Haus des Blutes
ihren Gesichtszügen ließ auf eine gewisse Grausamkeit schließen.
Ein Lächeln, in dem nicht die geringste Wärme lag, umspielte die dünnen Lippen der Frau. »Haben die Damen sich verirrt?«
Dream schluckte. »Ähm …« Sie räusperte sich und fand schließlich die Sprache wieder. »Ja. Wir haben uns verfahren und brauchen Hilfe. Ein Freund von uns ist … tot. Und ein weiterer wird vermisst.«
Dreams Stimme zitterte, als sie von ihren Gefühlen übermannt wurde und der Schleier der Distanziertheit sich für einen kurzen Augenblick lüftete. »Bitte, wir müssen die Polizei anrufen. Helfen Sie uns!«
»Ach du meine Güte«, erwiderte die Frau mit übertriebener, beinahe theatralischer Stimme erschrocken. »Wie grauenvoll.« Sie ließ ein »Tss, tss« vernehmen und schüttelte den Kopf.
»Aber bitte, meine Damen, kommen Sie doch herein. Ich bin übrigens Miss Wickman. Wir werden uns unterhalten und in Ruhe überlegen, was wir wegen Ihres vermissten Freundes unternehmen können.«
Dream trat über die Schwelle ins Haus. Alicia und Karen folgten ihr, und die schwere Eichentür schlug hinter ihnen zu.
Miss Wickman schloss ab.
»So«, sagte sie mit offensichtlicher Befriedigung in der Stimme. Ihre haselnussbraunen Augen leuchteten und verrieten ihre Aufregung, die sie nur schwer verbergen konnte. »Jetzt kann niemand mehr rein oder raus.« Sie kicherte, ein Geräusch, das ihre Besucherinnen zutiefst verunsicherte. »Jetzt sind wir alle sicher vor dem großen bösen Mörder.«
Dream empfand einen derartigen Scherz in einer solchen Situation als äußerst unpassend, aber dann rauschte Miss Wickman an ihnen vorbei und bedeutete ihnen mit einem ungeduldigen Winken, ihr zu folgen. Sie taten es und sie führte sie durch einen kurzen Flur neben der Diele in ein großes, eindrucksvoll eingerichtetes Wohnzimmer.
»Bitte, meine Lieben, nehmen Sie doch auf unseren gemütlichen Sofas Platz.«
Die Frauen setzten sich und machten es sich auf dem quietschenden Leder bequem.
Alicia sagte: »Wir wissen Ihre Gastfreundschaft sehr zu schätzen, aber was wir im Moment ganz dringend brauchen, ist ein Telefon.«
Ein Ausdruck, der beinahe einem hämischen Grinsen gleichkam, stahl sich in das Gesicht ihrer Gastgeberin. »Ja, ich schätze, da haben Sie wohl recht. Leider ist hier in diesem Zimmer keines. Entspannen Sie sich und machen Sie es sich gemütlich.« Sie lächelte erneut. »Sie müssen wissen, dass dies nicht mein Haus ist. Ich arbeite lediglich für den Mann, dem es gehört. Er wird gleich hier sein, um Sie zu begrüßen.«
Sie war verschwunden, noch ehe sie ihr weitere Fragen stellen konnten.
Alicia atmete zitternd aus. »Oh, Mann, Scheiße noch mal, ist die schräg drauf.«
Karen wirkte erschrocken. »Lass sie das besser nicht hören.«
Alicia lachte. »Was soll sie schon machen? Glaubst du, sie kommt gleich mit ’ner Kettensäge zurück? Hey, komm wieder runter. Das ist nichts weiter als eine asoziale Irre, die hier oben in den Wäldern mit ihrem Einsiedler von Boss zusammenlebt.«
»Denk mal drüber nach, was du gerade gesagt hast. Über deinen letzten Satz«, erwiderte Karen.
Alicia sah sie stirnrunzelnd an.
Dream räusperte sich. »Ihr solltet euch beide wieder einkriegen. Ihr habt ja schon Angst vor eurem eigenen Schatten.«
Karen wirbelte herum und starrte Dream an. »Ja, und dafür haben wir auch ein paar ziemlich gute Gründe, oder hast du das schon wieder vergessen? Und überhaupt, was ist eigentlich los mit dir? Du benimmst dich ganz schön eigenartig.«
Dream seufzte. »Tu ich nicht. Ich bin einfach nur fix und alle.«
Das war nur teilweise gelogen.
Sie benahm sich in der Tat eigenartig und das wusste sie auch.
Verdammt, sie fühlte sich eigenartig.
Merkwürdig.
Nun, immerhin war das ihre letzte Nacht auf Erden.
Wie sollte sie sich also sonst fühlen?
Ihre Selbstmordgedanken verflogen abrupt, als sie bemerkte, dass jemand den Raum betrat. Sie spürte ein eigenartiges Kribbeln, als sie sich umdrehte und den attraktivsten Mann erblickte, der ihr seit Langem begegnet war. Er war etwa 1,80 Meter groß, kräftig gebaut und mit dem Aussehen und den ausgeprägten Wangenknochen eines Hollywoodstars gesegnet. Er erwiderte ihren Blick und lächelte sie auf eine Art und Weise an, die ihre Knie zum Schlottern brachte.
»Oh wow«, flüsterte Alicia.
Sein unwiderstehlicher Blick ließ Dream zu keinem Zeitpunkt aus den Augen.
Sie ging zu ihm und streckte ihre Hand aus. »Mein Name ist Dream.«
Er
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