Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
herauszufinden.«
Sam schüttelte den Kopf. »Hast du eigentlich so etwas wie einen Selbsterhaltungstrieb?«
»Das fragt Shane mich auch immer.«
Das brachte Sam trotz seines offensichtlichen Unbehagens zum Lächeln. »Also gut«, sagte er. »Amelie ist auch krank. Es wird immer schwieriger für sie, neue Vampire zu schaffen – sie war kaum in der Lage, Michael herüberzubringen; ich hatte Angst, es könnte sie dieses Mal umbringen. Die Wahrheit ist, dass wir alle krank sind. Myrnin sucht schon seit siebzig Jahren nach dem Grund – und nach einer Heilmethode –, aber jetzt ist es zu spät. Bei ihm ist es schon zu weit fortgeschritten und die Chance, dass jemand anderes ihm dabei helfen kann, ist zu gering. Ich kann nicht zulassen, dass sie dich auf diese Weise opfert, Claire. Ich sagte dir schon, dass er fünf Assistenten hatte. Ich möchte nicht, dass du zu dieser Statistik zählst.«
Oh Gott. Die Vampire sterben alle. Claire fühlte einen puren Adrenalinrausch, der ihre Hände zum Zittern brachte. Eine Woge grimmiger Zufriedenheit überkam sie. Und danach eine Welle von Schuldgefühlen. Was ist mit Sam? Was ist mit Michael? Ja, und was ist mit Oliver und all den anderen schaurigen Vampiren? Wäre es nicht großartig, sie verschwinden zu sehen?
»Was ist, wenn er keine Heilmethode findet?«, fragte Claire. Sie versuchte, nichts von ihren Gefühlen preiszugeben, aber sie war sich sicher, dass Sam ihren erhöhten Herzschlag hören konnte. »Wie lange...?«
»Claire, du musst vergessen, dass du je etwas davon gehört hast. Das meine ich ernst. Es gibt viele Geheimnisse in Morganville, aber dieses könnte dich umbringen. Sag keinem etwas davon, verstehst du? Nicht zu deinen Freunden und nicht zu Amelie. Hast du mich verstanden?«
Seine Eindringlichkeit war fast noch furchterregender als Myrnins, weil sie so kontrolliert war. Sie nickte.
Die Fragen schossen ihr aber weiterhin durch den Kopf, ebenso die Möglichkeiten.
Sam ließ sie am Straßenrand aussteigen und passte auf, bis sie im Haus war – es war vollkommen dunkel und in einer klaren, kühlen Nacht wie dieser waren massenhaft Vampire auf der Jagd. Wahrscheinlich würde ihr niemand etwas tun, aber Sam war nicht in der Stimmung, es darauf ankommen zu lassen.
Claire machte die Tür zu und schloss sie ab, lehnte sich für ein paar lange Sekunden an die Wand und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wusste, dass ihre Freunde sie mit Fragen bombardieren würden – wo sie gewesen war, ob sie wahnsinnig sei, im Dunkeln allein draußen zu sein –, aber sie konnte sie nicht beantworten, ohne eine Anordnung von Amelie oder Sam zu missachten.
Sie sterben. Das schien unmöglich; die Vampire wirkten so stark, so furchterregend. Aber sie hatte es gesehen. Sie hatte gesehen, wie Myrnin verfiel und wie sehr Sam sich fürchtete. Selbst Amelie, die perfekte eisige Amelie, war todgeweiht. War das nicht etwas Gutes? Und wenn das so war, warum fühlte sie sich dann so schlecht, wenn sie daran dachte, dass Amelie langsam wahnsinnig werden würde wie Myrnin?
Claire holte noch ein paarmal tief Luft, zwang ihre Gedanken, für eine Weile aufzuhören zu rasen und stieß sich von der Wand ab, um über den Flur zu gehen.
Weit kam sie nicht. Überall waren Sachen gestapelt. Sie brauchte einen Moment, aber dann wurde es ihr mit einem furchtbaren Schock klar. »Oh nein«, flüsterte sie. »Shanes Sachen.« Sie blockierten den Flur. Claire bahnte sich einen Weg durch die Schachteln und Koffer, die dort gestapelt waren. Oh Shit. Dort stand die Playstation; die Kabel waren ausgesteckt und sie sah erbärmlich aus auf dem Haufen mit den Gamecontrollern.
»Hey? Hey, Jungs? Was ist hier los?«, rief Claire, als sie sich durch die Barrikaden schlängelte. »Jemand zu Hause?«
»Claire?« Michaels Schatten tauchte am Ende des Flurs auf. »Wo zum Teufel warst du?«
»Ich – ich wurde im Labor aufgehalten«, sagte sie. Was nicht gelogen war. »Was ist hier los?«
»Shane sagt, er zieht aus«, sagte Michael. Er sah zutiefst verärgert aus, aber damit kaschierte er auch, dass er verletzt war.
»Ich bin froh, dass du da bist. Ich war schon drauf und dran, dich suchen zu gehen.«
Claire hörte das undeutliche Geräusch von Stimmen, die von oben kamen. Eves Stimme, die hoch und schrill war. Shanes tiefe Brummstimme. Etwa sechzig Sekunden verstrichen, dann kam Shane mit einer Kiste die Treppe herunter. Sein Gesicht war blass, aber entschlossen, und obwohl er einen Moment innehielt, als
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