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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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könnte.
    »Ich meine, Herrgott noch mal, das ergibt keinen Sinn. Es ergibt einfach keinen Sinn«, sagt er. »Herb, Herb war ein guter Mensch. Ein wahrer Gentleman. Wer zum Teufel sollte ihm etwas antun wollen?«
    »Erzählen Sie, alles der Reihe nach.«
    »Was soll ich Ihnen erzählen?«
    »Wie Sie ihn gefunden haben. Was ist passiert? Hat er irgendeinen Termin versäumt? Warum haben Sie das Haus betreten? War das üblich unter Ihnen, oder stand die Tür offen?«
    »Haben Sie auch nur einen Moment geglaubt, wir wüssten nicht, wo wir hier sind? Wissen Sie, ich war Fotograf, und als ich aus dem Krieg zurückkam, wollte ich etwas machen, das nichts mit schreienden Menschen zu tun hatte. Ich habe für eine Menge Zeitungen gearbeitet und dabei eine Menge gesehen. Einmal hatte ich den Auftrag, Fotos von einem Schlachthof zu machen. Die Kühe standen in einer über hundert Meter langen Schlange, na ja, und am Ende der Schlange bekamen sie einen Kopfschuss verpasst, wissen Sie? Und jedes Mal wenn das Bolzenschussgerät losging, war ihnen klar, was ihnen bevorstand. Sie brüllten und drehten durch, denn sie wussten, dass gerade einer ihrer Artgenossen getötet worden war
und dass sie als Nächstes dran waren. Hier in der Anlage herrscht die gleiche Atmosphäre, bildlich gesprochen. Eines Tages, in vierzig Jahren, werden Sie vielleicht verstehen, was ich meine. Das hier ist wie eine Lotterie. Wissen Sie, was ich damit sagen will? Wir spielen darum, wer als Nächstes gehen muss. Wir verlieren unsere Freunde, und uns ist klar, dass wir die Nächsten sind. Ich bin vielleicht ein alter Narr, aber so wie Herb gestorben ist, verdammt, wir wissen alle, dass uns wie die Rinder das Bolzenschussgerät erwartet, aber das hier …«
    Er beendet den Satz nicht, sondern denkt ein paar Sekunden nach, bevor er fortfährt, und ich lasse ihn reden, damit er sich beruhigt. »Wir spielen hier Schach gegeneinander. Einige von uns tragen ein fortlaufendes Turnier aus. Wir spielen alle ungefähr gleich gut oder gleich schlecht, je nachdem, wie man’s sieht. Mick, Mick war früher der Beste, aber jetzt kann er sich nicht mehr daran erinnern. Er kann sich kaum noch an irgendetwas erinnern, sein Hirn ist nur noch Brei. Verdammt, vor einigen Monaten wäre er beinahe an einem Bauern erstickt. Ich habe schon öfter erlebt, wie jemand dement wird, und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Herb, also Herb hat vor … es muss jetzt acht oder neun Jahre her sein, da hat er seine Frau verloren.« Er nimmt die Hand an den Kopf, als würde er Verbindung mit den Toten aufnehmen, vielleicht zu Herbs Frau, denn plötzlich sagt er: »Das war vor zehn Jahren. Jetzt weiß ich es wieder. Nächsten Monat sind es zehn Jahre. Oder war das letzten Monat? Die Sache ist die, Detective, wenn Sie so alt
sind wie wir, dann fängt die Zeit an … wie soll ich sagen … also, dann fängt die Zeit an, Ihnen Streiche zu spielen.«
    »Schön, Mr. Walsh«, unterbreche ich ihn, bevor er ein neues Thema anfangen kann. »Warum …«
    »Nennen Sie mich Bernie«, sagt er, »das tun alle, und ich wüsste nicht, warum Sie es nicht auch so machen sollten.«
    »Okay, Bernie, ich nehme an, Herb ist also nicht zum Schachspielen erschienen?«
    »Er hat immer angerufen, wenn er nicht konnte. So wie wir alle. Na ja, das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand, oder? An einem Ort wie diesem ist es nur eine Frage der Zeit, bis man die Reise nach oben antritt, um mit dem Chef ein Schwätzchen zu halten. Ich hätte mir nur gewünscht, er hätte für Herb einen anderen Zeitpunkt gewählt und natürlich einen besseren Abgang.«
    »Um wie viel Uhr war das?«
    »Um sieben«, sagt er.
    Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. Es ist jetzt halb zehn.
    »Ich habe bei ihm geklopft, und als er nicht geöffnet hat, bin ich reingegangen. Normalerweise kommt er an die Tür, und wenn in dieser Anlage jemand nicht öffnet, na ja, dann macht man sich so seine Gedanken, mein Sohn, dann denkt man, es ist Zeit, seinen Beerdigungsanzug abzustauben«, sagt er und betrachtet meinen Anzug, meinen Beerdigungsanzug. »Ich habe mir eingeredet, dass er nur schläft, und gleichzeitig gebetet, dass ich ihn
nicht steif in seinem Bett finde, Detective. Ich schätze … Ich schätze, in gewisser Weise wurde der zweite Teil meines Gebets erhört.«
    »Die Tür war nicht abgeschlossen?«
    »Ich habe einen Schlüssel.«
    »Und die Lampen und der Fernseher waren eingeschaltet?«
    »Ja, Herb, hatte ständig die

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