Haus der Vampire 01 - Verfolgt bis aufs Blut-ok
und sie fühlte, wie sie in Wut ausbrach.
Jungs. Warum mussten sie immer solche Idioten sein?
***
Die Nacht spielte ihr die üblichen Streiche - unheimliche, knarrende Geräusche, der Wind, der am Fenster vorbeifauchte, trommelnde Äste. Claire konnte nicht schlafen. Sie konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass dieses Zimmer, dieses wunderbare Zimmer, nur noch für zwei Nächte ihr gehören würde; danach würde sie weggekarrt werden, gedemütigt und besiegt; zurück nach Hause. Ihre Eltern würden sie jetzt auf gar keinen Fall nochmals irgendwohin gehen lassen. Sie würde die nächsten anderthalb Jahre warten müssen, was bedeutete, dass sie all ihre Zulassungspapiere noch einmal würde ausfüllen müssen und wieder ganz von vorne anfangen müsste…
Zumindest war es nun gleichgültig, wenn sie Unterricht schwänzte, dachte sie und boxte ihr Kissen mehrmals in eine bequemere Form.
Wenn sie geschlafen hätte, wenn sie auch nur ein bisschen eingeschlafen wäre, hätte sie das Klopfen an der Tür nicht bemerkt, weil es so leise war, aber sie war aufgekratzt und voller ruheloser Energie, deshalb schlüpfte sie aus dem Bett und öffnete.
Es war Shane. Er stand dort und wäre offensichtlich gern hereingekommen, traute sich aber nicht und war so unsicher, wie sie ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Er trug ein weites T-Shirt und eine Jogginghose und war barfuß; sie fühlte, wie eine heiße Woge von - etwas - über ihr zusammenschlug. In diesen Klamotten schlief er wohl. Oder... vielleicht in weniger.
Okay, sie musste wirklich aufhören, darüber nachzudenken. Einen Augenblick später wurde ihr bewusst, dass sie selbst in einem dünnen, übergroßen T-Shirt dastand - eines von Michaels alten - mit Beinen, die ab der Mitte des Oberschenkels unbedeckt waren. Halb nackt wäre nicht übertrieben.
»Hi«, sagte sie.
»Hi«, sagte Shane. »Habe ich dich aufgeweckt?«
»Nein. Ich konnte nicht schlafen.« Sie war sich äußerst bewusst, dass ihr Bettzeug im Hintergrund völlig zerwühlt war. Hm, möchtest du, ähm... hereinkommen?«
»Besser nicht«, sagte er leise. »Claire, ich...« Er schüttelte den Kopf, sodass sein braunes Haar in Bewegung geriet.
»Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.«
Aber er ging auch nicht weg.
»Nun«, sagte sie, »ich setze mich hin. Wenn du da stehen bleiben willst - bitte.«
Sie ging zum Bett und setzte sich vorsichtig, Beine zusammen, ganz sittsam und anständig. Ihre Zehen berührten kaum den Teppich. Sie fühlte sich lebendig und prickelnd. Sie schaute auf ihre Hände hinunter, auf die abgeknabberten Fingernägel, und fummelte nervös an ihnen herum.
Shane machte zwei Schritte ins Zimmer. »Ich möchte, dass du in den nächsten beiden Tagen das Haus nicht verlässt«, sagte er. Das war nicht das, was sie erwartete hatte. Absolut nicht. »Dein Dad denkt ohnehin schon, dass wir dich abfüllen und wilde Orgien veranstalten. Das Letzte, was ich möchte, ist, dass wir dich mit einem Vampirbiss im Hals zurückschicken. Oder in einem Sarg.« Seine Stimme wurde leiser. »Das würde ich nicht ertragen. Echt nicht. Das weißt du, oder?«
Sie schaute nicht auf. Er kam noch einen Schritt näher und seine nackten Füße und seine Jogginghose gerieten in ihr Blickfeld. »Claire. Du musst es mir versprechen.«
»Das kann ich nicht«, sagte sie. »Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Und ich bin nicht deine Schwester.«
Er lachte kehlig. »Oh, yeah. Ich weiß. Aber ich möchte dich nicht wieder verletzt sehen.«
Er umfasste ihr Kinn mit der Hand und tauchte es in Wärme; dann hob er ihr Gesicht.
Die ganze Welt schien stillzustehen in einem vollkommenen Augenblick der Ruhe. Claire dachte, dass nicht einmal ihr Herz schlug.
Seine Lippen waren warm und weich und süß und das Gefühl blendete sie, versetzte sie in Unsicherheit und Angst. Ich habe noch nie... niemand hat je... ich mache es nicht richtig. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie nicht wusste, wie sie ihn küssen sollte, wusste, dass er sie mit all diesen Mädels verglich, diesen Mädchen, die er schon geküsst hatte und die besser waren als sie.
Es hörte auf. Ihr Herz klopfte so rasch, dass es sich anfühlte, als würde ein Vogel in ihrer Brust flattern. Sie errötete und es wurde ihr warm und heiß, so warm...
Shane drückte seine Stirn an ihre und seufzte. Sein Atem wärmte ihr Gesicht und dieses Mal küsste sie ihn, wobei sie sich von ihrem Instinkt leiten ließ und ihm erlaubte, sie auf die Füße zu sich
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