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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Sessel sah jetzt aus wie 40, nicht länger wie 60.
    Alt genug, um jemandem Respekt abzunötigen.
    Aber auch jung – und attraktiv – genug, um Verlangen auszulösen.
    Er wollte heute Abend einen neuen Ansatz versuchen, eine einmalige Abweichung vom üblichen Ablaut mit Unterwerfung und anschließender Folter. Dream war der Grund für diese Planänderung. Sie würde aus freiem Willen zu ihm kommen. Er war sich zwar nicht sicher, warum, aber er spürte, dass es von Bedeutung war.
    Der Meister lächelte.
    Die Verwandlung war vollzogen.
    Der Honda Accord kam neben der langen Veranda zum Stehen. Das imposante Gebäude türmte sich über den Insassen des Fahrzeugs auf wie eine Bestie mit eiskalten Augen. Die Giebelfenster erstreckten sich zu beiden Seiten der mit Säulen verzierten Veranda. Der Bau hätte auch in einer teuren modernen Wohngegend nicht deplatziert gewirkt, aber er strahlte ein gewisses Alte-Welt-Flair aus. Die Art und Weise, wie er am Berg kauerte, als könnte er jeden Moment angreifen, hatte etwas Bedrohliches an sich.
    Karen lehnte sich in die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen und verkündete: »Unheimlich.«
    Alicia stieß einen Pfiff aus. »Das kannst du aber laut sagen.«
    Dream zog das Haus vollkommen in seinen Bann. Sie war sich der Bedrohlichkeit bewusst, die es ausstrahlte, aber es rief auch noch etwas anderes in ihr wach; ein namenloses Verlangen, das ihr Herz zum Rasen brachte. Sie öffnete die Fahrertür und streckte eines ihrer langen Beine ins Freie.
    Alicia hielt sie auf. »Oh, hey, warte mal!«
    Ein unerwartetes, wütendes Grollen dröhnte in Dreams Schädel. Sie riss sich aus Alicias Griff los und knurrte sie an: »Fass mich nicht an, verflucht noch mal!«
    Alicia starrte sie an. »Meine Güte, Dream.«
    Dream zuckte zusammen.
    Wo zur Hölle kam das denn her?, fragte sie sich.
    Sie nahm Alicias Hand. »Tut mir leid.«
    Alicia runzelte die Stirn. »Schon okay. Ich weiß ja, dass wir alle ein bisschen unter Strom stehen.« Sie warf erneut einen Blick auf das Haus, bevor sie sich wieder zu Dream umdrehte.
    Ihr war die Sache ganz und gar nicht geheuer, trotzdem öffnete sie die Tür auf der Beifahrerseite. »Ach, zur Hölle. Wenn wir da rein wollen, dann lass uns auch gehen.«
    Dream lächelte sie an. »Danke.«
    »Ist zwar gruselig hoch zehn, aber wir haben schließlich nicht allzu viele Alternativen.«
    Karen seufzte auf dem Rücksitz. »Außer, uns einfach umzubringen.«
    Dream versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese Bemerkung schockierte.
    Es hatte beiläufig und flapsig geklungen.
    Karen konnte schließlich nicht wissen, dass eine ihrer Freundinnen genau das wirklich vorhatte.
    »Niemand bringt sich hier um.« Alicia klang erschöpft und wirkte, als ginge ihr allmählich die Geduld aus. »Dann lasst uns mal bei diesem verdammten Kasten klingeln und sehen, ob wir nicht Hilfe für den kleinen Drecksack auftreiben können.«
    Womit sie Chad meinte.
    Sie streckten sich ausgiebig, um ihren Kreislauf nach der langen Fahrt wieder in Schwung zu bringen. Dream starrte zu einem der Giebelfenster. Ein flackernder Lichtschein war in der Dunkelheit dahinter zu erkennen. Eine Kerze. Sie lief zur Veranda, stieg die Stufen hinauf und stand kurz darauf vor einem großen Portal. Karen und Alicia, nach wie vor argwöhnisch, trotteten ihr nach und stellten sich links und rechts neben ihr auf.
    Das Tor war aufwendig verziert und aus massivem, altem Eichenholz gefertigt. Etwa auf Augenhöhe befand sich ein kleines Sichtfenster, darunter war ein schwerer Türklopfer aus Messing angebracht.
    Dream griff nach dem Klopfer, betätigte ihn kräftig viermal und trat dann abwartend einen Schritt zurück.
    Anfangs blieb auf der anderen Seite alles ruhig, als hätte niemand ihre Anwesenheit bemerkt. Dream wollte gerade erneut nach dem Klopfer greifen, als sie von drinnen das gedämpfte Klackern von Schritten hörten. Eine Frau mit Absätzen, dem Geräusch nach zu urteilen. Dann strahlte plötzlich gleißend gelbes Licht durch das kleine Fenster. Einen Moment später öffnete sich die Tür mit einem lauten Knarren.
    Eine schlanke, groß gewachsene Frau von etwa 40 Jahren stand vor ihnen. Sie sah sie mit ernster Miene an, was durch den Umstand unterstrichen wurde, dass sie ihr Haar streng aus dem Gesicht zurückgekämmt hatte. Sie trug ein schlichtes, aber edles schwarzes Kleid, wie es eine Frau von Welt für den Besuch eines vornehmen Nachtclubs anziehen würde. Etwas an ihrer Haltung und

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