Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
»Ich hab keine Ahnung, was los ist.“
»Shane hat Brandon zwei Treffen angeboten, damit er dich im Gegenzug in Ruhe lässt.«
»Er hat - was?« Claire sah völlig bestürzt auf. War Shane schwul? An diese Möglichkeit hatte sie überhaupt nicht gedacht...
»Treffen. Das heißt Bisse.« Eve tat so, als hätte sie Vampirzähne. »Sie haben abgemacht, dass Brandon bei ihm Blut saugen darf zweimal. Er wird ihn dabei nicht töten, weißt du? Es geht dabei nicht um Nahrung, es geht ums Vergnügen. Um Macht.« Eve glättete ihren karierten Rock und schaute finster auf ihre kurzen schwarzen Fingernägel. »Michael hat recht, wenn er sauer auf ihn ist. Aber es liegt viel zwischen jemanden nicht töten und jemanden nicht verletzen. Und Brandon hat eine Menge Erfahrung mit Deals. Shane nicht.«
Irgendwie hatte sie es gewusst. Sie hatte es an der Art bemerkt, wie Shane sich benommen hatte, wie Brandon sie beobachtet hatte, daran, wie wütend Michael war. Es war nicht so, dass Shane einfach zu Brandon gesagt hätte, er solle verschwinden, oder dass er irgendein dämliches Versprechen abgegeben hätte. Shane hatte sein Leben für ihres eingesetzt oder zumindest riskierte er es.
Claire schnappte nach Luft und Angst prickelte auf ihrer Haut, so heftig, dass es sich wie Nadelstiche anfühlte. »Aber wenn er gebissen wird, ist er dann - wird er nicht...?“
»Zu einem Vampir?« Eve schüttelte den Kopf. »So funktioniert das wohl nicht, sonst wäre Morganville sicherlich längst die absolute Untoten-Metropole. Ich habe noch nie gehört, dass jemand durch einen Biss zum Vampir wurde. Die Blutsauger hier sind wirklich alt. Nicht dass Shane nicht total cool aussehen würde mit einem hübschen Paar Eckzähne, aber...« Sie fummelte an den Falten ihres Rockes herum. »Shit, das ist doch total bescheuert. Warum mach das nicht ich? Ich meine, nicht dass ich direkt scharf darauf bin - nicht mehr, aber... für Jungs ist es noch schlimmer.«
»Schlimmer? Warum?«
Eve zuckte die Achseln, aber Claire erkannte, dass sie der Frage auswich. »Shane wird absolut nicht damit umgehen können. Er kann es ja nicht einmal ertragen, wenn jemand den letzten Mais-Hotdog nimmt, dabei mag er überhaupt keine Mais-Hotdogs. Er ist ein absoluter Kontrollfreak.« Sie rutschte noch ein wenig nervös herum, dann fügte sie leise hinzu: »Und ich habe Angst um ihn.«
Als Michael ins Zimmer kam, sprang Eve auf und wuselte im Zimmer hin und her, wobei sie irgendwelche Sachen verrückte oder aufeinanderstapelte, bis ihr Michael ein nicht allzu dezentes Zeichen gab, dass sie verschwinden sollte. Sie gehorchte, murmelte eine Entschuldigung, die Claire nicht verstand, und ging mit klappernden Absätzen in ihr Zimmer hinauf.
Michael reichte Claire eine kleine Schüssel. »Chili. Sorry, es ist alles, was wir da haben.«
Sie nickte und nahm einen Löffel voll, weil sie schon immer so ziemlich das gemacht hat, was man ihr sagte... und als sie das Chili auf der Zunge fühlte, merkte sie plötzlich, dass sie völlig ausgehungert war. Sie schluckte es praktisch, ohne zu kauen, und nahm schon den nächsten Bissen, bevor es ihr überhaupt bewusst wurde. Shane sollte ins Chili-Business gehen.
Michael setzte sich in den ledernen Lehnstuhl links neben ihr und nahm die Gitarre, die er zur Seite gelegt hatte. Er fing an, sie zu stimmen, als sei diese ganze Szene mit Shane gar nicht passiert. Sie aß und warf ihm hin und wieder einen verstohlenen Blick zu, wie er so über das Instrument gebeugt dasaß und leise, klangvolle Töne erzeugte.
»Du bist nicht sauer?«, fragte sie schließlich nuschelnd.
»Sauer?« Er hob seinen blonden Lockenkopf nicht. »Sauer wird man, wenn einem auf der Autobahn jemand den Mittelfinger zeigt, Claire. Nein, ich bin nicht sauer. Ich habe Angst. Und ich denke darüber nach, was ich dagegen tun soll.«
Sie hörte einen Moment lang auf zu kauen, bis ihr bewusst wurde, dass es wohl auch nichts half, wenn sie an ihrem Essen erstickte.
»Shane ist hitzköpfig«, sagte Michael. »Er ist ein netter Typ, aber er denkt nicht nach. Ich hätte für ihn nachdenken sollen, bevor ich dich hier einziehen ließ.«
Claire schluckte. Das Essen schmeckte plötzlich ein wenig säuerlich, deshalb legte sie den Löffel weg. »Mich?«
Michaels Finger ruhten auf den Gitarrensaiten. »Du weißt das mit seiner Schwester, oder?«
Alyssa. Das war der Name, den Michael erwähnt hatte und der Shane so verletzt hatte. »Sie ist tot.“
»Shane ist ein unkomplizierter
Weitere Kostenlose Bücher