Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
Decke auf ihren Schultern herum, holte ihr ein Kissen und sagte: »Leg dich hin. Ruh dich aus. In ein paar Stunden wird es hell und ich brauche dich dann.«
»Oh Gott, Michael, das hast du nicht getan! Das kannst du nicht getan haben! Das wird sie dir nie verzeihen!«
»Wenigstens lebt sie dann noch lange genug, um mich hinterher hassen zu können«, sagte er. »Ruh dich jetzt aus, ich meine es ernst.«
Sie hatte nicht vorgehabt zu schlafen. Ihr Gehirn drehte sich wie eine Reifenfelge, die über das Pflaster schabt und Funken in alle Richtungen aussandte. Viel Energie wurde verbraucht, die sie aber nicht schnell vorwärts brachte. Muss darüber nachdenken. Muss...
Michael begann, etwas zu spielen, eine sanfte, melancholische Melodie, alles in Moll, und sie fühlte, wie sie abdriftete...
... und dann war sie eingeschlafen, ohne dass sie es gemerkt hatte.
***
Die Decke um sie herum roch nach Shane.
Claire mummelte sich tiefer in ihre Wärme ein und murmelte, als sie aufwachte, etwas, das sein Name sein konnte; sie fühlte sich in seiner Umarmung gut, entspannt und sicher. Wie vor Kurzem, als sie den Abend auf der Couch verbrachten und sich küssten...
All das verblasste schnell, als sie die Ereignisse des Vortages wieder einholten, die Behaglichkeit abstreiften und sie frierend und verängstigt zurückließen. Claire setzte sich auf, umklammerte die Decke und schaute sich um. Michaels Gitarre war wieder in ihrem Kasten und die Sonne war schon am Horizont aufgegangen. Er war also wieder fort und sie und Eve...sie und Eve waren allein.
»Also gut«, flüsterte sie. »Zeit, sich an die Arbeit zu machen.« Sie musste eine brauchbare Strategie finden, Shane aus diesem Käfig auf dem Founder’s Square zu befreien. Das erforderte Recherche... vielleicht konnte ihr Detective Hess sagen, wie viele Wachen dort aufgestellt waren und wo. Bestimmt gab es so etwas wie Sicherheitsvorkehrungen, um menschliche Loser wie sie fernzuhalten, aber jegliche Art von Security konnte durchbrochen werden, oder? Zumindest hatte sie das immer gehört. Vielleicht fiel Eve etwas Nützliches ein.
Vorausgesetzt, Eve war heute Morgen nicht mehr auf Selbstmordkommandos aus. Claire dachte sehnsüchtig an eine heiße Dusche, entschied aber, dass das warten konnte, und ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Eve würde nicht gerade glücklich sein, aber noch unglücklicher wäre sie ohne Koffein. Claire wartete, bis sich die Kanne gefüllt hatte, und trug dann eine schwarze Tasse voll von dem Zeug nach oben. Der Schlüssel zu Eves Zimmer hing an einem Haken, ein Zettel klebte darauf. Michaels Handschrift. Sie las: Lass sie nicht aus dem Haus. Was natürlich indirekt sagte, dass Claire auch zu Hause bleiben sollte.
Als wenn sie daran auch nur denken könnte, wenn Shanes letzte Stunden abliefen. Und wer wusste schon, was ihm da draußen passierte? Sie dachte an Olivers kalte Wut, an Amelies Gleichgültigkeit, wobei sich ihr Magen verkrampfte. Sie nahm den Schlüssel, drehte ihn im Schloss und öffnete Eves Zimmertür.
Eve saß komplett angezogen in Zombie-Glamour auf dem Bettrand. Sie hatte ihre Haare zu zwei Rattenschwänzen zusammengebunden, auf jeder Seite einen, und sie hatte sich sehr sorgfältig geschminkt. Sie sah wie eine unheimliche Porzellanpuppe aus.
Eine zornige unheimliche Porzellanpuppe. Solche, die in Horrorfilmen vorkamen und Schnappmesser bei sich hatten.
»Kaffee?«, fragte Claire schwach. Eve sah sie einen Moment an, nahm den Kaffee, stand auf und ging zur Tür hinaus zur Treppe. »Oh Mann.«
Als Claire unten an der Treppe anlangte, stand Eve mitten im Wohnzimmer und starrte ins Leere. Sie hatte den Kaffee abgestellt und die Hände in die Hüften gestemmt. Claire hielt an, eine Hand noch immer auf dem Geländer, und beobachtete, wie Eve sich langsam im Kreis drehte, als würde sie etwas suchen.
»Ich weiß, dass du hier bist, du Feigling«, sagte sie. »Jetzt hör mal zu, du übersinnlicher Wahnsinnsknabe. Wenn du noch einmal so einen Mist mit mir machst, dann gehe ich zu dieser Tür hinaus und komm nie wieder, das schwör ich dir. Hast du das verstanden? Einmal für Ja, zweimal für Nein.«
Er musste ja gesagt haben, denn Eves Schultern entspannten sich ein wenig. Sie war aber immer noch böse. »Ich weiß nicht, was mieser ist, dass du Vamp-Spielchen mit mir gespielt oder dass du mich in mein Zimmer eingeschlossen hast, aber jedenfalls bist du so am Arsch, Mann. Da hilft es dir auch nicht, dass du tot bist. Wenn du
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