Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
als...«Erhob die Hand und klopfte gegen die Gitterstäbe über seinem Kopf. »Amelie hat mir erzählt, dass du dich für Fortgeschrittenenkurse eingeschrieben hast.«
Claire nahm dies dankbar zum Anlass, nicht darüber nachzudenken, wie verstörend und gleichzeitig beruhigend es war, dass man ihn ihretwegen wie ein Tier in einen Käfig gesperrt hatte. Sie las ihren Stundenplan herunter und beantwortete die Fragen, die scharf formuliert waren und gleichzeitig eine seltsame Mischung aus Fachwissen und völliger Ignoranz darstellten. Er verstand etwas von Philosophie und Biochemie; von Quantenmechanik hatte er keine Ahnung, bis sie ihm die Grundlagen erklärte und er nickte.
»Mythen und Legenden?«, wiederholte er verdutzt, als sie ihm den Titel des Kurses vorgelesen hatte. »Warum sollte Amelie das für notwendig halten...äh, macht nichts. Ich bin sicher, sie hatte ihre Gründe. Dein Aufsatz?« Er streckte seine Hand aus. Claire kramte die zusammengehefteten Computerausdrucke aus ihrer Tasche und händigte sie ihm aus. Sechs Seiten, einfacher Zeilenabstand. Sie hatte ihr Bestes gegeben in diesem Aufsatz über die Geschichte eines Faches, von dem sie gerade erst anfing, es zu verstehen. »Ich lese ihn später. Und die Bücher, die ich dir gegeben habe?«
Claire ging zu ihrem Rucksack und zog sie heraus, dann kam sie zurück zu ihrem Stuhl. »Aureus habe ich durchgelesen, ebenso Die Goldkette Homers.«
»Hast du sie verstanden?«
»Nicht... wirklich.«
»Das liegt daran, dass Alchemie ein sehr geheimnisvolles Studienfach ist. Ein wenig so, als wäre man Steinmetz – gibt es noch Steinmetze?« Als sie nickte, sah Myrnin seltsam erleichtert aus. »Nun, dann ist’s ja gut. Die Folgen wären nämlich ziemlich schrecklich, wenn es keine mehr gäbe, weißt du? Was die Alchemie angeht, so kann ich dich lehren, wie man die gesprochenen und geschriebenen Codes übersetzt, aber mir liegt mehr daran, dass du dich mit Mechanik auskennst als mit Philosophie. Du hast doch bestimmt die in den Texten beschriebenen Methoden zur Herstellung eines Brennofens verstanden, oder?«
»Ich glaube schon. Aber warum können wir nicht einfach bestellen, was wir brauchen? Oder kaufen?«
Myrnin schnippte den silbernen Ring an seiner rechten Hand gegen die Gitterstäbe seiner Zelle, sodass ein metallisches Klirren erklang.
»Keins von beidem. Kinder von heute sind Narren, Sklaven der Arbeit anderer, in jeder Hinsicht abhängig. Du nicht. Du wirst lernen, dein Werkzug selbst herzustellen und damit umzugehen.«
»Sie möchten, dass ich Ingenieurin werde?«
»Ist es für jemanden, der Physik studiert, nicht von Nutzen, auch solch praktische Anwendungen zu beherrschen?«
Sie starrte ihn zweifelnd an. »Sie werden mich aber nicht dazu zwingen, einen Amboss zu besorgen und meine Schraubenzieher selbst herzustellen, oder?«
Myrnin lächelte langsam. »Was für eine gute Idee! Ich werde darüber nachdenken. Nun. Es gibt ein Experiment, das ich versuchen möchte. Bist du bereit?«
Vermutlich nicht. »Ja, Sir.«
»Bewege dieses Bücherregal...«Er deutete auf ein windschiefes, monströses Brettergebilde, das aussah, als würde es gleich in sich zusammenfallen. Natürlich war es randvoll mit Büchern. »Schieb es aus dem Weg.«
Claire war sich überhaupt nicht sicher, ob das Ding zusammenhalten würde, wenn man es schob, aber sie tat, was man von ihr verlangte. Es war besser gebaut, als es vermuten ließ, und als sie es beiseitegeschoben hatte, fand sie zu ihrer Überraschung eine kleine Bogentür. Sie war mit einem großen, herzförmigen Schloss zugesperrt.
»Öffne es«, sagte er, dann hob er das Buch auf, das er hatte fallen lassen, als sie angekommen war, und blätterte wahllos darin.
»Wo ist der Schlüssel?«
»Keine Ahnung.« Er blätterte schneller und schaute finster auf die Wörter. »Schau dich um.«
Claire schaute sich völlig frustriert im Labor um. »Hier drin?« Wo sollte sie anfangen? Überall waren Stapel und Haufen und halb offene Schubladen, nichts folgte irgendeiner für sie erkennbaren Ordnung. »Können Sie mir wenigstens einen Hinweis geben?«
»Wenn ich mich erinnern könnte, würde ich es tun.« Myrnins Stimme war trocken, aber auch ein wenig traurig. Sie warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Er klappte das Buch wieder zu und starrte aus seinem Käfig – er sah eigentlich weder sie noch sonst etwas Bestimmtes an. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eine bedächtige Leere ab. »Claire?«
»Ja?« Sie zog
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