatte. Schließlich ging ich über die Straße - wo ich fast von einem Kurier auf einem Motorrad über den Haufen gefahren worden wäre, obwohl ich Grün hatte - und zum Iolani-Palast.
    Das Gebäude an sich war von einer mindestens einen halben Hektar großen Rasenfläche umgeben, die fast unanständig grün und lebendig aussah. Es sah nicht groß genug für das Kapitol eines souveränen Staates aus. Drek, man konnte kaum mehr als hundert Bürokraten und Datenwälzer darin unterbringen. Aber dann sah ich in die andere Richtung auf das Haleaka- irgendwas, das große Stahlbeton-Regierungshaus. Ich nehme an, daß es sinnvoll war, die alltäglichen Regierungsgeschäfte von dem symbolischen, feierlichen Drek zu trennen. Das schmiedeeiserne Tor zum Palastgelände war offen und wurde von vier Wachen flankiert - alles große Jungens, Trolle und Orks in weißen Uniformen, die in der strahlenden Sonne fast blendeten. (Dumm, dachte ich zuerst, aber dann wurde mir klar, daß diese Burschen nur Symbolcharakter hatten. Wenn man den ganzen Tag draußen in Habachtstellung in der glühenden tropischen Sonne stand, war weiße Kleidung wesentlich sinnvoller als ein dunkler Tarnanzug. Die eigentlichen harten Burschen würden sich außer Sicht aufhalten, irgendwo im Schatten, aber durchaus in der Lage, in Sekundenschnelle zu reagieren, wenn es Ärger gab.) Ich schlenderte hindurch. Einer der Trolle bedachte mich mit meiner täglichen Dosis Stinkeblick, und ich sah, wie seine dicken verhornten Knöchel auf dem Kolben seines H&K-Sturmge-wehrs weiß wurden. Chummer, ich lächelte nur. Im Augenblick standen Trolle mit Sturmgewehren ganz unten auf meiner Liste mit Dingen, um derentwillen ich mir in die Hose machte.
    Ich schlenderte die Auffahrt entlang, die niedrige Treppe hinauf und dann durch die Eingangstür. Und in die segensreiche Kühle eines Lobby/Empfangsbereichs. Scott hatte mir erzählt, der Iolani-Palast sei ungefähr hundertfünfzig Jahre alt, und jetzt konnte ich es tatsächlich spüren. Nicht daß das Haus heruntergekommen aussah. Weit gefehlt, er wurde offenbar perfekt instandgehalten. Aber die Geschichte, die sich durch seine Türen, die Treppe hinauf und über den dunklen Holzboden gewälzt hatte, lag förmlich in der Luft.
    Es gab vier weitere weißgekleidete Parade-Wachen -wiederum Trolle -, eine in jeder Ecke des Raumes. Weitere Stinkeblicke. Vor mir stand ein riesiger Empfangstresen aus demselben dunklen Holz wie der Fußboden. Dahinter saß eine junge polynesische Frau, deren Attraktivität durch die Tatsache, daß sie ein Ork war, nicht im geringsten beeinträchtigt wurde. Kein Stinkeblick von ihrer Seite. Sie betrachtete mich mit einem Willkommenslächeln, das mich unter anderen Umständen vielleicht dazu veranlaßt hätte, im Kreis zu laufen, ein Rad zu schlagen und den Mond anzuheulen. Ich ging zu ihr. »Ich heiße Dirk Montgomery«, sagte ich zu ihr.
    »Ja?« Dann blinzelte sie und warf einen Blick auf ihren in das Pult eingelassenen Computerbildschirm. »Ah, ja«, sagte sie strahlend. »Ich bitte um Verzeihimg, Mr. Montgomery, Sie werden selbstverständlich erwartet. Wenn Sie noch einen Augenblick warten würden...« Ihre Augen verdrehten sich, und erst jetzt fiel mir das Glasfaserkabel auf, daß sie mit dem Computersystem in ihrem Empfangspult verband. Ein paar Sekunden später strahlten mich ihre dunklen Augen wieder an. »Mr. Ortega kommt sofort«, sagte sie.
    Als sie ›sofort‹ sagte, hatte sie auch ›sofort‹ gemeint. Ich hatte ihr kaum gedankt, als sich eine Tür in der Wand hinter ihr öffnete und ein Pinkel zum Vorschein kam.
    Kein ›Pinkel‹ wie in ›Konzern‹. Nein, ›Pinkel‹ wie in Zoé oder bei einem anderen

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