Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
Motor an. »Wir können überhaupt nichts dagegen tun.«
Die Fahrt dauerte natürlich nicht lange, und soweit Claire die dämmrigen Straßen draußen erkennen konnte, nahm er dieselbe Strecke wie Sam zu der Gasse und zu Myrnins Höhle. Michael stellte das Auto am Bordstein ab. Als Claire ausstieg, fiel ihr jedoch etwas ein, sie beugte sich ins Halbdunkel des Autos zurück und schlüpfte noch einmal hinein.
»Mist«, sagte sie. »Du kannst nicht mit hineinkommen, oder? Du kannst nicht in den Sonnenschein hinaus!«
Michael schüttelte den Kopf. »Ich soll bis Sonnenuntergang hier draußen auf dich warten, danach komme ich hinein. Amelie sagte, sie würde dafür sorgen, dass du bis dahin in Sicherheit bist.«
»Aber...« Claire biss sich auf die Lippen. Das war nicht Michaels Schuld. Noch drei Stunden würde die Sonne scheinen, sie musste sich also noch eine Weile selbst den Rücken freihalten. »Okay. Dann sehen wir uns bei Einbruch der Dunkelheit.«
Sie schloss die Autotür. Als sie sich aufrichtete, sah sie, dass Gramma Katherine Day auf der Veranda des großen Gründerinnenhauses schaukelte und an etwas nippte, das wie Eistee aussah. Claire winkte. Gramma Day nickte ihr zu.
»Sei vorsichtig, ja?«, rief sie ihr zu.
»Ja, Ma’am.«
»Ich habe der Königin gesagt, ich kann es nicht gutheißen, dass sie dich bei diesem Ding dort absetzt. Ich habe ihr das gesagt«, sagte Gramma Day und fuchtelte zur Betonung wild mit dem Zeigefinger herum. »Komm herauf und trink einen Eistee mit mir, Mädchen. Das Ding dort unten – er wird auf dich warten. Er weiß die Hälfte der Zeit sowieso nicht, wo er eigentlich ist.«
Claire lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Ma’am. Ich muss pünktlich da sein. Aber vielen Dank.« Als sie sich der Gasse zuwandte, kam ihr ein Gedanke. »Oh – wer ist die Königin?«
Gramma machte eine ungeduldige Handbewegung, als wollte sie eine Fliege verscheuchen. »Sie natürlich. Die Weiße Königin. Du bist wie Alice im Wunderland, weißt du? Hinunter in den Kaninchenbau mit dem verrückten Hutmacher.«
Claire wagte nicht, allzu genau darüber nachzudenken, denn der Satz Schlagt ihr den Kopf ab! rückte irgendwie drohend näher. Sie schenkte Gramma Day noch ein höfliches Lächeln und winkte ihr zu, dann rückte sie ihren Rucksack höher auf die Schulter und ging in ihren Abendkurs.
8
A melie hatte dafür gesorgt, dass sie sicher war, okay. Und zwar, indem sie Myrnin eingesperrt hatte.
Claire stellte ihren Rucksack am Fuß der Treppe ab – dort, wo sie ihn sich leicht würde schnappen können, falls sie fliehen musste – und entdeckte eine Neuerung im Labor: einen Käfig. Und darin saß Myrnin.
»Oh mein Gott...«Sie machte einen Schritt auf ihn zu und steuerte dabei um die üblichen planlosen Bücherstapel herum. Sie biss sich auf die Lippen. Soweit sie sehen konnte, war es derselbe Käfig, in den die Vampire Shane auf dem Founder’s Square eingesperrt hatten – er hatte schwere schwarze Gitterstäbe und das Ganze stand auf Rädern. Hoffentlich war er vampirsicher. Wer auch immer Myrnin dort eingesperrt hatte, war immerhin nett genug gewesen, ihm einen Stapel Bücher und ein behagliches (wenn auch fadenscheiniges) Knäuel aus Decken und verwaschenen Kissen mitzugeben. Er lümmelte in der Ecke auf den Kissen und weit unten auf seiner Hakennase thronte eine altmodische Brille, wie Benjamin Franklin sie zu tragen pflegte. Er las.
»Du kommst spät«, sagte er, als er eine Seite umblätterte. Claire machte den Mund auf und schloss ihn dann wieder, weil ihr keine passende Antwort einfiel. »Oh, mach dir keine Gedanken wegen des Käfigs. Er ist natürlich zu deiner Sicherheit. Da Samuel nicht hier ist, um auf dich aufzupassen.« Er blätterte erneut, aber seine Augen bewegten sich nicht, um dem Text zu folgen. Er tat, als würde er lesen, und irgendwie war das mehr als herzzerreißend. »Amelies Idee. Ich kann nicht sagen, dass ich das wirklich gutheißen kann.«
Schließlich gelang es ihr, »es tut mir leid« zu sagen.
Myrnin zuckte die Achseln, klappte das Buch zu und legte es mit einem Knall auf den Stapel neben sich. »Das ist nicht der erste Käfig, in den man mich steckt«, sagte er. »Und zweifellos werde ich herausgelassen, wenn dein neu ernannter Beschützer hier ist und den Anstandswauwau macht. Bis dahin werden wir deine Unterweisung fortsetzen. Zieh dir einen Stuhl her. Entschuldige bitte, dass ich nicht aufstehe, aber ich bin ein bisschen größer
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