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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Nachrichten laufen, wissen Sie? Er hat Reporter gehasst. Es gab nicht einen von ihnen, dem er nicht die Pest an den Hals gewünscht hätte, abgesehen von einigen der Frauen in den Abendnachrichten, also, die, die die schlimmsten Nachrichten verkünden und dabei trotzdem sexy aussehen. Meine Güte«, sagt er und fängt an zu weinen, »heute Abend werden sie über Herb reden. Und sie werden so sexy aussehen wie immer … und … mein Gott.« Er kippt den Rest des Tees in den Garten. »Ich fühle mich so alt … und …« Er schüttelt den Kopf. »… und so nutzlos.«
    Ich lege ihm die Hand auf die Schulter. »Wir werden den Kerl schnappen, der das getan hat.«
    Er starrt immer noch auf die Stelle, wo er gerade seinen Tee hingeschüttet hat, doch als er meine Hand spürt, hebt er seinen Blick. »Ich habe eine Menge erlebt, Detective«, sagt er. »Ich habe für dieses Land gekämpft. Ich habe Männer sterben sehen, rechtschaffene Männer sind vor meinen Augen in Stücke gerissen worden, ihre verdammten Gedärme und Gliedmaßen sind in alle Himmelsrichtungen geflogen. Eben waren sie noch da, und im nächsten Augenblick sind sie nur noch ein Haufen
Matsch am Boden.« Er schüttelt den Kopf. »Lassen Sie sich gesagt sein, Detective  – ich habe mich in dieser Welt sehr viel sicherer gefühlt als in Christchurch.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    Er wischt sich die Tränen aus dem geröteten Gesicht. »Ich habe ihn mehr oder weniger jeden Tag gesehen. Es gibt nicht viel, was man hier allein tun kann, außer einsam zu sein oder zu sterben«, sagt er und lächelt über die Trostlosigkeit der Welt, doch dann verkrampft sich sein Gesicht, als ihm der Verlust des Freundes in seiner ganzen Tragweite bewusst wird. »Scheiße«, sagt er. »Ich … ich … Scheiße.«
    »Haben Sie ihn heute vorher noch gesehen?«
    »Hä? Was? Ja, ja natürlich. Er ist gegen vier rübergekommen, und wir haben uns im Fernsehen die Pferderennen angeschaut.« Er lächelt. »Wir haben hin und wieder ein bisschen gewettet, auch wenn nichts dabei rumgekommen ist. Also, manchmal haben wir etwas Geld auf …«
    »Um wie viel Uhr ist er gegangen?«, frage ich.
    »Um wie viel Uhr? Keine Ahnung. So gegen fünf, schätze ich. Er musste zum Abendessen wieder zurück sein. Wir können uns aussuchen, ob wir uns das Essen bringen lassen oder ob wir selbst kochen. Was das betrifft, war Herb ziemlich stur. Er war der Ansicht, ein Mann sollte in der Lage sein, sich selbst zu versorgen. Doch er wurde alt und wusste, wo seine Grenzen lagen. Das Abendessen ließ er sich bringen, aber er bestand darauf, sich sein Frühstück und sein Mittagessen selbst zuzubereiten. Darum musste er fürs Abendessen rechtzeitig zurück sein.«

    Herb hat fast alles aufgegessen. Das bedeutet, die Person, die es gebracht hat, ist inzwischen längst nicht mehr da. Trotzdem werden wir sie befragen müssen.
    »Haben Sie ihn begleitet, als er aufgebrochen ist?«
    »Ihn begleitet? Warum sollte ich das tun?«
    »Er ist also um fünf aufgebrochen, und das war’s.«
    »Genau, und … also, um sieben habe ich ihn dann gefunden.«
    »Haben Sie gestern oder heute jemanden bemerkt, der sich hier rumgetrieben hat?«
    »Eine verdächtige Person, meinen Sie? In der Regel treibt sich hier niemand herum, mein Sohn. Im Gegenteil, die Leute halten sich lieber von hier fern. Herbs Kinder haben das jedenfalls getan, und meine auch. Man gibt ihnen alles, und so vergelten sie’s einem. Indem sie einen in ein Seniorenheim …«
    »Hatte Herb mit irgendjemandem Streit? Eine Auseinandersetzung?«
    »Mein Gott, was für eine Auseinandersetzung muss das gewesen sein, damit sie so endet? Wie auch immer, alle mochten Herb. Alle.«
    »Nicht alle«, gebe ich zu bedenken, und Bernie nickt bedächtig.
    »Ich werde noch mal gründlich drüber nachdenken«, sagt er, »das werde ich bestimmt. Aber beim besten Willen, da ist nichts. Ich habe keine Ahnung, warum jemand Herb etwas antun sollte, schon gar nicht auf diese Weise. Da drin war so viel Blut, dass ich zunächst gar nicht erkennen konnte, ob das wirklich Herb war, aber das Toupet war
seins. Haben Sie es gesehen?« Er wartet meine Antwort nicht ab. »Es hing von seinem Schädel, als wäre er skalpiert worden. Ich habe ihn wegen seines Toupets immer aufgezogen  – es sah albern aus, und jeder wusste, dass er eins trug. Als ich es sah, wusste ich, dass er es war. Keine Frage. Ausgeschlossen, dass zwei Menschen auf dieser kleinen Welt einen so

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