Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
heute Abend zurückkommst, dann tret ich dir so was von in den Hintern.«
»Es tat ihm leid«, sagte Claire. Sie setzte sich auf die unterste Stufe, als Eve ihr einen Blick voll gerechten Zorns zuwarf. »Er wusste, du würdest ausflippen, aber er konnte nicht. Er macht sich Sorgen um dich, Eve. Er konnte dich nicht da rausgehen lassen, wo sie dich umgebracht hätten.«
»Soweit ich mich erinnern kann, bin ich über achtzehn und niemandes Eigentum!«, schrie Eve und stampfte mit dem Fuß auf. »Es ist mir egal, ob es dir leidtut, Michael! Du musst dich echt anstrengen, um das wiedergutzumachen! Also wirklich!«
Claire sah, wie eine Brise durch Eves Haar fuhr. Eve schloss einen Moment lang ihre Augen, schwankte und öffnete ihren Mund zu einem roten O.
»Okay«, sagte sie leise. »Schon besser.«
»Was?«, fragte Claire und sprang auf die Füße.
»Nichts. Ähm, gar nichts.« Eve räusperte sich. »Was war letzte Nacht? Hast du sie dazu gebracht, Shane freizulassen?«
Claire fühlte vor Traurigkeit einen Kloß im Hals. Sie schüttelte den Kopf und sah zu Boden. »Aber es nützt nichts, mit Pfählen und Kreuzen da rauszugehen«, sagte sie. »Sie sind darauf gefasst. Wir brauchen einen anderen Plan.«
»Was ist mit Joe? Detective Hess?«
Claire schüttelte erneut den Kopf. »Er kann nicht.«
»Dann lass uns mit ein paar Leuten sprechen, die können«, sagte Eve sachlich. Sie nahm ihren Kaffee und trank ihn in langen Schlucken auf ex aus, stellte die Tasse dann ab und nickte. »Fertig.«
»Mit wem werden wir uns treffen?«
»Vielleicht bist du jetzt schockiert, aber es war nicht komplett vergebens, dass ich schon mein ganzes jämmerliches Leben lang in Morganville wohne. Ich kenne Leute, okay? Und einige von ihnen haben sogar Rückgrat.«
Claire blinzelte. »Ähm... okay? Zwei Minuten.«
Sie rannte nach oben, nahm die schnellste Dusche ihres Lebens und zog sich ebenso rasch um.
9
E s leuchtete Claire ein, dass Eve mehr öffentliche Orte kannte als sie selbst, aber irgendwie überraschte es sie, was das für Orte waren. Ein Waschsalon beispielsweise. Und ein Fotogeschäft. In beiden Fällen ließ Eve sie im Auto warten, während sie mit jemandem sprach – mit irgendjemand Menschlichem, da war Claire sich fast sicher. Aber beide Male kam nichts dabei heraus.
Eve stieg wieder in ihren großen, staubigen Cadillac und sah sauer und wegen der morgendlichen Hitze auch schon wieder erschöpft aus. »Pater Jonathan ist auf Reisen«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, wir könnten ihn dazu bringen, mit dem Bürgermeister zu sprechen. Sie kennen sich schon lange.«
»Pater Jonathan? Es gibt einen Priester in der Stadt?«
Eve nickte. »Den Vampiren ist es egal, wenn er Gottesdienste veranstaltet, solange er dabei keine Kreuze verwendet. Das Abendmahl ist ganz interessant; die Vampire bewachen die Oblaten und den Wein. Oh, und Weihwasser kannst du natürlich vergessen. Wenn sie ihn dabei erwischen würden, wie er ein Kreuz über irgendetwas Flüssigem schlägt, würden sie dafür sorgen, dass er seinen nächsten Gottesdienst jenseits der perlenbesetzten Paradiestore hält.«
Claire blinzelte und versuchte, das zu begreifen. »Aber...er ist auf Reisen? Außerhalb der Stadt? Wie das?«
»Er ist im Vatikan. Sondergenehmigung.«
»Der Vatikan weiß Bescheid über Morganville?«
»Nein, Dummkopf. Wenn er die Stadt verlässt, ergeht es ihm so wie allen anderen: keine Erinnerung an die Vamps. Ich glaube also nicht, dass wir damit rechnen können, dass die schnelle Eingreiftruppe des Vatikans hier einrückt, um Shane zu retten – nur falls du dir das jetzt so vorgestellt haben solltest.«
Hatte sie nicht, aber irgendwie hatte es etwas Tröstliches, sich paramilitärische Priester in kugelsicherer Ausrüstung und Kreuzen auf der Weste vorzustellen. »Also, was nun? Wenn du Pater Jonathan nicht erreichen kannst?«
Eve ließ den Wagen an. Sie standen auf dem winzigen Parkplatz des Fotogeschäfts neben einem riesigen Industriemüllcontainer. Ihr Auto war das einzige weit und breit, aber gerade bog ein weißer Lieferwagen in den Parkplatz ein und kam mit quietschenden Reifen auf dem Stellplatz neben ihnen zum Stehen. Es war noch immer recht früh, noch vor neun Uhr, und was man in Morganville unter Verkehr verstand, sickerte gemächlich durch die Straßen. Das Fotogeschäft war täglich vierundzwanzig Stunden geöffnet; Claire war sich sicher, dass sie so einen Job nicht haben wollte. Ließen Vampire Fotos von sich
Weitere Kostenlose Bücher