Haus des Todes
des Blutes und der Jahre im Knast muss Caleb lächeln. Es ist ein gutes Gefühl, zum ersten Mal empfindet er wieder etwas. Doch das ist gefährlich.
»Vielleicht kann Dad dir helfen«, sagt sie. »Bist du einer seiner Patienten? Bist du verrückt?«
Sein Lächeln verschwindet. »Nein«, sagt er. »Ich bin ein lieber Mensch.«
Sie starrt ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Glaub ich dir nicht.«
»Hör zu, Katy, es spielt keine Rolle, ob du mir glaubst oder nicht, denn du wirst tun, was ich dir sage. Andernfalls kriegst du Ärger. Und das Letzte, was ich möchte, ist, dass dir oder deinen Schwestern was passiert, weil du
meinen Anweisungen nicht folgst.« Er greift in seiner Tasche nach dem Klebeband. »Wie wär’s also, wenn du mir jetzt zeigst, wo deine Schwestern sind«, sagt er. »Bevor ich richtig wütend werde.« Katy führt Caleb zu ihnen. Und sie sagt dabei keinen Ton.
Kapitel 15
Wie aus dem Nichts fängt es wieder an zu regnen. Und ich muss den funktionsfähigen Scheibenwischer schneller stellen. Er gibt seltsame Schleifgeräusche von sich, und ich habe Angst, dass er gleich in irgendeinen Vorgarten geschleudert wird. Doch so rasch, wie es angefangen hat, hört es auch wieder auf zu regnen, nach dreißig Sekunden ist alles schon wieder vorbei. Ich würde gerne aufs Gas drücken, aber ich muss vorsichtig fahren. Denn ich fürchte, der Motor könnte sich in seine Bestandteile zerlegen, wenn ich mehr als fünfzig Sachen drauf habe. Vor dem Pflegeheim stehen mehrere Polizeifahrzeuge und jede Menge Übertragungswagen mit müden Reportern davor, und obwohl ich vor Schroder losgefahren bin, ist er bereits da.
Er steht in der Empfangshalle bei Schwester Hamilton, die im Moment nicht aussieht wie Schwester Hamilton, sondern eher wie eine Frau, die ein Schwester-Hamilton-Kostüm trägt, eines, das die letzten zwanzig Jahre unter einem Sofa gelegen hat. Sie kommt auf mich zu, doch dann besinnt sie sich eines Besseren. Schroder führt mich
die Treppe in den zweiten Stock hinauf und fort von Bridgets Zimmer, aber erst muss ich nach meiner Frau sehen. Ich laufe zu ihrem Zimmer, öffne die Tür, und aus dem Flur fällt genug Licht hinein, um zu erkennen, dass sie friedlich schläft.
»Es geht ihr gut«, sagt Schroder. »Was hier passiert ist, hatte nichts mit ihr zu tun.«
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Ich versuche, meine Gedanken zu ordnen, um einen klaren Kopf zu bekommen – ich möchte Bridget in ein anderes Heim verlegen lassen. Und ich möchte den Mann zur Strecke bringen, der die Ruhe dieses Ortes gestört hat.
»Los, Theo, es wartet Arbeit auf uns«, sagt Schroder und hält mir eine schmale Akte hin. »Hör zu, ich weiß, dass du stinksauer bist, aber das Wichtigste ist doch, dass nicht Bridget was passiert ist, sondern jemand anders, und für diese Person müssen wir die Dinge so weit es geht wieder in Ordnung bringen. Das ist unser Job.«
Ich höre ihm ein paar Sekunden zu. Denke darüber nach. Und sehe ein, dass er recht hat.
»Theo, sind wir uns da einig?«
»Ja«, sage ich.
»Schön.« Er dreht sich um, und ich folge ihm in einen Bereich des Pflegeheims, den ich noch nicht kenne, wo es aber aussieht wie im Rest des Gebäudes – Kübel mit Gummibäumen und Landschaftsgemälde säumen die Gänge, und von den Fenstern blickt man hinaus in den Park. Wir kommen an Zimmern mit Patienten vorbei, die in einem ähnlichen Zustand wie meine Frau sind,
einigen geht es besser, denn sie drehen sich um und schauen uns hinterher, andere sind noch schlechter dran, sie sind über Schläuche mit einer Art künstlichem Leben verbunden.
»Victoria Brown«, sagt Schroder. »Neunundvierzig Jahre alt, verheiratet, keine Kinder. Sie liegt hier seit sieben Jahren, nachdem sie auf der Toilette eines Einkaufszentrums überfallen worden ist. Man hat sie mit dem Kopf gegen einen Spiegel geschlagen, seitdem hat sie das Bewusstsein nicht wiedererlangt«, sagt er. »Der Täter wurde nie geschnappt.«
»Viel Blut«, sage ich, während ich vor dem Zimmer stehen bleibe und hineinschaue.
»Er hat sie erstochen, auf dieselbe Weise wie die ersten beiden Opfer.«
»Der Grund für die Wut des Täters liegt also über sieben Jahre zurück«, sage ich.
»Keine Frage. Ich wüsste nicht, wie sie seit ihrer Einlieferung jemanden verärgert haben soll. Und er muss wütend gewesen sein«, sagt er. »Obwohl sie sich nicht zur Wehr gesetzt hat, hat er immer wieder auf sie eingestochen.«
»Als was hat sie
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