Haus des Blutes
zusammengestückelten Witz von einer Behausung ein Sammeltank die Exkremente in Empfang nahm.
Ihm kam ein verstörender Gedanke.
Wohnte Cindy etwa hier?
Er hoffte nicht. Weil sie etwas so Schreckliches nicht verdient hatte. Genauso wenig wie sonst jemand natürlich, aber sie war die Einzige, die ihm etwas bedeutete. Er bewunderte ihr schlafendes Gesicht, das gleichzeitig wunderschön und schmutzig aussah. Am liebsten hätte er sich einen sauberen, nassen Waschlappen geschnappt und den Dreck von ihr abgewaschen. Die Keime dieses widerwärtigen Ortes von ihrem gesamten Körper entfernt. Er hätte es für sie getan, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Er hätte alles für sie getan – nun, da er wusste, was er wusste.
Allem Anschein nach fungierte er als unwissende Schlüsselfigur in einer Verschwörung, die sich ein scheinbar unerreichbares Ziel gesetzt hatte – den Meister zu stürzen und alle Verbannten zu befreien. Die Verschwörung stützte sich auf ein, zumindest nach Chads Einschätzung, äußerst wackliges Fundament, das hauptsächlich aus zwei sehr fragwürdigen Elementen bestand: einerseits dem Glauben, dass es einem wiederauferstandenen Lazarus gelingen würde, die Menschen zum Handeln zu bewegen; andererseits der Vision einer Zukunft, beigesteuert von einer Frau, der nur wenige aktiv Beteiligte der Rebellion jemals begegnet waren.
Das allein war schon schwer zu verdauen.
Aber Lazarus teilte ihm darüber hinaus noch mit, dass diese Frau, deren Namen er ihm nicht verraten wollte, die Vision bereits vor mehr als 20 Jahren gehabt hatte. Das war ihm dann doch zu viel gewesen. Die Unbekannte sollte also Chads Namen bereits gekannt und gewusst haben, wie er als Erwachsener aussehen würde, als er sich noch in die Hosen schiss und am anderen Ende des Landes lebte? Das konnte einfach nicht stimmen, und doch bestand Lazarus darauf. Und das Abgefahrenste daran war, dass Chad tief in seinem Inneren glaubte, dass der alternde Sänger die Wahrheit sagte. Wie hätte er sonst wissen können, wer Chad war, obwohl er ihn noch nie getroffen hatte?
Chad staunte noch immer über den schieren Wahnsinn des Ganzen.
Er selbst galt im Unten seit Jahrzehnten als nahezu mythische Gestalt. Das war vollkommen verrückt. Da hatte er in Nashville ein zufriedenes, weitgehend erfolgreiches Leben geführt, umgeben von Luxus und Mädchen, die sich darum rissen, ihn und sein Geld zu ficken, während eine Handvoll Unterweltbewohner wie besessen seine baldige Ankunft herbeisehnte.
Und auf Erlösung wartete.
Das Leben konnte einem zwar hin und wieder ordentlich zwischen die Beine grätschen, aber das war einfach lächerlich.
Und dann noch die Angelegenheit mit Cindy, die in die Verschwörung hineingezogen worden war, nachdem man sie nach dem misslungenen Attentat rief, um Lazarus wieder gesund zu pflegen. Dank ihrer Beziehungen hätte sie ihre Befreiung schon vor langer Zeit erreichen können, aber sie beschloss stattdessen, im Dienste der guten Sache weiterhin als Sklavin zu dienen.
Wenn er Lazarus Glauben schenken durfte, hatte sie quasi als verdeckte Ermittlerin gearbeitet, um so viel wie möglich herauszufinden, indem sie die Lehensherren belauschte, wann immer sie sich in deren Nähe aufhielt. Ihre Informationen hatten mehr als einem Verschwörer das Leben gerettet.
Sie konnten ihr dafür gar nicht genug danken.
Was die Untertreibung des Jahrhunderts war.
Bei ihrem letzten Einsatz als Sklavin ließ sie sich freiwillig in die Zelle sperren, um auf Chad zu warten. Ihre Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass er heil nach Unten gelangte. Die Teilnehmer der geplanten Palastrevolte konnten es nicht riskieren, die wenigen Wachen auffliegen zu lassen, die ihrer Sache positiv gesonnen waren. Ihre Unterstützung würde man zu einem späteren Zeitpunkt noch dringend benötigen. Daher war Cindy die Aufgabe zugefallen, Chad mithilfe ihrer Genialität und ihres Wagemuts sicher dorthin zu bringen, wo er gebraucht wurde. Alles perfekt arrangiert. Sie musste lediglich darauf warten, dass er in der Zelle eintraf.
Den Rest wusste er, schließlich hatte er es selbst erlebt.
Was ihm momentan noch Kopfzerbrechen bereitete, war der Aufstand selbst. Er sollte bereits heute Nacht stattfinden. Dieses bedeutende, praktisch unmögliche Unterfangen sollte bereits in wenigen Stunden über die Bühne gehen. Chad verspürte den Drang, einfach abzuhauen und sich zu verstecken. Was diese Leute von ihm verlangten, war einfach nicht fair. Er würde
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