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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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sich zwar nicht unbedingt als Feigling bezeichnen, aber er war auch nicht gerade ein besonders mutiger Zeitgenosse. Er wusste das. Und er akzeptierte es. Aber alle unterstellten, dass er die Gelegenheit, seine beschissene »Bestimmung« zu erfüllen, freudig beim Schopfe packen würde. Er versuchte, sich vorzustellen, wie er in bester Rambo-Manier in den Kampf zog, aber es gelang ihm einfach nicht.
    Aber dann war da Cindys Gesicht.
    Und die Scham, die in ihm aufstieg, trieb ihm die Tränen in die Augen.
    Zum Teufel mit den Vorbehalten!
    Er hatte keine andere Wahl. Was wollte er denn sonst tun? Sich an das Leben Unten gewöhnen und den Rest seines Lebens als Sklave schuften und ein Dasein als Höhlenmensch fristen?
    Das kam überhaupt nicht infrage, verdammt noch mal.
    Er würde tun, was er tun musste.
    Zuerst musste er es allerdings schaffen, mit der lähmenden Angst fertig zu werden, die wie eine dunkle Gewitterwolke über seinem Bewusstsein schwebte. Für diese potenzielle Portion Sand im Getriebe galt es, rechtzeitig vor dem Aufstand eine Lösung zu finden. Er nahm an, dass ein paar ordentliche Schlucke vom Fusel des Sängers, kurz bevor es losging, das Problem aus der Welt schaffen konnten. Aber er musste aufpassen, dass er nur so viel trank, wie nötig war, um seine Nervosität zu vertreiben – es war alles andere als ratsam, einer Armee aus Wachpersonal und Formwandlern im Vollrausch entgegenzutreten.
    Das würde seinen sicheren Tod bedeuten.
    Was, wie er annahm, dem Ende des Aufstands gleichkam.
    Und dem Beginn eines Massakers an den Verbannten.
    Chad stöhnte.
    Mein Gott, dachte er, ich komme mit einer derartigen Verantwortung nicht klar.
    Cindy rekelte sich, nahm ihren Kopf von seiner Brust und blinzelte verschlafen. Sie lächelte, als sie ihn sah, hielt sich mit einer Hand an seiner Schulter fest und zog sich hoch, um ihn zu küssen. Die spürbare Realität ihrer Lippen auf seinen löste eine sinnliche Erinnerung bei ihm aus und ließ einen Teil seines Gedächtnisses, der noch immer von einem betrunkenen Blackout verschleiert war, für einen kurzen Augenblick erstrahlen.
    Bei der Baracke handelte es sich um ihre Sklavenunterkunft. Das hatte sie ihm irgendwann verraten. Da sie diesen Ort in weniger als einem Tag für immer verlassen würden, war es sinnlos gewesen, sich eine andere Bleibe zu suchen. Davon abgesehen gab es hier ein paar Gegenstände, die sie mitnehmen wollte. Verblasste Fotos mit abgeschabten Rändern, die ihre kleine Tochter zeigten, eine Kinderzeichnung auf einem vergilbten Bogen Bastelpapier und eine sorgsam versteckte Waffe. Sie hatte ihm gezeigt, wo sie Letztere aufbewahrte, das wusste er noch. Wo sie sich befand, daran konnte er sich allerdings nicht mehr erinnern.
    Chad war sturzbesoffen gewesen, als sie den Außenposten am frühen Morgen schließlich verlassen hatten. Er hatte sich auf Cindy stützen müssen, um sich auf den Beinen halten zu können. Zu diesem Zeitpunkt wollte er sich nur noch auf die Matratze werfen und seinen Rausch ausschlafen, aber Cindy hatte andere Pläne mit ihm gehabt. Sie verabreichte ihm etwas, ein Pulver, von dem sie behauptete, es handelte sich um ein Derivat der Trance-Pflanze. Sie hatte ihn gezwungen, es mit Wasser einzunehmen. Das Trance-Derivat erzeugte etwas schwächere Illusionen als die gerauchte Droge, vor allem aber fungierte es als Aufputschmittel.
    Und – jetzt drängten die konkreten Bilder mit Gewalt in seine Erinnerung zurück – als sexuelles Stimulans.
    Chad erinnerte sich wieder, wie Cindy ihre beiden zerfetzten Kleidungsstücke ablegte, die sie trug, seit er sie in der Zelle in der Haftanstalt kennengelernt hatte. »Ich will noch ein letztes Mal mit einem Mann schlafen.« In ihrer Stimme schwang eine leise, beunruhigende Melancholie mit. »Ich will dich, Chad.«
    Und dann hatte sie ihn sich genommen.
    Eine wundervolle Erfahrung, die zwar nicht unbedingt in den oberen Regionen sexueller Erfüllung anzusiedeln war, aber trotzdem extrem befriedigend. Er ging davon aus, dass es ohne den reichlichen Alkohol noch besser gelaufen wäre, was schmerzliches Bedauern in ihm auslöste. Chad wünschte sich, sein erstes Mal mit ihr hätte ihnen beiden mehr geben können, aber Cindy wirkte nicht unglücklich. Tatsächlich schien das genaue Gegenteil der Fall zu sein. Nie zuvor hatte sie ihn so offen und gelassen angesehen, mit einem ständigen Lächeln auf den Lippen. Es machte ihn glücklich, sie so zu erleben.
    Chad lächelte ebenfalls. »Ich

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