Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
nicht hübscher aus als gestern. Der Parkplatz war nur halb voll und Eve manövrierte den großen Caddy in eine Parklücke an der Rückseite. Sie drehte den Zündschlüssel und blinzelte in das Sonnenlicht, das auf der Motorhaube gleißte. »Okay«, sagte sie. »Du gehst rein, holst deinen Krempel und bist in fünfzehn Minuten wieder da, sonst starte ich die Operation ›Holt Claire da raus‹.
Claire nickte. Sie hatte überhaupt kein gutes Gefühl mehr, was ihren Plan betraf, als sie so auf die Eingangstür starrte.
»Hier«, sagte Eve und hielt ihr etwas hin. Es war ein dünnes, glattes Handy. »Shanes Nummer ist auf Kurzwahl eingestellt, drück einfach auf Sternchen zwei. Und denk daran, fünfzehn Minuten, danach flippe ich aus und benehme mich wie deine Mom. Okay?«
Claire nahm das Handy und ließ es in ihre Tasche gleiten. »Bin gleich wieder da.«
Sie hoffte, dass sie nicht ängstlich geklungen hatte. Nicht zu ängstlich zumindest. Freunde zu haben - selbst wenn sie noch brandneu waren - half ihr zu verhindern, dass ihre Stimme zitterte und ihre Hände bebten. Ich bin nicht allein . Ich habe Beistand. Das war ein ganz neues Gefühl. Und ein schönes obendrein.
Sie stieg aus dem Auto, winkte Eve, die den Gruß erwiderte, unbeholfen zu, dann drehte sie sich um, um in die Hölle zurückzukehren.
6
Die kalte Luft in der Lobby fühlte sich nach der Hitze draußen trocken und leblos an; Claire fröstelte und blinzelte rasch, damit sich ihre Augen an die relative Dunkelheit gewöhnten. Einige Mädchen saßen an Tischen, an die sie ihre Bücher lehnten; der Fernseher lief, aber niemand schaute hin.
Niemand sah sie an, als sie vorbeiging. Sie ging zum Glaskasten, in dem die Aufsichtsperson saß; die studentische Hilfskraft darin schaute von ihrer Zeitschrift auf, sah ihre blauen Flecken und formte mit dem Mund ein stummes Oh! »Hi«, sagte Claire. Ihre Stimme klang dünn und trocken und sie musste zweimal schlucken. »lch bin Claire aus dem Vierten. Ähm, ich hatte gestern einen Unfall. Aber ich bin okay. Alles in Ordnung.“
»Du bist die - sie suchen schon nach dir, oder?“
»Yeah. Sag bitte allen, dass ich okay bin. Ich muss jetzt los zum Unterricht.«
»Aber...«
»Sorry, ich muss mich beeilen!« Claire eilte zur Treppe und ging, so schnell ihr schmerzender Knöchel es erlaubte, hinauf. Sie kam an einigen Mädchen vorbei, die sie mit großen Augen anstarrten, aber niemand sagte etwas.
Monica war nirgends zu sehen. Weder auf der Treppe noch oben. Der Korridor war leer, alle Türen waren geschlossen. Aus drei oder vier Zimmern kam Musik. Sie hastete zum Ende des Korridors, wo sich ihr Zimmer befand, und wollte es aufschließen.
Der Knauf drehte sich schlaff in ihren Fingern . Na prima . Das war besser als jedes Graffiti, auf dem Monica war hier stand.
Das Zimmer war natürlich ein Trümmerhaufen. Was nicht kaputt war, war auf einen Haufen geworfen. Bücher waren verunstaltet - das schmerzte wirklich. Ihre wenigen Klamotten waren aus dem Schrank gezerrt und auf dem Boden verstreut worden. Einige der Blusen waren zerrissen, aber das war ihr eigentlich egal; sie sah sie durch, fand zwei oder drei, die noch heil waren, und stopfte sie in den Müllsack. Eine Jogginghose war noch in Ordnung, deshalb packte sie sie ebenfalls ein. Sie hatte Glück und fand noch einige schäbige Unterwäscheteile, die in der Schublade nach hinten gerutscht und nicht entdeckt worden waren, und stopfte sie auch in die Tüte.
Darüber hinaus noch ein Paar Schuhe, die Bücher, die sie retten konnte, und die kleine Tasche mit Make-up und Toilettenartikeln, die sie auf dem Regal neben ihrem Bett aufbewahrte. Ihr iPod war weg. Die CDs ebenso. Sie konnte nicht sagen, ob das Monicas Werk war oder das irgendeiner anderen Wohnheimratte, die später zum Plündern vorbeigekommen war.
Sie sah sich um, fegte die schlimmste Unordnung in eine Ecke und nahm das Foto von Mom und Dad von der Kommode, um es mitzunehmen.
Dann ging sie, ohne sich die Mühe zu machen, die Tür abzuschließen.
Gut, dachte sie zittrig. Das wäre jedenfalls geschafft . Sie war schon halb die Treppe unten, als sie aus dem zweiten Stock Stimmen hörte. »... schwör dir, sie war es! Du hättest ihr blaues Auge sehen sollen. Unglaublich. Du hast ihr echt eine gegongt.«
»Wo zum Teufel steckt sie?« Das war Monicas scharfe Stimme. »Und wie kommt's, dass keiner mich geholt hat?«
»Wir - haben wir doch!«, protestierte jemand. jemand, der so angstvoll klang, wie
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