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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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ist, wäre es dann okay für dich, wenn jemand, der mich oder meine Kinder liebt, die Menschen tötet, die du liebst?«
    »Ich habe niemanden mehr, den ich liebe.«
    »Darum geht es nicht!«
    »Nein, sondern darum, dass mir alle Menschen, die ich mal geliebt habe, deinetwegen genommen wurden.«
    Stanton schüttelt den Kopf. »Das stimmt nicht. Aber du weichst mir immer noch aus, weil du weißt, dass ich recht habe. Wenn du mir etwas antust, dann wird das hier nie aufhören  – zumindest nach deiner Logik. Ein Mensch, den ich liebe, wird jemanden töten, den du liebst, und so weiter und so fort.«
    »Wie gesagt, es gibt niemanden mehr, den ich liebe.«
    »Verdammt! Warum kapierst du’s nicht?«
    Doch Caleb hat verstanden, nur das ändert nichts. Das kann es nicht. Es geht hier nicht um die Zukunft, sondern um die Vergangenheit; es geht hier nicht um hypothetische Fragen, sondern um Rache, Auge um Auge. Wie im Alten Testament. Er spreizt Melanies Zeigefinger von den
anderen ab, sticht die Messerspitze in den Boden und senkt langsam die Klinge, sodass sie die Haut berührt.
    »Halt!«, schreit Stanton heiser. »Halt. Bitte, bitte, nicht …«
    »Du hast dir für deine Entscheidung zu viel Zeit gelassen«, sagt Caleb. »Irgendwie hab ich es geahnt. Ich kann mich gut in deine Lage versetzen, Doktor, ehrlich, offensichtlich glaubst du mir nicht. Das Messer wird auf etwas Widerstand treffen, wahrscheinlich wird es laut knacken, aber ich werde es tun. Ich hoffe, ich komme gleich beim ersten Mal durch. Ich hab nämlich keine Lust, immer wieder auf dem Finger herumzuhacken. Und hoffentlich wacht sie nicht auf.«
    Stanton wirft sich wild hin und her und wirkt dabei wie ein Crystal-Meth-Junkie, der eine Breakdance-Einlage zum Besten gibt. »Halt, um Himmels willen, lass mich nachdenken!«
    »Nein«, sagt Caleb, obwohl es ihn schon interessieren würde, warum es Stanton noch viel wütender macht, jetzt eines der beiden anderen Mädchen auswählen zu müssen. Aber er hat keine Zeit dafür. Er muss das hier über die Bühne bringen.
    »Ich bring dich um, wenn du sie anrührst, ich schwör’s dir, ich bring dich um.«
    »Abwarten«, sagt Caleb, »aber dann werden deine Töchter bereits tot sein.«
    Er drückt das Messer etwas weiter runter. Und die Klinge bohrt sich in den Finger, ohne dass es blutet. Es fehlt nur noch ein Millimeter. Caleb will das nicht, aber hat er eine Wahl? Am Boden unter Stantons Gesicht bildet
sich eine Lache aus Rotz und Tränen, seine Haut ist mit Dreck beschmiert, und seine aufgeschürfte Wange ist voller Blutsprenkel. Trotzdem wirft er sich immer noch hin und her, wahrscheinlich steht er kurz vor einem Herzinfarkt.
    »Ich … ich kann nicht. Scheiße, ich kann nicht.«
    »Du kannst, das hast du eben bewiesen. Mal sehen, wie viele Finger ich abschneiden muss, bis du dich wieder erinnerst. Damit bestrafst du beide, Stanton, du musst mir nur einen Namen nennen.«
    »Halt!«
    »Es ist eine simple Rechnung. Ein Leben im Tausch für zwei.«
    »Nicht.«
    »Los, Stanton, mach schon«, brüllt er. »Wer soll jetzt sterben? Wer verdammt noch mal …«
    »Halt …«
    »… soll jetzt sterben, denn ich werde …«
    »Bitte, bitte, warte …«
    »… jetzt den ersten Finger abschneiden. Ich schwöre, ich werde …«
    »Nicht!«
    »… Schaschlik aus ihnen machen, ich werde sie so lange zerschnippeln, bis …«
    »Nein, nein.«
    »… nichts mehr von ihnen übrig ist. Auf geht’s!«
    »Melanie«, schreit der Arzt und flennt wie ein Baby. »Bitte, bitte, Gott vergib mir, vergib mir, was ich getan habe.«

    Caleb lockert den Druck auf das Messer. »Gute Wahl«, sagt er, tritt von dem Mädchen fort und steckt das Messer seitlich in seine Hose. »Eine sehr gute Wahl. Ich hätte genauso entschieden. So wirst du die Tochter mit dem frechen Mundwerk los.«
    Stanton antwortet nicht. Als Caleb bei ihm ist, versetzt er ihm einen Tritt in den Magen. Der Arzt stöhnt auf, dann rollt ihn Caleb auf den Rücken. »Gleich wird’s dir besser gehen«, sagt er, zwängt dem Arzt einen Trichter in den Mund und stopft fünf Schlaftabletten hinein. Sie landen in Stantons Rachen, und Caleb gießt etwas Wasser hinterher und tritt ihm erneut in den Magen. Der Arzt schluckt die Pillen hinunter. Und Caleb zieht den Trichter heraus.
    Stanton hustet und versucht, sich zu beruhigen, was ihm auch gelingt, obwohl er immer noch außer Atem ist. »Du bist … du bist schlimmer als Whitby. Whitby war, war krank«, sagt er schnaufend. »Er

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