Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
er sah, dass Claire zurück war, kam er herunter.
»Im Ernst, du Blödmann, was machst du da, verdammt noch mal?«, fragte Eve von oben. Sie flitzte um ihn herum und baute sich vor ihm auf, wodurch er gezwungen war, einen Schritt zurückzugehen, um an ihr vorbeizukommen. »He, du Trottel! Ich rede mit dir!«
»Du willst hier mit ihm leben? Schön«, sagte Shane gepresst. »Ich gehe. Ich habe die Schnauze voll.«
»Du ziehst bei Nacht um? Hast du einen Kopfschuss?«
Er tat so, als wollte er rechts an Eve vorbei, und entwischte dann links herum.
Und prallte mit Claire zusammen, die sich nicht rührte. Sie sagte nichts und nach ein paar Sekunden Stille sagte er: »Es tut mir leid. Ich muss es tun. Das habe ich dir ja gesagt.«
»Geht es um deinen Dad?«, fragte sie. »Um dieses Vorurteil, das du jetzt Michael gegenüber hast?«
»Vorurteil? Mensch, Claire, du tust gerade so, als wäre er noch immer wirklich Michael. Er ist es nicht mehr. Er ist einer von ihnen. Ich bin fertig mit dem Scheiß. Wenn es sein muss, breche ich ein paar Gesetze und werde eingelocht. Besser im Gefängnis, als hier zu leben und mit ansehen zu müssen, wie er...« Shane unterbrach sich abrupt und schloss einen Moment die Augen. »Du verstehst das nicht. Du kapierst es einfach nicht, Claire. Du bist nicht hier aufgewachsen.«
»Aber ich bin hier aufgewachsen«, sagte Eve und trat näher.
»Und ich kapiere deinen paranoiden Scheiß auch nicht. Michael hat niemandem was getan. Und dir schon gar nicht, du Idiot. Also lass ihn in Ruhe.«
»Mach ich«, sagte Shane. »Ich haue ab.«
Claire machte ihm den Weg nicht frei. »Was ist mit uns?«
»Willst du mitkommen?«
Sie schüttelte langsam den Kopf und sah für den Bruchteil einer Sekunde lang den Schmerz in seinem Gesicht, bevor es wieder hart wurde.
»Dann gibt es nichts mehr zu sagen. Tut mir leid, das sagen zu müssen, aber dann gibt es kein ›uns‹. Damit eins klar ist, Claire, war schön mit dir, aber du bist echt nicht mein Typ...«
Michael bewegte sich . Er schlug Shane die Schachtel aus der Hand, sodass sie halb durch den Raum flog, über den Holzboden schlitterte und gegen die Sockelleiste knallte, wo sie umkippte und alle Sachen herauskullerten.
»Lass das«, sagte Michael. Er packte Shane an der Schulter und presste ihn an die nächstbeste Wand. »Behandle sie nicht so geringschätzig. Du kannst mir gegenüber ein Arschloch sein, na gut. Wenn du willst, kannst du auch Eve gegenüber ein Arschloch sein; sie kann zurückschlagen. Aber trag es nicht auf Claires Rücken aus. Ich hab mir deinen Mist jetzt lange genug angehört, Shane.« Er hielt inne und holte Luft, aber die Wut hatte nicht nachgelassen. Noch nicht. »Du möchtest gehen. Dann mach, dass du rauskommst. Aber du tust gut daran, mal genau in den Spiegel zu schauen, mein Lieber. Okay, deine Schwester ist gestorben. Deine Mom ist gestorben. Dein Dad ist ein gewalttätiges, voreingenommenes Arschloch. Dein Leben ist beschissen. Aber die Opfermasche zieht nicht mehr. Immer drücken wir ein Auge zu und du versaust es. Das reicht jetzt. Du jammerst nicht mehr herum und tust so, als sei dein Leben beschissener als unseres.«
Shanes Gesicht wurde erst leichenblass und danach rot.
Dann schlug er Michael ins Gesicht. Es war ein fester, schmerzhafter Schlag; Claire zuckte zusammen und schlug sich vor Mitgefühl die Hände vor den Mund, während sie zurückwich.
Michael rührte sich nicht. Reagierte nicht einmal. Er starrte Shane nur in die Augen.
»Du bist genau wie dein Dad«, sagte er. »Möchtest du mich jetzt pfählen? Mir den Kopf abschlagen? Mich hinten vergraben? Wäre das was für dich, mein Freund?«
»Ja!«, schrie ihm Shane direkt ins Gesicht und in seinen Augen lag etwas so Beängstigendes, dass Claire sich nicht rühren konnte. Nicht atmen konnte.
Michael ließ ihn los, ging zu der Schachtel hinüber, die Shane heruntergetragen hatte, und las ein paar Dinge auf, die herausgefallen waren.
Ein spitzer Pfahl.
Ein übel scharfes Jagdmesser.
»Du bist gut vorbereitet«, sagte er und schleuderte Shane die Gegenstände zu, der sie auffing. »Dann mal nichts wie ran.«
Eve kreischte und warf sich vor Michael, der sie sanft, aber bestimmt aus dem Weg schob.
»Los«, sagte er. »Wir erledigen das jetzt, dann müssen wir es nicht später machen. Du möchtest ausziehen, dann kannst du mich guten Gewissens umbringen. Worauf wartest du? Komm schon, Mann, tu’s. Ich werde mich nicht wehren.«
Shane drehte das Messer
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