Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
Westentasche – oder wie Eves Rücken, von dessen nackter Haut er nicht die Augen lassen konnte, ganz zu schweigen von dem Tattoo. Außerdem konnte man die Party unmöglich verpassen, sobald man sich bis auf wenige Häuserblocks genähert hatte. Bei den grellen Lichtern und den tiefen Bässen war Schlafen ausgeschlossen, wenn man in der Nähe wohnte.
Michael fuhr auf der Suche nach einem Parkplatz um den Block und fand schließlich eine schmale Parklücke an der Seite. Beim Einparken sagte er: »Grundregeln: Wir trennen uns nicht. Vor allem ihr nicht, Eve und Claire. Nicht nur wegen der Vampire, sondern wegen Jason. Verstanden?«
Sie nickten.
»Außerdem«, sagte Shane und zupfte spielerisch an Claires vor Gel strotzenden Haaren, »möchte ich Monicas Gesicht sehen, wenn sie euch beide entdeckt. Das wird ein filmreifer Moment.«
Eve kramte in ihrer winzigen, sargförmigen Handtasche und zückte ein nagelneues Handy mit Kamera. »Ich bin bereit.«
»Ich auch«, sagte Claire und zog das schicke Handy hervor, das Amelie ihr geschenkt hatte. Sie war plötzlich beschämt, als Shane einen Blick darauf warf, aber sie riss sich zusammen. Sie konnte sich nicht die ganze Zeit schämen und außerdem war das doch gar nicht so schlimm, oder? Auch nicht anders, als hätte man einen Beruf. Nur... anders.
»Passt auf, was ihr esst und trinkt«, fuhr Michael fort. »Monicas Party ist vermutlich ein Date-Rape-Drogen-Himmel. Ich kann riechen, was sie in die Drinks tun; ihr nicht. Und wenn ihr in irgendwelche Schwierigkeiten geratet, dann haltet die Füße still, ich regle das dann. Wenn ihr schon einen irren Vampirfreund habt, dann nutzt es wenigstens aus.«
Shane gab keine Antwort, aber Claire konnte sehen, dass ihm irgendein Klugscheißer-Kommentar auf der Zunge brannte. Sie war froh, dass er ihn für sich behielt. Es war schön, sich wieder wie vier Freunde zu fühlen anstatt wie vier Menschen, die dabei waren, in vier verschiedene Richtungen abzudriften.
»Sonst noch was, Dad?«, fragte Eve. Michael küsste sie, sehr leicht und lippenstiftschonend.
»Ja«, sagte er. »Ihr seht zum Fressen gut aus. Versprecht mir, das nicht zu vergessen.«
Claire konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich freuen sollte oder Gänsehaut kriegen, und sie merkte, dass es Eve genauso ging.
***
Das Haus der Morrells sah aus wie Tara aus Vom Winde verweht, und zwar nach Shermans Marsch. Claire beobachtete blinzelnd, wie ein Mob betrunkener Jungs aus einer Studentenverbindung den Gartenweg herunterkam, etwas brüllte, das sie nicht verstand, und ein Sofa wegtrug.
Das Sofa stellten sie in den gigantischen Springbrunnen, der sich vor dem Haus befand. Offensichtlich verlagerten sie gerade den überwiegenden Teil des Wohnzimmers dorthin. Einige Partygäste saßen bereits in Sesseln, durchnässt vom feinen Sprühregen des Springbrunnens, und jetzt drängten sich drei oder vier von ihnen kichernd auf das nasse Sofa.
»Das da«, sagte Shane respektvoll, »geht wirklich zu weit. Das gefällt mir.«
Die Party war völlig außer Kontrolle. Die vier standen neben Michaels schimmerndem, vampirgetöntem Wagen und schauten bewundernd zu. Das Haus war hell erleuchtet, überall auf dem Rasen standen leicht schräge Tiki-Fackeln herum, die aussahen, als wären sie betrunken, und es wimmelte von Partygästen. Sie knutschten unter den Bäumen im vollen Licht der Sicherheitsbeleuchtung. Tranken einen Kurzen auf den Stufen des mit weißen Säulen ausgestatteten Vorbaus. Ein Mädchen rannte vorbei, sie hatte lediglich einen halben Bikini an. Die obere Hälfte.
»Verdammt«, sagte Michael. »Monica weiß wirklich, wie man eine Party schmeißt.«
Ohne Witz. Claire beobachtete, wie ein großer Sattelschlepper im Schritttempo durch ein Menschenknäuel lenkte und hinten an das Haus heranfuhr. Er hatte ein Logo, auf dem »Bobs feine Spirituosen« stand. Offenbar hatte Monica bereits flüssigen Nachschub bestellt, obwohl die Nacht noch jung war.
»Nun?«, sagte Eve. »Bleiben wir die ganze Nacht hier draußen stehen? Ich wäre jetzt nämlich dazu bereit, jemanden aus den Latschen kippen zu lassen.«
Die vier schlenderten die Auffahrt hinauf und hielten Ausschau nach Verbindungsjungs und wandelndem Mobiliar. Sie gingen zusammen die Vordertreppe hinauf, auf der etwa zehn Leute ein kompliziertes Spiel spielten, zu dem Schnapsgläser, Spraydosen mit fluoreszierender Farbe und hysterisches Kichern gehörten. Selbst die Betrunkensten unter ihnen schauten sich nach ihnen
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