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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Caleb.
    »Halt …«
    »Zwei«, sagt er, und ihm fällt ein, dass er seine Tochter auch immer angezählt hat, allerdings nur bis drei, damit sie das Chaos, das sie gerade angerichtet hatte, wieder aufräumte.
Sonst musste sie eine Auszeit nehmen. Er gibt Stanton zwei zusätzliche Sekunden. Er hat ja ein weiches Herz.
    »Octavia. Nimm Octavia.«
    Caleb spürt, wie sich ihm der Magen umdreht und seine Kehle trocken wird. Er richtet sich auf und schüttelt, den Blick auf Stanton geheftet, langsam den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich beeindruckt oder angewidert sein soll, jedenfalls bin ich überrascht.«
    »Leck mich.«
    »Warum magst du sie nicht?«
    »Das hab ich nicht gesagt«, erwidert Stanton mit gesenktem Blick.
    »Doch, das hast du. Sonst hättest du dich nicht so schnell entschieden.« Caleb hebt die Hände in die Höhe, und das Messer reflektiert das Licht, das durch die schmutzigen Fenster fällt, sodass ein heller Punkt wie eine Sternschnuppe über die Wand wandert. »Du hattest noch drei Sekunden übrig. Also, ich glaube, du wusstest von Anfang an, für wen du dich entscheiden würdest. Warum fällt dir die Entscheidung so leicht?«
    »Bist du wirklich so weich im Hirn, dass du glaubst, mir würde das hier leichtfallen? Oder überhaupt jemandem?«
    Caleb kratzt sich im Gesicht. Er ignoriert die Beleidigung und denkt über Octavia nach. Währenddessen fuchtelt er mit dem Messer vor Stanton herum, und die Sternschnuppe an der Wand saust hin und her. Dann schüttelt er den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn«, sagt er. »Ich meine, dass du dich so schnell entschieden hast. Und erst recht nicht, dass du das Baby ausgewählt hast.«

    »Nichts hier ergibt Sinn. Wie wär’s, wenn du jemanden aussuchst, hä? Wie wär’s, wenn du eine Familie gründest, und ich zwinge dich zu entscheiden, wer davon als Erstes sterben soll?«
    »Erklär’s mir«, sagt Caleb. »Ich war mal Mathelehrer. Ich weiß also, wie man Berechnungen anstellt. Du musst den Wert ihres Lebens oder irgendwas abgewogen haben. Sag’s mir. Oder ist es tatsächlich so einfach: Hast du die ausgewählt, die du am wenigsten magst?«
    »Ich habe getan, was du verlangt hast«, sagt Stanton und hebt herausfordernd den Kopf. »Bist du jetzt glücklich? Das wolltest du doch, oder? Du kranker, perverser Wichser.«
    »Glücklich? Ich tue das hier nicht, um glücklich zu werden«, sagt Caleb. »Jetzt sieh dich mal an, eigentlich solltest du dir deine Arme ausreißen, um zu mir rüberzukommen und mich zu bestrafen.«
    »Ist es das, was du willst?«
    »Ich dachte, es würde dir schwerer fallen.«
    »Ich hab verstanden, Caleb. Wirklich. Was du meinen Kindern antust, tust du nur, weil es dir einen Kick versetzt, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen.«
    »Warum magst du sie nicht? Hat sie deshalb keinen Kosenamen?«
    »Was?«
    »Bestimmt möchtest du ihr einen Namen geben, der zu den anderen passt, nicht wahr? Wie wär’s mit Octavia Obsolet?«
    »Du irrst dich. Ich liebe sie wie die anderen.«
    »Octavia Obsolet. Gefällt mir. Offensichtlich kannst
du nichts mit ihr anfangen. In dem Fall musst du allerdings jemand anders auswählen. Als ich vorhin sagte, ich würde ihnen die Finger abschneiden, habe ich da Octavias Namen erwähnt?«
    »Ja«, sagt der Arzt, doch sicher scheint er sich nicht zu sein.
    »Oh nein, das habe ich nicht. Ich würde einem Baby niemals die Finger abschneiden. Was ist los mit dir?«
    »Mit mir? Wie kannst du …«
    »Wähl eine andere aus.«
    »Was?«
    »Du musst eines der beiden anderen Mädchen auswählen.«
    Der Arzt starrt ihn mit weit aufgerissenen Augen an  – er hat zwar gehört, was Caleb gesagt hat, da ist sich Caleb sicher, aber Stanton versteht es einfach nicht. Er blinzelt mehrmals kurz hintereinander, als versuche er, aus einem sehr bösen Traum zu erwachen. »Das kannst du nicht tun«, sagt er und klingt wie ein Kind, das sich auf dem Spielplatz vor dem Lehrer rechtfertigt. »Du hast eben was anderes gesagt, du kannst nicht einfach so deine Meinung ändern. Ich habe eine Entscheidung getroffen! Das ist nicht fair!«
    »Das Leben ist nicht fair, Doktor, das sagte ich bereits, und daran wird sich nichts ändern. Aber ich werde das Thema jetzt nicht noch mal aufwärmen. Du musst eine neue Entscheidung treffen. Ich gebe dir dafür etwa zehn Sekunden Zeit. Ich denke, das ist besser als zwei Minuten. Das macht die Sache spontaner.«

    »Nein, nein, du kannst mich nicht dazu zwingen, so eine Entscheidung zu treffen.«
    »Vor zwei

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