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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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während sie
der Frau damit in der Lebergegend in den Körper sticht, und als ich wieder hinsehe, liest sie die Temperatur ab. Dann schaut sie sich erneut im Zimmer um, als wollte sie ergründen, wie heiß es hier ist. Sie macht sich ein paar Notizen, stellt Berechnungen an und kommt dann zu uns herüber.
    »Nach meiner vorläufigen Schätzung war der Todeszeitpunkt vor neunzig Minuten«, sagt sie mit einem Blick auf die Uhr, »das heißt, der Tod trat um halb drei ein.«
    »Ich war um halb zwölf hier, vielleicht Viertel vor«, sage ich. Die Sache hätte gut und gerne auch anders laufen können, wenn ich später gekommen wäre, oder der Mörder früher. Vielleicht wäre ich gerade auf den Parkplatz gebogen, als er aufbrach, oder weggefahren, als er hier ankam. Vielleicht hätte ich ihn gesehen, vielleicht hätte ich gemerkt, was hier los ist, und womöglich wäre das, was von Victoria Brown übrig war, dann noch am Leben.
    »Die Leiche kann abtransportiert werden«, sagt Tracey, während sie das Zimmer verlässt und dann den Flur Richtung Treppe zurückgeht.
    »Wir haben die Opfer auf Vorstrafen überprüft«, sagt Schroder.
    »Und?«, frage ich.
    »Ein Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens ist das Schlimmste, was diese Leute sich haben zuschulden kommen lassen.«
    Die Kriminaltechniker nehmen den Tatort in Beschlag. Zeit, John Morgan, Brad Haywards Chef aufzusuchen. Es ist bereits vier Uhr. Schroder reicht mir einen Zettel mit
Morgans Adresse. Schon damals auf der Polizeischule hatte er eine echte Sauklaue, doch im Laufe der Jahre ist es noch schlimmer geworden. Die Buchstaben sind eine einzige Schmiererei, und er muss mir erklären, was er da hingekritzelt hat.
    »Wenn es dir eine Hilfe ist«, sagt er, während er mit mir an den blutigen Fußspuren vorbeigeht, die sich zur Treppe hin nach und nach im Nichts verlieren, »mir geht’s genau wie dir.«
    »Soll heißen?«
    »Ich bin ratlos«, sagt er.
    »Nicht verzweifelt?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Wie du willst«, sagt er.
    Bevor ich aufbreche, verabschiede ich mich noch von meiner Frau. Als ich das Zimmer betrete, steht sie am Fenster, und die Vorhänge sind aufgezogen. Bei diesem Anblick zucke ich so heftig zusammen, dass ich einen Schritt zurück machen muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Bridget?«, sage ich und warte darauf, dass sie sich umdreht und mich anlächelt, doch das tut sie nicht. Rasch durchquere ich das Zimmer, nehme ihre Hand und schaue ihr ins Gesicht, aber sie nimmt mich nicht wahr, reagiert nicht auf die Berührung, sondern starrt weiter zu den Polizeifahrzeugen auf dem Parkplatz hinaus; die roten und blauen Lichter spiegeln sich auf ihrer Haut wider.
    »Bridget?«
    Ich drehe sie zu mir um und hoffe, dass sie mich anschaut, ich bete dafür, doch es passiert nicht. Abgesehen
davon, dass sie aufgestanden ist, wirkt sie unverändert. Trotz des ganzen Trubels. Sie hat nicht mitbekommen, dass ich sie vier Monate lang nicht besucht habe, weil ich im Knast saß, und auch nicht, dass ich jetzt wieder da bin. Vor dem Fenster versammeln sich die Reporter, um über den Tod einer Frau zu berichten, eine Frau, die Bridget nicht kannte, obwohl sie nur durch einen Gang voneinander getrennt waren. Vielleicht hat Bridget gesehen, wie sich der Mörder aus dem Staub gemacht hat. Vielleicht hat sie gesehen, wie er in seinen Wagen gestiegen und davongefahren ist. Schwester Hamilton hat mir erzählt, dass sie Bridget nachts manchmal auf ihrem Stuhl sitzend vorfinden. Und manchmal im Gang mit einem Foto unserer Tochter in der Hand. Aus diesen Berichten ziehe ich meine Hoffnung.
    »Bridget«, sage ich, nehme ihre Hand und bringe sie wieder ins Bett. Ich muss mich erst mal zu ihr setzen, denn sie dort stehen zu sehen, hat mir einen Schock versetzt, mich dermaßen elektrisiert, dass meine Beine offensichtlich nicht mehr in der Lage sind, die Last der Situation zu bewältigen. Ich bleibe fünfzehn Minuten bei ihr, und bevor ich nach unten gehe, ziehe ich die Vorhänge zu. Im Rausgehen erzähle ich Schwester Hamilton, was ich gesehen habe. Sie nickt bedächtig, mit einem traurigen Lächeln im Gesicht, während mein Lächeln aufrichtig ist. »Als ich sie das erste Mal außerhalb ihres Zimmers angetroffen habe, hätte ich fast einen Herzinfarkt gekriegt«, sagt sie. »Ich habe sie allerdings nie an ihrem Fenster stehen sehen.«

    »Vielleicht wollte sie schauen, was los ist«, sage ich.
    Sie lächelt immer noch traurig, und ich merke, wie mein Lächeln

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