Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
Der Mann war größer, dunkler und sah wirklich sonderbar aus… wirklich tot. Es lag an seiner Hautfarbe, wie Claire registrierte. Sie war schwarz. Da er ein Vampir war, war sie verblasst, aber nicht zu Weiß, sondern zur Farbe von Asche. Er hatte ein violettes TPU-Shirt an, eine graue Sporthose und Laufschuhe. Wenn er ein Mensch wäre, hätte sie geschätzt, dass er schon alt war, alt genug, um Professor zu sein zumindest.
Sie trennten sich und kamen aus unterschiedlichen Richtungen auf sie zu.
»Wessen Kleine bist du?«, schnurrte das pinkfarbene Mädel, und bevor sich Claires Gehirn damit beschäftigen konnte, dass sie endlich weglief, hatte das Mädchen ihre linke Hand genommen und untersuchte ihr nacktes Handgelenk. Dann untersuchte sie das rechte. »Oh je, du bist wirklich verloren gegangen, Süße. John, was machen wir denn da?«
»Na ja«, sagte John und legte ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter. Sie fühlte sich kälter an als die Flasche mit dem flüssigen Stickstoff auf ihrem Rücken. »Wir könnten uns hinsetzen und eine schöne Tasse Kaffee zusammen trinken. Wir könnten dir alles erzählen, was wir hier so machen. Das möchtest du doch wissen, oder? Kinder wie du sind immer so verdammt neugierig.« Er lenkte sie vorwärts und Claire wusste - sie wusste es einfach -, dass jeder Versuch, sich loszureißen, schmerzhaft enden würde. Wahrscheinlich würden sie ihr alle Knochen brechen.
Außerdem hielt Pink Girl noch immer ihr Handgelenk fest. Ihre Finger pressten auf Claires Puls.
Ich muss hier raus. Und zwar schnell.
»Ich weiß, was ihr hier macht«, sagte sie. »Ihr sucht nach dem Buch. Aber ich dachte, Vampire können es gar nicht lesen.«
John hielt an und schaute seine Begleiterin an, die ihre blassen Augenbrauen hochzog. »Angela?«, fragte er.
»Können wir auch nicht«, sagte sie. »Wir sind nur als... Beobachter hier. Und du scheinst für ein freilaufendes Kind sehr bewandert zu sein. Du bist unter achtzehn, oder? Solltest du nicht unter jemandes Schutz stehen? Dem deiner Familie?«
Sie schien ernsthaft besorgt zu sein. Das war seltsam.
»Ich bin Studentin«, sagte Claire. »Begabtenförderungsprogramm.«
»Ah«, sagte Angela und sah sie ein wenig bedauernd an. »Na ja, dann bist du wohl tatsächlich allein. Das ist ja übel.“
»Weil ihr mich töten werdet?«, hörte sich Claire sagen und erinnerte sich daran, was Eve ihr gesagt hatte. Schau ihnen nicht in die Augen. Zu spät. Angelas Augen waren von einem zarten Türkis, sie waren wunderschön. Über Claire spülte ein köstlich warmes Gefühl hinweg, als würde sie gleich einschlafen.
»Wahrscheinlich«, gab Angela zu. »Aber zuerst solltest du einen Tee trinken.«
»Kaffee«, sagte John. »Ich mag es mit Koffein.“
»Es verdirbt den Geschmack!«
»Es verleiht diese Energie.« John schnalzte mit der Zunge.
»Warum lasst ihr mich nicht die Kartons durchsehen?«, fragte Claire und versuchte verzweifelt, dieses Einschlafgefühl zu vertreiben. Die Vampire führten sie durch einen Irrgarten aus Schachteln und Kisten, die alle mit einem X und Initialen versehen waren. »Ihr müsst das Menschen tun lassen, stimmt's? Wenn ihr das Buch nicht lesen könnt?«
»Warum denkst du, dass du es lesen könntest, Kleine?«, fragte Angela. Sie hatte einen butterweichen Akzent, nicht genau definierbar, irgendetwas zwischen Kalifornien und dem Mittleren Westen. Er klang alt. »Bist du auch Sprachwissenschaftlerin?“
»N-nein, aber ich weiß, wie das Symbol aussieht, das ihr sucht. Ich kann es erkennen.«
Angela fuhr nachdenklich mit dem Fingernagel leicht über die Innenseite von Claires Arm.
»Nein, ich habe das Tattoo nicht, aber ich weiß, wie es aussieht.« Sie zitterte am ganzen Körper, sie hatte auf eine seltsam unbeteiligte Art entsetzliche Angst, aber ihr Gehirn lief auf Hochtouren auf der Suche nach einem Ausweg. »Ich kann es erkennen. Du nicht, oder? Du kannst es nicht einmal zeichnen.«
Angelas Fingernägel gruben sich warnend nur ein klein wenig tiefer in ihre Haut. »Sei nicht so besserwisserisch, Kleine. Wir gehören nicht zu der Sorte Leute, über die man sich lustig machen sollte.«
»Ich mache mich nicht lustig. Ihr könnt es nicht sehen. Deshalb habt ihr es noch nicht gefunden. Es ist nicht so, dass ihr es nur nicht lesen könnt - oder?«
Angela und John tauschten wieder einen stummen und bedeutungsvollen Blick aus. Claire schluckte schwer, versuchte, sich ein gutes Argument auszudenken, um nicht gebissen zu
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