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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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Kommune? Gibt’s die noch immer?« Elvira
Ledermann runzelte missbilligend die Stirn.
    »Misch dich nicht ein, Mama«, befahl Raphaela. »Ja, die gibt’s noch.
Und bei denen kann ich übernachten. Samt Nero. Das wäre bei dir ja wohl nicht
möglich.«
    Die Spannung zwischen Mutter und Tochter war beinahe mit Händen zu
greifen. Und der Hund hatte endlich einen Namen: Nero. Wie der verrückte
römische Kaiser, der seine eigene Stadt in Schutt und Asche gelegt und dazu die
Lyra gespielt hatte. Morgenstern dachte einen Moment lang an Peter Ustinov in
»Quo Vadis« – »Oh flammendes Rom, oh loderndes Feuer« – und wollte schon
die schräge Filmmelodie summen. Da fiel ihm die Brandruine der Schwarzmühle
ein, und er ließ es bleiben.
    Stattdessen stand er auf. »Wir müssen jetzt leider noch zur
offiziellen Identifizierung des Toten, und ich schätze, wir haben alle einen
langen Tag vor uns. Sie werden vermutlich an den Unglücksort fahren wollen?«
    »Ja«, sagten die drei Ledermanns wie aus einem Mund.
    »Da fällt mir noch ein: Wie viel war denn das Anwesen wert?«
    »Eine Dreiviertelmillion Euro«, sagte Elvira Ledermann. »Aber wenn
man so ein Haus verkaufen will, muss sich erst ein Liebhaber dafür finden. Im
Immobiliengeschäft gibt es drei entscheidende Kriterien, die den Wert eines
Hauses bestimmen: erstens die Lage, zweitens die Lage und drittens die Lage.«
    »Und die Lage der Schwarzmühle war nicht gerade verkaufsfördernd.«
    »Ganz und gar nicht. Was denken Sie wohl, warum wir inzwischen alle
in Großstädten leben«, sagte die Mutter. »Wir, ich denke, dass ich für uns drei
sprechen kann, hatten es gründlich satt, in der Einsamkeit zu wohnen wie die
Eremiten.«
    »Im Unterschied zum Familienvorstand«, sagte Morgenstern. »Der blieb
mutterseelenallein zurück.«
    »Das Haus war bestimmt gut versichert«, warf Hecht ein.
    Aurelius sah ihn skeptisch an. »Ich glaube nicht, dass das eine entscheidende
Rolle für Ihre Ermittlungen spielen wird. Aber selbstverständlich versichert
man Häuser gut. Und unser Vater hatte da bestimmt alles perfekt geregelt.
Hausrat, Brandschutz, das Hochwasser der Anlauter.«
    Morgenstern blickte überrascht auf. Die Anlauter, so wie er sie bei
seiner Fahrt zur Schwarzmühle gesehen hatte, war ein zwei, vielleicht drei
Meter breiter Bach, der sich malerisch durch ein Wiesental schlängelte. »Das
Rinnsal kriegt Hochwasser?«, fragte er.
    Aurelius Ledermann nickte. »Oh ja! Die Anlauter kann ganz
überraschend und sehr heftig über die Ufer treten. Sie ist dann nicht
wiederzuerkennen. Im Frühjahr, wenn der Schnee schnell schmilzt und die Wiesen
gefroren sind, wird es kritisch. Am schlimmsten ist es drunten in Enkering und
Kinding. Aber auch bei uns kann es knüppeldick kommen. Wir hatten im Haus eine
große Pumpe für den Fall der Fälle. Einmal hat mein Vater gegen das Hochwasser
gekämpft, als ginge es um sein Leben. Mit Sandsäcken, mit dem Eimer. Wir waren
damals noch Kinder, aber ich habe das nie vergessen.«
    »Hat ihm denn niemand geholfen?«, fragte Morgenstern. »Nachbarn?
Freunde? Die Feuerwehr? Das Technische Hilfswerk?«
    Elvira Ledermann blickte Morgenstern nachdenklich an, als wisse sie
nicht, ob sie ihm sagen sollte, was sie gerade dachte. »Er hatte da draußen
keine Freunde«, sagte sie schließlich. »Und er war nicht der Mann, der fremde
Hilfe angenommen hätte. Einer wie er rief nicht die Feuerwehr.«
    »Solchen Menschen ist nicht zu helfen«, kommentierte Morgenstern
trocken.
    »Jetzt sowieso nicht mehr«, sagte Hecht und steckte die Kapsel auf
seinen Füllhalter.
    Die beiden Ledermann-Sprösslinge identifizierten ihren Vater im Keller
des Ingolstädter Klinikums im Westen der Stadt mit versteinerten Mienen.
    Keiner der beiden ließ sich Gefühle anmerken. Aber Morgenstern und
Hecht wussten, dass das nicht unbedingt etwas heißen musste. Aurelius stieg
anschließend in den BMW seiner Mutter, die vor
dem Klinikum auf einem Parkplatz gewartet hatte, und schon brausten die beiden
nach München.
    »Und Sie fahren jetzt zu dieser Wohngemeinschaft?«, fragte Morgenstern
Raphaela, bevor er und Hecht zum Präsidium zurückfuhren. Die junge Frau war mit
einem uralten weißen VW Golf mit Hamburger
Kennzeichen gekommen.
    »Na und?«, fragte sie zurück. »Was geht Sie das an?«
    »Ich meine nur. Auf dem Land, in so einem Kaff wie Raitenbuch, ist
so etwas doch eher selten.«
    »Die WG gibt es schon seit Ewigkeiten.
Ich habe da früher auch mal ein paar Monate

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