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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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sagen oder was er mit ihr anstellen soll, aber das kann er sich unterwegs überlegen.

Kapitel 31
    Der Tag vergeht schneller, als uns lieb ist, teils aufgrund der jüngsten Entwicklungen, teils wegen der Zeitumstellung, aber hauptsächlich, weil das normal ist, wenn man in einer Mordermittlung die einzelnen Puzzleteile zusammenfügt. Es ist immer noch hell, doch da die Sonne jeden Tag etwas früher untergeht, ist es nur noch eine Frage von Wochen, bis es schon um fünf Uhr dunkel wird. Man hat mir einen Zivilwagen zur Verfügung gestellt, der
anstandslos anspringt und eine funktionierende Heizung und intakte Fenster hat.
    Während Schroder mit einem Team zum Schlachthof unterwegs ist, fahre ich zu Ariel Chancellor. Ich parke direkt vor ihrem Haus. Ich habe etwas länger gebraucht als erwartet; die ersten Autofreaks, vor denen Schroder uns gewarnt hat, lassen schon mal für die Nacht die Motoren warmlaufen. Detective Kent habe ich nicht mitgenommen, denn für die paar Fragen brauche ich keine Unterstützung, außerdem muss ich die Sache schnell über die Bühne bringen, damit ich im Anschluss meine Frau besuchen kann. Mir bleiben zwanzig Minuten bis zu meinem Fünfuhrtermin mit Dr. Forster, und von hier aus fährt man mit dem Wagen zwanzig Minuten, oder sogar noch länger, wenn die Autofreaks auf die Idee kommen, das Schwesternheim zu umkurven. Es wird wohl nicht schlimm sein, wenn ich erst zehn oder zwanzig Minuten später dazustoße. Forster wird etwa eine halbe Stunde brauchen, um meine Frau zu untersuchen. Damit bleiben mir zehn Minuten, um mit Ariel Chancellor zu reden.
    Ich klopfe an die Tür, doch niemand öffnet. Wenn ich noch Privatdetektiv wäre, würde ich jetzt vielleicht einbrechen. Ich wäge das ab gegen meine Pflichten als Polizist und diese wiederum gegen meine Pflichten als ein Mensch, der versucht, die Leben dreier junger Mädchen und ihres Vaters zu retten. All diese Überlegungen führen mich zur Seite des Hauses, wo meine Füße zur Hälfte im morastigen Rasen versinken. An den Rändern der Hintertür hat sich Schimmel breitgemacht. Mit einem
Satz Dietriche, die sich im Laufe der Jahre als nützlich erwiesen haben, öffne ich die Tür, ich werde sie auch in Zukunft verwenden, auch als Polizist.
    Ich rufe eine Begrüßung, bevor ich eintrete. Im Innern ist es ein paar Grad kühler. Wäre es hier noch feuchter, bräuchte ich eine Badehose. Ich gehe ins Wohnzimmer. Zur Rechten befindet sich eine Küche, wo neben der Spüle ein Stapel sauberes Geschirr steht. Der Boden vor dem Herd ist voller Mäusescheiße, und neben dem Mülleimer, in einer Falle, hängt eine zerquetschte tote Maus. Auf dem Esstisch liegen mehrere Fantasyromane; offensichtlich helfen sie Ariel, der Vergangenheit und Gegenwart zu entfliehen. Daneben steht eine kleine Plastiktüte mit einem halben Dutzend weißer Tabletten, die regelrecht dazu einladen, sie mitgehen zu lassen  – oder in diesem Fall, sie aufzufressen, denn im Boden der Tüte sind mehrere Löcher, einige Tabletten sind zerbröselt, und auf dem Tisch liegt eine tote Maus. Offensichtlich ist sie ziemlich schnell high geworden und an einer Überdosis gestorben, bevor sie ihren Fund mit ihren Freunden teilen konnte.
    Ich betrachte die Fotos, die ich vorhin bereits gesehen habe. Die Ränder haben sich im Laufe der Jahre nach oben gerollt, und die Farben sind verblichen. Ich nehme ein Foto ab, auf dem Caleb Cole zusammen mit Jessica und Ariel zu sehen ist. Es muss aufgenommen worden sein, kurz bevor James Whitby ihr Leben zerstört hat. Ariel wirkt glücklich. Ihre Augen sind von einer Lebendigkeit erfüllt, die inzwischen längst daraus gewichen ist.
Damals war sie ein zehnjähriges Mädchen, das von Ponys und Regenbogen träumte und sich im Fernsehen Zeichentrickfilme anschaute. Damals hatte sie eine beste Freundin, ihr Leben war heiter und unbeschwert, und sie war eine Prinzessin. Und dann verwandelte ein Verrückter dieses Leben in etwas Düsteres.
    Selbst im Alter von zehn Jahren hat Ariel wohl schon verstanden, was passiert war. Mit elf dann umso mehr. Und auf der Highschool zerstörte es wahrscheinlich ihr Leben. Die Schuldgefühle, die Scham, das Wissen, dass sie davongekommen war und ihre beste Freundin nicht. Das Mädchen auf diesem Foto hatte keine Ahnung, was die Zukunft bringen würde, und hatte nichts mit einer Welt aus Drogen und Prostitution zu tun, und es musste auch nicht in einem heruntergekommenen Haus mit Mäusescheiße auf dem Boden und Löchern im

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