Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
für heute Nacht. Du gehst nach Hause, ich bringe dich sicher hinein und fahre dann zu mir und verstecke mich in einem Schrank, bis der Sturm vorüber ist. Das Gleiche empfehle ich dir.«
»Aber Shane...«
»Shane ist tot«, sagte Hess so ruhig und sachlich, dass sie dachte, dass er das auch so meinte, dass irgendwie jemand hineingeschlüpft war und ihn getötet hatte und sie hätte es dann nicht mal gewusst... aber er sprach weiter: »Du kannst ihn nicht retten. Niemand kann ihn jetzt retten. Du hast sowohl Amelie als auch Oliver in einer einzigen Nacht sauer gemacht. Das reicht jetzt. Eine kleine Portion gesunder Menschenverstand könnte dir jetzt nicht schaden.«
Den Rest des Nachhauseweges schwieg sie verärgert und mürrisch.
***
Hess stand zu seinem Wort. Er begleitete sie vom Wagen die Treppe hoch, sah ihr zu, wie sie die Haustür öffnete, und nickte müde, als sie hineinging. »Schließ ab«, sagte er. »Und ruh dich um Himmels willen ein wenig aus.«
Als sie die Tür aufschloss, stand Michael schon da, mitfühlend und tröstlich. Er hielt seine Gitarre am Hals, er hatte also gespielt; seine Augen hatten rote Ränder, sein Gesicht war angespannt. »Und?«, fragte er.
»Hallo, Claire, wie geht es dir?«, fragte Claire ins Leere. »Keine Todesdrohungen, oder? Danke, dass du in die Dunkelheit hinausgegangen bist, um mit den beiden grausamsten Menschen der Welt zu verhandeln.«
Wenigstens waren seine Manieren so gut, dass er verlegen wurde. »Sorry. Bist du okay?«
»Klaro. Zumindest keine Abdrücke von Vampirzähnen.« Sie schauderte. »Ich mag diese Menschen einfach nicht.«
»Vampire?«
»Vampire.«
»Technisch gesehen keine Menschen, so wenig wie ich, wo ich gerade darüber nachdenke. Was soll’s.« Michael legte den Arm um sie und führte sie ins Wohnzimmer, wo er sie hinsetzte und ihr eine Decke um die Schultern legte. »Es lief wohl nicht so gut, nehme ich an.«
»Es lief überhaupt nicht«, sagte sie. Sie war schon auf dem gesamten Heimweg niedergeschlagen gewesen, aber dann auch noch darüber zu berichten, dass sie versagt hatte, war noch um einiges mehr zum Kotzen. »Sie werden ihn nicht gehen lassen.«
Michael sagte nichts, aber das Licht in seinen Augen erlosch. Er ließ sich neben ihr auf ein Knie sinken, fummelte an ihrer Decke herum und zog sie enger um sie. »Claire, ist wirklich alles in Ordnung? Du zitterst ja.«
»Sie sind kalt, weißt du?«, sagte sie. »Und mir wird dann auch kalt.«
Er nickte langsam. »Du hast getan, was du konntest. Ruh dich jetzt aus.«
»Was ist mit Eve? Ist sie noch hier?«
Er schaute zur Decke hinauf, als könnte er durch sie hindurchsehen. Vielleicht konnte er. Claire wusste wirklich nicht, was Michael konnte oder nicht konnte; immerhin war er schon ein paarmal gestorben. So jemanden durfte man nicht unterschätzen. »Sie schläft«, sagte er. »Ich habe mit ihr gesprochen. Sie versteht es. Sie wird nichts Dummes machen.« Er schaute Claire nicht an, als er das sagte, und sie fragte sich, was das wohl für eine Art von Gespräch gewesen war.
Ihre Mom riet ihr immer nachzufragen, wenn sie Zweifel hatte. »War es die Art von Gespräch, bei dem du ihr etwas gegeben hast, wofür es sich zu leben lohnt? Zum Beispiel vielleicht, ähm, dich?«
»Habe ich... was zum Teufel redest du da eigentlich?«
»Ich dachte mir nur, dass du und sie vielleicht...«
»Himmel noch mal, Claire!«, sagte Michael. Sie hatte es tatsächlich geschafft, dass er zusammenzuckte. Wow. Etwas ganz Neues. »Glaubst du, wenn sie mit mir poppt, vergisst sie darüber, hinauszustürmen und ein eiskaltes Vampir-Blutbad anzurichten? Ich weiß nicht, welche Maßstäbe du beim Sex anlegst, aber dieser hier scheint mir ziemlich hoch gegriffen. Außerdem, was immer zwischen mir und Eve...naja, das ist eine Sache zwischen mir und Eve.« Bis sie mir später alles erzählt, dachte Claire. »Jedenfalls meinte ich das nicht. Ich... habe sie überzeugt. Das ist alles.«
Überzeugt. Alles klar. In der Stimmung, in der Eve war, als Claire sie verließ? Nicht besonders wahrscheinlich...
Und dann erinnerte sich Claire an die Stimmen, die ihr in der Gasse zugeflüstert hatten, und wie sie blind und dumm angenommen hatte, in Sicherheit zu sein, obwohl sie sich in Gefahr brachte. Konnte Michael das auch? Würde er das tun?
»Du hast nicht...«Sie berührte ihre Schläfe mit dem Finger.
»Was?«
»Mit ihrem Kopf herumgepfuscht? Wie sie es können?«
Er antwortete nicht. Er fummelte weiter an der
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