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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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versicherte Beatrice und nahm Claudias Hand, die daraufhin ein wenig beunruhigt zusammenzuckte. »Machen Sie sich keine Sorgen. Diese kleinen Erinnerungsfetzen sind ein gutes Zeichen. Sie zeigen, dass das Gedächtnis nicht ernsthaft gestört ist.«
    Paul war bei einer Untersuchung und musste in diesem Moment gerade einige Tests über sich ergehen lassen. Der Arzt hatte Claudia erst ein paar informelle Fragen gestellt, ehe er Paul zu den Untersuchungen mitnahm. Es war recht eindeutig gewesen, dass sie ihn nicht begleiten sollte.

    Claudia wusste nicht, ob sie darüber unglücklich oder erleichtert sein sollte. Sie fühlte sich für Paul verantwortlich und machte sich Sorgen um ihn. Aber schließlich war sie nicht seine Mutter und auch nicht seine Ehefrau, seine Schwester oder eine nahe Verwandte. Nur sie und er – und Beatrice und vermutlich Melody – wussten, wie intim ihre Beziehung in Wahrheit war. Jeder andere nahm bestimmt an, dass sie sich nur flüchtig kannten. Paul war einfach jemand, den sie aus Gutmütigkeit bei sich aufgenommen hatte, als er sich in Not befand.
    »Ich möchte Sie ja nicht beunruhigen, aber haben Sie schon einmal daran gedacht, zur Polizei zu gehen? Vielleicht ist Paul als vermisst gemeldet worden.«
    Beatrices plötzliche Frage kam nicht wirklich unerwartet. Claudia wusste, dass sie sich in mancherlei Hinsicht sehr selbstsüchtig verhielt. Im Grunde dachte sie nur an ihr eigenes Vergnügen. Die Polizei aufzusuchen – das wäre das Logischste gewesen, was sie hätte tun können. Jeder andere in ihrer Situation hätte das wahrscheinlich als Allererstes getan. Aber sie brachte es einfach nicht über sich. Und da Paul selbst es auch nicht vorgeschlagen hatte und offenbar noch nicht einmal von sich aus den Arzt hatte aufsuchen wollen, sagte es ihr noch weniger zu, etwas derart Offizielles wie einen Besuch bei der Polizei in die Wege zu leiten. Beatrice hatte ihr versichert, dass alles, was hier in der Klinik geschah, ganz und gar vertraulich behandelt wurde, aber Claudia nahm an, dass Pauls Anwesenheit bei ihr zu Hause dennoch früher oder später die Aufmerksamkeit der Nachbarn oder eines ihrer wenigen Freunde auf sich lenken würde.
    »Ja«, sagte sie nach einer Weile. »Ja, ich habe bereits daran gedacht. Immer wieder sogar …« Sie zupfte an dem cremefarbenen Stoff ihres Kleides und strich ihn dann glatt. Irgendwie fühlte sie sich auf einmal in mehr als einer Hinsicht wieder
ziemlich nervös. »Und ich weiß auch, dass ich es tun sollte, schon allein um Pauls willen.«
    Sie blickte in Beatrices warme, grüne Augen und suchte dort nach Verständnis, wobei sie sich fast sicher war, es auch zu finden. »Aber ich will noch ein oder zwei Tage warten. Ich … ich …« Sie musste einfach zugeben, was tatsächlich in ihr vorging. »Ich möchte ihn noch ein wenig länger für mich behalten. Ich fühle mich einfach so gut, seit er da ist. Jetzt bin ich wieder ganz lebendig. Ich kümmere mich um ihn – und glaube, dass ich ihn auch verdient habe.« Sie warf Beatrice ein selbstironisches Lächeln zu. Der verständnisvolle Blick der schönen Ärztin ermutigte sie. »Sobald er sich daran erinnert, wer er wirklich ist, wird er in sein altes Leben zurückkehren. Und in diesem Leben wird es eine Frau geben – eine Ehefrau oder eine Freundin. Er wird mich nicht mehr wollen. Ich will ihn noch ein bisschen um mich haben und die einzige Frau sein, der er sich zuwendet.«
    Da wurde sie von Beatrice in die Arme genommen. Die Ärztin drückte sie fest an sich, was sich einerseits wie eine Ermutigung und andererseits wie ein Freudenausbruch anfühlte.
    »Bravo!«, rief Beatrice und lockerte ihre Umarmung, wobei sie noch immer die Hände auf Claudias Schultern beließ. Sie sah aufgeregt und auf einmal auch sehr jung aus. »Wissen Sie, genau das würde ich auch tun! Ich käme gar nicht auf den Gedanken, irgendetwas anderes zu machen.« Sie lächelte verschmitzt, ja, geradezu teuflisch, wie Claudia fand.
    »Ich bin mir sicher, dass viele Leute ein solches Verhalten als falsch oder sogar unmoralisch verurteilen würden, aber ich persönlich -« Sie ließ Claudia ganz los und zeigte mit der Hand auf sich selbst: »- ich persönlich finde, dass es das einzig Richtige ist. Nicht nur für Sie, sondern auch für Paul. Er braucht nun Herzlichkeit und Unterstützung, aber genauso braucht er auch eine Bestätigung für sein Ego.« Sie warf Claudia einen
seitlichen Blick zu, der Bände sprach. »Und genau das geben Sie

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