Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
könntet euch umziehen.«
Claire schaute an sich hinunter und zog müde eine Grimasse. »Ja, das könnte ich«, räumte sie ein. Shanes Blut klebte an ihrer gemusterten Strumpfhose und wahrscheinlich konnte Michael das riechen. Sie konnte es sogar selbst riechen, ein modriger, verwester Geruch, der sie zum Würgen brachte. »Eve? Möchtest du auch gehen?«
Eve nickte. Alle drei verließen das Wartezimmer und gingen über den langen, leeren Flur zu den Aufzügen. Sie gingen an der Rezeption vorbei, wo Schwester Fenton sie anfunkelte. Als sie vor dem Aufzug warteten, schaute sich Claire noch einmal um und sah, dass sie eine Nummer wählte.
»Woher kenne ich diesen Namen?«, fragte sie. Auf einmal wurde ihr klar, dass sie mit zwei Einheimischen hier war. »Fenton? Wisst ihr zwei etwas über sie?«
Der Aufzug kam. Eve betrat ihn und drückte den Knopf für die Eingangshalle, sie und Michael schauten sich einen Moment lang an.
»Die Familie lebt schon seit Generationen hier«, sagte Michael. »Die liebreizende Schwester da draußen ist ein Neuzugang. Sie war auf der TPU und heiratete dann in die Familie ein.«
»Du hast ihren Mann kennengelernt«, sagte Eve. »Officer Fenton, Brad Fenton. Er ist derjenige, der...«
»... der aufgetaucht ist, als Shane angegriffen wurde«, sprudelte es aus Claire heraus. »Natürlich! Ich hatte seinen Namen vergessen.« Warum fühlte sie sich deswegen so diffus unbehaglich? Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass Officer Fentons Verhalten Anlass zu der Vermutung gegeben hätte, er hätte etwas gegen Vampire. Er hatte schnell gehandelt, als Shane in Schwierigkeiten steckte. Nicht wie seine Frau, die offensichtlich nicht so unvoreingenommen war.
Sie machte sich Gedanken darüber, konnte aber keine wirkliche Verbindung erkennen und es gab andere Dinge, worüber sie nachdenken musste. Immerhin war Shane okay, und das war alles, was zählte.
***
Die Dusche tat gut, aber sie konnte die dumpfen Schmerzen zwischen Claires Augen oder den seltsamen grauen Schleier, der auf der Welt lag, nicht vertreiben. Erschöpfung, dachte sie, und Stress. Nichts sah aus, wie es sollte. Sie zog frische Kleider an, schnappte ihren Rucksack und ging zurück ins Krankenhaus, wo sie warten wollte, bis auf der Intensivstation die Besuchszeit begann. Dieses Mal nahm sie ein Taxi, obwohl es helllichter Tag war. Keine Spur von Jason, aber sie hatte ohnehin nicht angenommen, dass er etwas tun würde, was so leicht zu durchschauen wäre. Oder so dumm. Er hatte es schon so lange geschafft, mit seiner Masche davonzukommen.
Aber andererseits kam er ihr auch wieder nicht so vorausschauend vor. Eher wie der Typ, der sich einfach nahm, was er wollte. Und was bedeutete das? Hatte Eve recht? War dies eine groß angelegte, offizielle Verschleierungsaktion und Jason hatte freie Hand bekommen, in der Stadt herumzulaufen und zu vergewaltigen, zu töten und abzustechen, wie es ihm gerade behagte? Bei dem Gedanken daran schauderte sie.
Schwester Fenton hatte glücklicherweise frei, als Claire ankam. Sie meldete sich bei einer jüngeren, netteren Dame an der Rezeption an, die Helen Porter hieß, und suchte sich im Wartebereich den am wenigsten unbequem aussehenden Stuhl aus. Das Gebäude war gar nicht mal so schlecht ausgestattet. Es gab Laptop-Anschlüsse und Schreibtische und Claire setzte sich an einen davon. Das WLAN lief nicht richtig, aber es gab eine LAN-Verbindung, die gut funktionierte.
Natürlich schränkten Filter ihre Bewegungsfreiheit im Internet ein und sie war schon bald frustriert, als sie versuchte herauszufinden, was in der Welt außerhalb Morganvilles passierte... immer das Gleiche, nahm sie an. Krieg, Kriminalität, Tod, Grausamkeit. Manchmal kam es ihr kaum so vor, als wären die Vampire die Bösen, wenn man mal bedachte, was sich die Menschen gegenseitig antaten, ohne die Ausrede zu haben, dass sie einen halben Liter Null negativ brauchen, um durch den Tag zu kommen.
Sie fragte sich, ob die Vampire irgendwelche Fortschritte bei der Aufklärung gemacht hatten, wer Sam gepfählt hatte. Bestimmt hatten sie etwas herausgefunden. Aber andererseits hatten sie auch bei Shanes Dad nicht viel Glück gehabt...
Ihre Laptop-Verbindung wurde mitten in einer E-Mail an ihre Eltern unterbrochen. Sie hatte lieber nicht angerufen, weil sie so sehr versucht war, mit all dem Schmerz, der Angst und der Suche nach Trost herauszuplatzen – waren Eltern nicht dafür da? Aber wenn sie das zuließe, würden sie entweder
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