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Haus des Glücks

Haus des Glücks

Titel: Haus des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Winkler
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englischer Butler, der stets in wohlgemäßigtem Ton sprach und sich in einem ebensolchen Tempo bewegte. Victoria konnte sich vorstellen, wie er im Salon erst das Tablett mit dem Teegeschirr auf der Konsole abstellte, seine Weste glattzog, ein Stäubchen von seinem Ärmel entfernte und sich mit ruhigen Schritten auf den Weg zur Haustür machte. Doch sie hatte nicht so viel Zeit! Um dem Butler Beine zu machen, läutete sie mehrmals hintereinander.
    Endlich öffnete sich die Tür. Die Missbilligung auf James langem, schmalem Gesicht verwandelte sich erst in Überraschung und dann in Bestürzung. »
Good evening, Mrs. Seymour,
ist alles …«
    Victoria stürmte an ihm vorbei in die geräumige Halle. »Wo sind meine Schwiegereltern, James?«
    »Die Herrschaften sind im Salon.«
    »Danke.« Sie lief weiter.
    »Aber Mrs. Seymour, wollen Sie nicht erst Ihren Mantel ablegen?«, rief er ihr hinterher. »Warten Sie, ich kann doch die Tür …«
    Victoria wartete nicht. Sie riss die Tür zum Salon auf. Es war ein gemütlicher Raum mit schweren englischen Ledersesseln und einem halben Dutzend kleiner Tische, die sich sowohl zum Teetrinken als auch zum Kartenspielen eigneten. Hier versuchte ihre Schwiegermutter in unerschütterlicher Geduld, sie an jedem Freitagnachmittag beim Tee in die hohe Kunst des Bridge-Spiels einzuweihen. Ihr Blick fiel auf die Vitrine, in der ihr Schwiegervater seine Sammlung von Schnupftabakdosen aufbewahrte. Die kleine silberne Dose ganz vorne, mit dem eingravierten Windjammer auf dem Deckel, hatten sie und John ihm erst vor wenigen Wochen zum Geburtstag geschenkt. Das Feuer im großen Kamin brannte, die Uhr schlug dreimal. Kaum zu glauben, dass ihr Leben um sechs Uhr noch in Ordnung gewesen war und jetzt, eine Dreiviertelstunde später, zu einem Scherbenhaufen zusammenzufallen drohte.
    Andrew und Meredith Seymour erhoben sich aus ihren Sesseln, auf ihren Gesichtern malten sich Angst und Bestürzung ab.
    »Victoria, Kind!«
    »Verzeihen Sie, dass ich unangemeldet hereinplatze.«
    »Du bist ja völlig außer Atem!« Meredith reichte ihr eine Hand und führte sie zu dem Sofa. Gleichzeitig schenkte Andrew eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein Glas und gab es ihr.
    »Whisky. Der wird dich schnell auf die Beine bringen.«
    Victoria trank einen kleinen Schluck. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle, und sie hustete. Ihre Augen begannen zu tränen, aber das war egal, sie musste ohnehin weinen.
    Meredith setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »So, Kindchen, und jetzt erzähle. Was ist los?«
    Von Schluchzern geschüttelt, erzählte sie von dem Sturm, dem Verlust der drei Schiffe, dem Tod der Besatzung. Und von Johns Verzweiflung über die Schuld, die er auf sich geladen hatte, und den Kredit, den er nicht würde zurückzahlen können. »Er hat gesagt, er wird tun, was ein Mann tun muss, der den letzten Rest seiner Ehre retten möchte. Und dann zog er sich ins Herrenzimmer zurück, und ich habe mich sofort auf den Weg zu Ihnen gemacht, weil ich Angst habe, dass er … dass John sich … O mein Gott!« Sie schlug die Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich.
    Meredith nahm sie in den Arm. »Ist John jetzt allein in der Wohnung?«
    Victoria schüttelte den Kopf. »Nein. Karl ist bei ihm. Er hat mir versprochen, ihn nicht aus den Augen zu lassen und sich notfalls gewaltsamen Zutritt zum Herrenzimmer zu verschaffen.«
    »Das lässt hoffen. Der Mann ist zuverlässig.« Andrew läutete, und der Diener erschien so prompt, als hätte er direkt an der Tür auf die Glocke gewartet. »Meinen Mantel, James. Rasch. Außerdem brauchen wir einen Wagen.«
    Victoria sah auf. »Ich habe die Kutsche warten lassen«, sagte sie.
    »Dann komm. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Andrew Seymour verabschiedete sich von seiner Frau, und wenig später saß Victoria neben ihm in dem Wagen.
    »Wir werden eine Lösung finden, mein Kind«, sagte er und drückte tröstend ihre Hand. »Glaube mir, es wird sich alles klären.«
    Sie nickte. Sie hatte gewusst, dass ihre Schwiegereltern sie nicht im Stich lassen würden und es irgendeine Art Ausweg geben musste. So war es bisher stets in ihrem Leben gewesen. Es hatte immer einen Weg, eine Lösung gegeben. Für jedes Problem. Auch diesmal. Hoffentlich.
    »Hoffentlich kommen wir nicht zu spät«, murmelte Andrew und sprach damit ihre schlimmsten Befürchtungen aus. »Hoffentlich sind wir noch rechtzeitig.«
    Der Kutscher hielt, und ihr Schwiegervater stürmte so schnell die Treppe

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