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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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gezahlt als viele Frauen für ihre Klamotten im ganzen Jahr ausgeben würden. Aber der fantastische Schnitt und sein Stil waren es wirklich wert, so viel Geld dafür hinzulegen. Es war geschmackvoll eng anliegend, und die kleinen Ärmel besaßen gerade die richtige Größe, um die Schultern zu bedecken und dennoch verführerisch zu wirken, ohne jedoch billig zu scheinen. Der leicht angedeutete Glockenrock besaß etwas Mädchenhaftes, jedoch nichts peinlich Girlie-mäßiges. Mit einer perfekten Länge, die gerade über das Knie reichte und mit dazu passenden schwarzen Wildlederschuhen, die zwar hochhackig waren, aber nicht übertrieben wirkten, sah sie bezaubernd aus. Sie hatte das Gefühl, als drückte jeder Zentimeter ihres Körpers Verführung aus. Ein schlichtes, einreihiges Diamantenkettchen – ein Geschenk von Gerald – setzte noch das i-Tüpfelchen auf ihre ohnehin vollkommene Erscheinung.
    Sie hatte in Pauls Augen bereits die Bestätigung ihrer genauen Berechnungen, was ihre Wirkung betraf, gelesen. Seine Miene hatte eine beinahe animalische Lust widergespiegelt, als sie weggegangen war. Bestimmt war er nicht im üblichen Sinn eifersüchtig – zumindest hatte er ihr das gesagt -, aber
sie zweifelte keinen Moment daran, dass er es gern mit ihr getrieben hätte, während sie dieses Kleid trug.
    Als sie an Paul dachte, fuhr sie in dem – mit Spiegeln ausgestatteten – Lift neben Tristan nach oben. Sie konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Das plötzliche Auftauchen des Fremden in ihrem Haus war etwas, das Tristan bereits zu Beginn des Abends etwas aus der Bahn geworfen hatte.
    Sie hatte ihn absichtlich hereingebeten, als er sie abholen kam, und genauso absichtlich hatte sie dafür gesorgt, dass Paul zu diesem Zeitpunkt gut sichtbar anwesend war. Er lag auf dem Sofa, hatte die Schuhe ausgezogen und ein Glas Wein in der Hand, während er einer Schubert-Sonate zuhörte und den Eindruck vermittelte, als hätte er schon seit Jahren hier gelebt. Es war deutlich zu sehen gewesen – und war es immer noch -, dass Tristan vor Neugier fast platzte, um zu erfahren, wer der unbekannte Besucher Claudias war. Doch um ihn noch mehr aus dem Gleichgewicht zu bringen, hatte sie ihm keine Erklärung gegeben. Während sie sich nun der Suite näherten, glaubte sie fast, seine bohrenden Fragen diesbezüglich hören zu können.
    Außerdem überlegte sie, ob er wohl vermutete, dass auch Melody bei ihr war. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Tristan nichts davon wusste, dass Richard Truebridges Frau diesen verlassen hatte; Claudia hielt es für wichtig, dass Melodys Aufenthaltsort für den Augenblick ein Geheimnis bliebe. Deshalb war die junge Frau während Tristans kurzem Besuch in ihrem Schlafzimmer verschwunden.
    Die Suite war ausgesprochen luxuriös, was Claudia nicht überraschte. Sie wirkte geradezu wie das Klischee von Reichtum und Prunk. Obgleich Claudia die unzweifelhaft sinnliche Atmosphäre, die hier herrschte, genoss, musste sie doch über die offensichtlichen Bemühungen ihres Begleiters, sie zu verführen, lachen.

    Tristan sah sie alarmiert an. »Stimmt etwas nicht?« Er goss den Champagner ein, der gerade für sie eingetroffen war und spritzte vor Nervosität ein paar Tropfen auf das polierte Silbertablett.
    »Nun, ich würde das hier nicht gerade als subtil bezeichnen.« Claudia nahm ihr Champagnerglas entgegen und trank einen Schluck des trockenen Schaumweins, ohne diesmal ihr Vergnügen zu verhehlen. »Wenn wir tatsächlich miteinander reden sollten …« Sie betonte das Wort ›reden‹ besonders stark. »Nun, dann würde ich denken, dass ein Konferenzzimmer oder zumindest eine etwas nüchternere Suite angemessener gewesen wäre.«
    Tristan nahm ebenfalls einen Schluck Champagner und trat dann rasch auf sie zu. »Ich glaube, dass wir beide viel mehr wollen, als nur miteinander reden.« Er versuchte wieder selbstbewusster zu wirken und legte die Arme um Claudia. Doch obwohl sie noch immer ihr Glas in der Hand hielt, gelang es ihr, sich seiner Umarmung zu entwinden, ohne etwas zu verschütten.
    Wie ein junges Reh – so lobte sie sich selbst und schenkte sich noch mehr Champagner ins Glas. Dann warf sie Tristan einen, wie sie hoffte, geheimnisvollen Blick zu.
    Welche selbstbewusste Fassade aufzurichten Tristan auch versucht haben mochte – nun begann sie endgültig zu bröckeln. Er sah nervös aus und sein Gesicht war erneut rot angelaufen. Offensichtlich wusste er nicht, was er sagen sollte.

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