Haus des Todes
Dach wohnen. James Whitby hat sie zwar nicht getötet, aber er hat Ariel ihr Leben genommen.
Ich gehe durch das Schlafzimmer, als mein Handy klingelt. Es ist Schroder.
»Ich habe Neuigkeiten für dich«, sagt er.
»Bist du im Schlachthof?«
»In fünf Minuten. Hast du schon mit Ariel gesprochen?«
»Ich biege gerade in ihre Straße. Was gibt’s Neues?«
»Das ist jetzt zwar keine Überraschung mehr«, sagt er, »aber die Fingerabdrücke, die unter der Motorhaube des Wagens gefunden wurden, stimmen mit denen von Caleb Cole überein. Außerdem sind die Prozessakten
eingetroffen. Rat mal, wer der Sprecher der Geschworenen war?«
»Albert McFarlane?«
»Versuch’s noch mal.«
»Herbert Poole.«
»Bingo. Victoria Brown hat damals erklärt, Whitby sei auf dem geistigen Stand eines Zehnjährigen und nicht für sein Handeln verantwortlich. Dr. Stantons Aussage war die Grundlage für ihre Verteidigung. Und jetzt halt dich fest, sie hatte einen Leumundszeugen.«
»McFarlane?«
»Genau. Er war früher Whitbys Lehrer. Im Prozess hat er erzählt, wie sehr Whitby sich verändert hat, nachdem seine Mutter ihn krankenhausreif geprügelt hatte. Er erklärte der Jury, dass Whitby im Grunde ein guter Mensch sei und dass seine Taten eine Folge der Misshandlung seien.«
»Und Brad Hayward?«
»Sein Name taucht nirgendwo auf. Offensichtlich hattest du recht – er war letzte Nacht einfach nur irgendeiner von Ariel Chancellors Kunden, über den sich Cole geärgert hat. Hör zu, einige unserer Leute bewachen die übrigen Geschworenen und sorgen dafür, dass ihnen und auch all den anderen, die im Zusammenhang mit dem Fall genannt werden nichts passiert. Wir haben Coles Polizeifoto an die Medien weitergegeben – heute Abend kennt jeder sein Gesicht. Wir werden ihn bald finden. Also, ich muss Schluss machen – wir sind jetzt am Schlachthof.«
»Viel Glück«, sage ich und lege auf.
Ich stecke das Telefon in die Tasche. Schroder hat recht: Wir werden Caleb Cole bald finden, denn als ich mich umdrehe, steht er direkt hinter mir. Und bevor ich überhaupt reagieren kann, schlägt er mir mit der Faust ins Gesicht.
Kapitel 32
Seine Faust trifft mich seitlich am Kiefer, und explosionsartig melden sich meine Kopfschmerzen zurück. Es tut noch sehr viel mehr weh als vor ein paar Monaten, nachdem man mir mit einem Einmachglas beinahe den Schädel eingeschlagen hatte. Ich taumle zurück. Erneut trifft mich die Faust, diesmal an der Stirn, und es fühlt sich an, als hätte man in meinem Kopf ein Blitzlicht ausgelöst, eines von den Dingern, wie die Presse sie früher benutzte, die weiß aufflackern und beim Erlöschen Rauch ausstoßen. Zwei Sekunden lang kann ich nichts sehen, aber ich kann hören, wie er auf mich losgeht. Ich hebe die Arme, doch er schafft es, mir erneut einen Schlag zu verpassen. Ich falle aufs Bett, und aus einem Schleier dunkler Wolken schält sich langsam sein Gesicht heraus. Er wirkt so überrascht, wie ich es bin. Und stürzt sich auf mich.
»Wer bist du?«, schreit er.
Das Zimmer um mich herum dreht sich. Und ich versinke mit dem Rücken in der Matratze.
»Hä? Hast du sie auch gevögelt?«, brüllt er.
Er legt seine Hände um meinen Hals und drückt zu. Ich greife nach ihnen, schaffe es aber nicht, sie wegzustoßen. Irgendetwas in meinem Schädel versucht, sich loszureißen, trampelt herum und hämmert gegen seine Innenseite.
»Schaleb …«, sage ich, und allein seinen Namen auszusprechen kostet mich eine Menge Kraft, aber in meinem Kopf höre ich etwas anderes, und auch auf der Zunge fühlt es sich anders an.
Caleb lässt von mir ab. Ich fasse mir an den Hals und massiere ihn. Er klettert von mir herunter und tritt einen Schritt zurück. »Was hast du gerade gesagt?«
Ich stütze mich auf die Ellbogen. Und fange an zu husten, und jeder Huster lässt meinen Schädel erzittern. »Hör schuh«, sage ich mit pulsierender Kehle, außerdem ist mir schwindlig. »Lasch dir helwen.«
Er tritt näher und holt erneut aus, doch ich blocke ihn ab. Trotzdem schafft er es, seine linke Faust in meiner Magengrube zu versenken. Die Luft weicht aus meinem Körper. Er dreht sich um und geht zur Tür, und ich springe leicht vornübergebeugt auf die Füße. Mein rechter Arm hängt schlaff an mir herunter und schlabbert hin und her, während ich aus dem Schlafzimmer renne. Als ich den Flur betrete, ist er bereits in der Küche.
»Hald!«
Aber er bleibt nicht stehen. Als ich die Tür erreiche, klettert er im
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