Haus der Sünde
gewartet haben, um den Mut aufzubringen hereinzukommen. Das berührte mich irgendwie. Er hatte offensichtlich noch mehr Angst als ich selbst. Sobald ich einmal mit dem
Ganzen angefangen hatte, schien es mir richtig zu sein. Es kam mir vor, als wüsste ich, was ich zu tun hatte.«
Genauso wie du es bei mir weißt, dachte Claudia. Zwischen ihren Beinen sammelte sich die Feuchtigkeit und ein vertrautes Zittern überlief sie. In demselben Moment, da sich Paul dazu entschloss, es mit jemandem zu treiben, fiel es ihm offenbar sehr leicht, die Zügel in die Hand zu nehmen. Das Bett oder eine ähnliche Umgebung war sein natürliches Jagdgebiet und Sex eine angeborene Begabung. Er war ein Wunder, ein wahres Phänomen. Claudia war tief von ihm beeindruckt und dankte der Vorsehung, dass sie ihn zu ihrer Türschwelle gebracht hatte.
»Ich streichelte seine Beine und seinen Rücken, damit er erst mal warm wurde. Schließlich war er ganz ungeduldig und aufgeregt und bat mich fast wie ein Kind, seinen Schwanz zu berühren. Ich hatte den Eindruck, dass er aus dem Bett springen und weglaufen könnte, wenn wir nicht endlich anfangen würden.«
Ganz in seiner Erinnerung versunken, hielt er für einen Moment inne. Er spielte mit den übrig gebliebenen Nudeln auf dem Teller und nippte an seinem Wasser. Claudia hatte den Eindruck, als wünschte auch er sich, stattdessen Wein zu trinken oder zumindest eine Tasse seines geliebten Tees.
»Es war seltsam, einen Penis zu berühren, der nicht der eigene war«, sagte er schließlich. »Seltsam, aber nicht unangenehm.« Er schaute zu Claudia auf. Seine Augen funkelten und auf seinen hohen Wangenknochen zeigte sich ein wenig Röte. »O nein, ganz und gar nicht unangenehm.«
»Wie fühlte es sich denn an?«, fragte Claudia. Kaum waren die Worte über ihre Lippen gekommen, hielt sie sich schon entsetzt die Hand vor den Mund. Wie hatte sie nur eine solche Frage stellen können? Sie spürte, dass ihre Wangen noch röter wurden als die von Paul.
»So wie auch sein übriger Körper«, erwiderte Paul und kicherte. »Dünn, aber ziemlich lang. Es war nicht schwer, ihn mit den Fingern zu umfassen -« Er hielt den Daumen und den Zeigefinger seiner Hand hoch und formte daraus einen Kreis. »- aber es brauchte verdammt lange, um seine ganze Länge zu streicheln.«
Claudia konnte kaum noch an sich halten und kicherte los. Sie musste einen großen Schluck Mineralwasser nehmen, um sich wieder zu beruhigen. »Du bist wirklich schrecklich«, sagte sie, stellte das Glas ab und schüttelte den Kopf. Paul besaß eine Tollkühnheit, die sie an Beatrice erinnerte. Es war eine Freude am Leben und am Sex, die unglaublich anziehend wirkte.
»Es stimmte aber«, protestierte er und nahm noch eine Gabel voll Spaghetti. Langsam kaute er und tupfte sich dann den Mund mit der Serviette ab. »Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie mir nach einiger Zeit mein Handgelenk wehtat. Es war wirklich gut, dass er so schnell kam, sonst hätte ich sicher einen Krampf gekriegt.«
»Du Ärmster!«, sagte sie spöttisch.
»Ja, ich Ärmster! Da spritzte er sich auf den Weg ins Paradies … und ich lag völlig unbefriedigt mit einem gewaltigen Steifen und schmerzendem Handgelenk neben ihm.« Paul erzählte ihr all das mit einer gelassen wirkenden Stimme, so als würden sie sich über irgendetwas Alltägliches unterhalten. Doch ein rascher Blick seinerseits auf seinen Schoß strafte die Sorglosigkeit in seinem Tonfall Lügen.
Du bist auch jetzt steif, nicht wahr, du Sexungeheuer, dachte sie und stellte sich den gewaltigen Schwanz vor, der gegen seine helle Hose drängte. In ihrer Fantasie stiegen sogleich eine ganze Unmenge möglicher Szenarien auf, doch vor allem eines faszinierte sie.
Das alte Klischee, das ihr aus erotischen Romanen und Filmen so vertraut war: Ein Mann bekommt einen Steifen, die
Frau lässt ihre Serviette wie zufällig auf den Boden fallen; der Mann erleidet fast einen Herzinfarkt, während er versucht, so lässig wie nur möglich zu wirken und auch noch den Nachtisch zu bestellen, während die Frau seinen Schwanz mit ihren Lippen und ihrer Zunge bearbeitet.
O ja, dachte Claudia, der das Wasser allein bei der Vorstellung von dem maskulinen Stab ihres Liebhabers im Mund zusammenlief. Sie hatte seinen Schwanz zwar inzwischen schon öfter berührt, immer wieder mit ihm gespielt und ihn geschickt bearbeitet, doch bisher hatte sie es sich noch nicht gegönnt, auch an ihm zu lecken. Das war ein Vergnügen,
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