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Haus der Versuchung

Haus der Versuchung

Titel: Haus der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Anderson
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einer elenden Arbeitswoche als freischaffender Journalist. Da draußen, in der richtigen Welt, lief es für ihn ganz anders als für die meisten ihrer Gäste. Er musste permanent um seine Nische kämpfen, während sie alle extrem erfolgreich waren. Diese Art von Leuten war imstande, über sein Wohl und Wehe zu entscheiden, und genau das versüßte ihm seine Arbeit hier ungemein.
    Während Rob die übliche Begrüßungsrede hielt, schaute Simon von ihrer Empore herunter und ließ seine Augen durch den Raum wandern. Er hielt Ausschau nach Natalie Bowen, und sie war leicht zu entdecken. Sie war die größte und auch die eleganteste unter den anwesenden Frauen. Ihre langen, blonden Locken fielen weich über die Schultern, und das schlichte blaue Kleid betonte ihre schlanke Figur. Er konnte sich die langen Beine darunter gut vorstellen. Denn während seiner professionellen Beurteilung hatte ein anderer Teil von ihm diese Beine bewundert. Sie waren außergewöhnlich hübsch, und er freute sich darauf, sie mit den Gepflogenheiten des Haven vertraut zu machen.
    Als er merkte, dass sich seine Männlichkeit regte, versuchte er sich abzulenken, indem er andere Leute betrachtete. Es war ungewöhnlich, dass ihn jemand schon so früh erregte. Im Verlauf der Therapiesitzungen war es ganz natürlich, dass er ausgesprochen scharf wurde – sonst hätte er diesen Job schließlich gar nicht leisten können –, aber das hier schien eine persönlichere Sache zu sein. Er fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass Natalie in derselben Branche tätig war, wenn auch weit erfolgreicher. Aber aus welchem Grund auch immer, die Arbeit mit ihr würde dem Wochenende eine zusätzliche Dimension von Vergnügen verleihen.
    Als er merkte, dass Rob zum Ende kam, warf Simon einen Blick auf den Zettel in seiner Hand. Darauf standen drei Namen: zwei Frauen und ein Mann. Natürlich war Natalie eine von ihnen. In den nächsten zwei Tagen würde sie nichts tun, woran er nicht selbst teilnahm oder wobei er nicht zugegen war, um ihre Fortschritte zu verfolgen. Es gab noch eine Reihe anderer Lehrer, doch Simon unterstand nur Rob. Ihm wurden üblicherweise die Leute zugeteilt, bei denen Rob die meisten Schwierigkeiten erwartete. Im Fall von Natalie Bowen war Simon sich sicher, dass sein Chef recht behalten würde.
    »Das ist alles, was ich Ihnen im Moment zu sagen habe.« Rob drehte sich zu den Lehrerinnen und Lehrern um, die hinter ihm auf der Empore standen. Nur Simon durfte den Platz unmittelbar neben ihm einnehmen, als Zeichen für die Gäste, dass er in der Hierarchie die Nummer zwei war.
    »Ihre Tutoren werden Ihnen nun mitteilen, welcher Gruppe Sie heute Abend angehören«, erklärte Rob. »Nach dem Essen versammeln Sie sich gruppenweise, und im Anschluss wird Ihre Unterweisung für dieses Wochenende beginnen. Ich hoffe sehr, Sie werden, wenn wir uns am Sonntagabend wieder hier einfinden, das Gefühl haben, dass wir unser Versprechen an Sie alle mehr als eingelöst haben.«
    Simon entschied, erst seine anderen Schüler und dann Natalie um sich zu versammeln. Der Mann hieß Chris, war Broker und verbrachte sein zweites Wochenende im Haven. Die andere Frau hieß Heather Lacey, war neunundzwanzig und dank ihrer Kette von Beautysalons auf dem Weg zur Millionärin. Wie für Natalie war es auch für sie der erste Besuch, doch Simon glaubte, es würde leichter sein, sie zu unterweisen. Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie verschüchtert gewirkt, obwohl sie angegeben hatte, sie sei den meisten Männern zu dominant.
    Als Simon, Chris und Heather auf Natalie zugingen, registrierte er, wie sich ihre dunkelblauen Augen ein wenig weiteten – ein sicheres Zeichen für ihre große Nervosität.
    Zu viert aßen sie an einem ruhigen Ecktisch, doch wie immer achtete Simon darauf, dass das Thema Sex nicht angeschnitten wurde. Er wusste, dass sie zu diesem Zeitpunkt mit einer Art theoretischem Unterricht oder Erklärungen rechneten. Wenn dies ausblieb, reagierten sie verwirrt, was seiner Erfahrung nach die spätere Kontrolle erleichterte.
    Es war schon nach zehn, als er endlich vom Tisch aufstand. »Zeit, nach oben zu gehen«, erklärte er und ging mit großen Schritten davon, sodass seine Schüler ihm nacheilen mussten. Er führte sie zwei Stockwerke hinauf in die Trainingsetage, wo jeder Lehrer seinen eigenen Raum hatte. Simons war groß, mit einem dicken Teppich und schweren, im Moment zurückgebundenen Vorhängen ausgestattet. Es gab ein großes Bett, Sessel sowie

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