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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Büros, dann geht er zurück zum Wagen. Die Luft draußen ist feucht, wie das für die frühen Morgenstunden des Aprils typisch ist. In den kommenden Wochen werden die Tage ständig zwischen Spätsommer und Winter schwanken, als könnten sie sich nicht für eine Jahreszeit entscheiden.
    »Da hinten kannst du dein Geschäft machen«, erklärt er Melanie, während er ihr die Fesseln durchschneidet, und deutet mit dem Kopf zum Rand der Auffahrt, wo sie unter ein paar Dutzend Bäumen wählen kann. »Und pass auf, dass du dich nicht im Wald verläufst, egal in welche Richtung man geht, man ist eine ganze Woche unterwegs«, sagt er, obwohl er weiß, dass das nicht stimmt. »Wenn du dich verläufst, werde ich deine Familie dafür bestrafen.«
    Sie hebt die Hand und reißt sich das Klebeband vom Mund. »Wie soll ich da hinten irgendwas erkennen?«
    Er reicht ihr eine Taschenlampe.
    »Warum kann ich nicht die Toiletten benutzen?«
    »Die funktionieren nicht.«
    »Ich hab kein …« Ihr versagt die Stimme, doch dann fasst sie sich wieder. »Ich hab kein Klopapier«, sagt sie bestimmt. »Hast du da auch dran gedacht?«

    »Du wirst wohl ohne auskommen müssen.«
    »Das ist ja eklig.«
    »Nein, eklig ist eher, was passiert, wenn du jetzt nicht gehst. Das hier ist für eine Weile deine letzte Gelegenheit.«
    »Willst du mir dabei zusehen?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weiß nicht, vielleicht weil du pervers bist. Darum hast du uns doch gefesselt, oder? Damit du so was und noch Schlimmeres tun kannst.«
    Caleb schüttelt den Kopf. Was verdammt noch mal ist heutzutage mit den Leuten nur los? »Beeil dich, bevor ich meine Geduld verliere.«
    Sie leuchtet mit der Taschenlampe vor sich hin, rennt zu den Bäumen und verschwindet hinter einem von ihnen. Nach zwei Minuten kommt sie zurück. Caleb führt sie ins Gebäude und reicht ihr die Decken.
    »Mach’s dir bequem«, sagt er.
    »Was? Auf dem Boden? Du verarscht mich doch.«
    »Mach schon.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich werde nicht auf dem Boden schlafen.«
    »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Doch. Bei uns zu Hause. Bring uns zurück«, sagt sie mit finsterem Blick. »Was ist eigentlich mit deinem Gesicht passiert? Wer hat das so übel zugerichtet?«
    »Ich mach dir einen Vorschlag, Mel, du hast doch nichts dagegen, wenn ich dich Mel nenne?«, fragt er und
zeigt ihr das Messer. »Ich weiß, dass du ein braves Mädchen bist, und dir dürfte klar sein, dass es für dich und deine Familie nicht besonders gut aussieht. Ich weiß, dass du versuchst, tapfer zu sein, und das respektiere ich. Es ist nur so: Wenn du nicht die Klappe hältst, werde ich Katy wehtun. Kapiert?«
    Der finstere Blick weicht aus Melanies Gesicht, und ihre Mundwinkel sacken nach unten. »Das wirst du nicht tun«, sagt sie wenig überzeugt.
    Caleb nickt. »Und ob«, sagt er genervt, »und das wäre dann deine Schuld. Runter auf den Boden, und mach’s dir bequem.«
    Sie legt sich hin, und er fesselt sie mit Kabelbindern und klebt ihr erneut Klebeband über den Mund. Dann geht er zurück zum Wagen und macht Katy los. Er sagt ihr dasselbe, und sie stellt dieselben Fragen, und sie treffen dieselbe Abmachung, mit dem einzigen Unterschied, dass sie in Tränen ausbricht. Sie läuft zu demselben Baum und ist ungefähr genauso lange verschwunden wie Melanie, und als sie zurückkommt, ist ihr Gesicht voller Dreckspritzer. Drinnen im Büro gibt er ihr ihren Teddybär und klebt ihr ebenfalls Klebeband über den Mund. Sie hat die Augen weit aufgerissen, und beide Mädchen wirken verängstigt. Trotzdem verspürt er keinerlei Regung, da ist nur die Erinnerung an seine Tochter Jessica, blutverschmiert und zerstückelt auf dem Fußboden, dort, wo jetzt diese Mädchen liegen.
    »Versucht bloß nicht abzuhauen«, sagt er. »Das würde alles nur noch schlimmer machen.«

    Die beiden können nicht antworten, außer mit ihren Tränen. Caleb lässt ihnen eine batteriebetriebene Campinglampe da, die so schwach eingestellt ist, dass nur die Mitte des Raums erleuchtet ist.
    Er geht wieder nach draußen zum Wagen und hebt Octavia heraus. Er verzieht das Gesicht und hält sie auf Armeslänge von sich fort, dann trägt er sie hinein. Sie ist wach, lächelt und gluckst.
    »Was gibt es da zu lachen?«
    »Hallo«, sagt sie.
    »Warum lachst du?«
    »Hallo, hallo«, sagt sie.
    »Hallo«, antwortet er. »Weißt du, wie man den Mund hält, Octavia?«
    »Hallo.«
    Er legt sie auf den Boden und läuft zurück, um den Kindersitz zu

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