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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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Fensterbrett standen, verwendet sowie Parmiaggano Reggiano darüber gehobelt. Ganz zu schweigen von den Croutons, die er offenbar selbst hergestellt hatte, da sie so etwas nicht im Haus hatte.
    »Absolut herrlich«, sagte sie, als sie die letzte Gabel voll in den Mund geschoben und mit einer sinnlichen Freude genossen hatte. »Wo hast du nur gelernt, so zu kochen?« Plötzlich fiel ihr auf, was sie da gesagt hatte, und sie entschuldigte sich. »Sorry, das weißt du wahrscheinlich gar nicht, oder?« Sie nahm die Weinflasche und goss ihnen allen noch einmal nach. Der Wein schien wie geschaffen für die wunderbaren Geschmackserlebnisse, die der Salat und das Hühnchen boten.

    »Leider nicht«, sagte Paul, der für einen kurzen Augenblick die Stirn runzelte. »Ich habe darüber schon nachgedacht … und hoffte sogar, dass ich mich vielleicht wieder daran erinnern würde, während ich kochte. Aber leider nicht. Ich weiß zwar instinktiv, was ich tun muss, habe aber keine Ahnung, wann und wo ich mir dieses Wissen angeeignet habe.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, meinte Melody fröhlich. »Das Ergebnis ist jedenfalls sehr lecker, und ich bin mir sicher, dass Sie schon bald wieder wissen werden, woher und warum. Das weiß ich einfach!«
    »Vielen Dank«, sagte Paul, lächelte und tätschelte ihr kurz die Hand. »Hoffentlich haben Sie Recht.« Er sah die Frauen entschuldigend an. »Leider gibt es keinen Nachtisch. Mein kulinarisches Gedächtnis scheint in dieser Hinsicht nicht mehr zu funktionieren, denn ich wusste einfach nicht, welches Dessert ich servieren könnte.«
    »Mehr hätte ich sowieso nicht essen können«, sagte Claudia. »Du hast das wirklich fantastisch gemacht, Paul. Ich muss sagen, ich bin fast in Versuchung, mir ganz selbstsüchtig zu wünschen, dass dein Gedächtnis nicht so schnell zurückkehrt. Dann könntest du hier bleiben und mein Koch werden.« Sie spürte, wie ihr die Hitze über den Hals zu den Wangen hinauf stieg – eine Hitze, die nichts mit dem guten Essen und dem Wein zu tun hatte. »Von ein paar anderen Dingen einmal ganz abgesehen.«
    Melody kicherte, und selbst Paul besaß den Anstand, etwas zu erröten.
    »Wo sind wir da nur hineingeraten?«, sagte Claudia jetzt und blickte von einem zum anderen. Sie war froh, dass der Wein eine beruhigende, besänftigende Wirkung zeigte. Sie fühlte sich nicht beschwipst, sondern durch den angenehmen Chardonnay nur wie geglättet, als wären die seltsamen Zwischentöne durch ihn verschwunden. Nun war sie nur noch
darauf gespannt, was als Nächstes passieren würde, ohne sich jedoch zu ängstigen.
    »Gehen wir auf die Terrasse hinaus und schauen uns eine Weile die Sterne an«, sagte sie. Sie stand auf und nahm ihr Glas. Als es die anderen ihr nachtaten, wollte sie ihren Freunden schon zur Tür vorausgehen. Da fiel ihr Blick auf einen Notizblock, den sie in der Küche aufbewahrte, um aufzuschreiben, was einzukaufen war oder welche Musikstücke im Radio kamen, während sie gerade kochte. Nun war die oberste Seite dieses Blocks mit einer ihr unbekannten Schrift voll gekritzelt. Als sie das Papier hochhob und es las, war sie zuerst angenehm berührt, doch dieses Gefühl verwandelte sich rasch in eine große Verwirrung.
    Oben auf dem Blatt befand sich eine Liste von Kochzutaten, die sich offensichtlich auf das bezog, was Paul benutzt hatte und was nun wieder eingekauft werden musste. Doch in der Mitte schien der Bleistift einen kleinen Sprung gemacht zu haben, als hätte Paul plötzlich und unerwartet eine Art von Erleuchtung gehabt und nun hastig und kaum lesbar versucht hätte, die Erinnerungsfetzen schriftlich festzuhalten.
    Das Einzige, woran Claudia die rasch hingekritzelten und fast wie Steno aussehenden Zeichen erinnerten, war der schon lange vergessene Algebraunterricht in der Schule. Und da sie in den geisteswissenschaftlichen Fächern immer besser gewesen war als in den naturwissenschaftlichen, bedeuteten die Fragmente, die sie gerade noch entziffern konnte, für sie überhaupt nichts. Es war ein einziger Wirrwarr aus Buchstaben und Ziffern, die mit Plus- und anderen mathematischen Zeichen oder durch kleine Quadrate miteinander verbunden waren. Das Ganze sah aus, als ob es noch gar nicht fertig wäre, auch wenn sich Claudia dessen nicht sicher war. Wahrscheinlich hätte sie eine Tafel mit Hieroglyphen besser entziffern können als diese rätselhaften Aufzeichnungen.

    »Paul … Was ist das?« Sie hielt ihm den Block entgegen.
    »Ein paar Dinge,

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