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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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ihrem
Vater?«, fragte er. »Hatten Sie selbst noch regelmäßig Kontakt zu ihr, sodass
Sie das mitbekommen haben?«
    »Na klar. Sie war doch alle paar Monate hier bei uns in Raitenbuch.«
    »Ach? Das ist ja interessant. Ist sie dann auch jedes Mal zu Ihrem
Vater gefahren?«
    »Keine Ahnung. Ich glaub es eher nicht.« Bachmeier steckte sich
wieder eine Zigarette an. »Wollen Sie mal meine Hausbock-Zucht sehen?«, fragte
er unvermittelt.
    Morgenstern und Hecht sahen sich unschlüssig an, nickten dann aber.
Einträchtig folgten sie dem Hausherrn, der das Stadeltor öffnete und sie durch
die dämmrige Scheune führte, in der ein hellblauer Oldtimertraktor und ein
Wagen standen. Schließlich kamen sie durch eine kleine Holztür auf der
Rückseite wieder heraus.
    Hier, unter einem Vordach, waren sorgfältig dicke Holzbalken aufeinandergestapelt.
Mehre Lagen. Alte, verwitterte Balken ebenso wie frisch gesägte mit hellem,
intensiv duftendem Holz. Jeder einzelne trug an der Stirnseite eine mit dicker
schwarzer Schrift aufgebrachte Zahl.
    Stolz zeigte Bachmeier auf den Stapel. »Bitte sehr«, sagte er. »Das
ist meine Brutstätte.«
    »Ich sehe nichts«, sagte Morgenstern.
    »Hier.« Bachmeier deutete auf verschiedene Stellen in den Balken,
die er mit rotem Filzstift markiert hatte. Meist waren es schmale Ritzen,
Spalten im Holz, die so gekennzeichnet waren. »Das ist die Basis für eine
umfassende Datenerhebung über den Hausbock, über seine Fortpflanzungszyklen und
seine Zerstörungskraft. Kommen Sie, legen Sie mal ein Ohr hier an diesen
Balken, an diese Stelle.«
    Gehorsam senkte Morgenstern den Kopf und lauschte am Holz.
    »Und, hören Sie was?«
    Morgenstern brauchte eine Weile, dann nickte er. »Man hört es
richtig nagen da drin.«
    Bachmeier strahlte. »Unglaublich, wie effektiv diese Tiere sind.
Wirklich beeindruckend. Und wenn man nicht genau hinsieht, kann man von außen
nichts erkennen. Das ist anders als beim Holzwurm, bei dem man immer das
Bohrmehl am Boden findet. Der Hausbock, genau genommen natürlich seine Larve,
ist ein ganz diskreter Arbeiter. Er hinterlässt fast keine Spuren. Wenn man ihn
schließlich entdeckt, dann ist es meistens schon zu spät.«
    »Sehen Sie, so geht es uns bei der Kriminalpolizei auch immer«,
sagte Hecht.
    Morgenstern blickte nachdenklich auf die Balken. Dann klopfte er mit
der Stiefelspitze zweimal gegen die unterste Lage. Es klang hohl.
    »Ist es nicht gefährlich, diese Schädlinge hier regelrecht zu züchten?«,
fragte er. »Wenn ich in Raitenbuch ein Haus hätte, könnte ich nicht mehr ruhig
schlafen.«
    »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, gab Bachmeier spitz
zurück. »Außerdem habe ich alles unter Kontrolle.«
    »So wie Ihre Vogelspinnen«, fügte Morgenstern mit schmalem Mund an.
»Mit den Viechern hier«, er klopfte noch einmal gegen einen Balken, »könnten
Sie glatt in die biologische Kriegsführung einsteigen.«
    »Ich werde drüber nachdenken«, sagte Bachmeier. »Danke für den Tipp.
Wenn ich keinen Job finde, verkaufe ich mein Know-how an den Iran.« Er grinste.
»Nein. Keine Sorge. Wir sind alle ganz friedliche Leute hier.« Er spreizte
Zeige-und Mittelfinger der rechten Hand. »Peace!«
    »Frieden und ein langes Leben«, sagte Morgenstern. »Aber nicht für
den Hausbock und seinesgleichen.«
    Im Auto sah Morgenstern auf seinem Handy, dass die Zentrale versucht
hatte, sie zu erreichen. Hecht fuhr ein Stück aus dem Dorf, dann meldete sich
Morgenstern in Ingolstadt. Er hoffte insgeheim, dass Kevin Hofmeier aus Emsing
aufgetaucht sei. Doch die Sekretärin teilte ihm mit, ein Mann aus Enkering
wolle dringend die Ermittler im Brandfall Schwarzmühle sprechen. Ein Zeuge
namens Rudolf Esslinger. Er sei Hobbyangler. Sie gab Adresse und Telefonnummer
durch.
    »Na also, heute ist unser Tag«, freute sich Morgenstern und tippte
die Nummer ein. Eine halbe Stunde später waren sie in Enkering, um mit dem Mann
von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.
    Enkering lag an der Autobahnausfahrt Altmühltal der A9, direkt an
der Stelle, wo die Autobahn und auch die ICE -Trasse
das Tal durchquerten. Die Anlauter lief plätschernd mit beachtlichem Gefälle
durchs Dorf, mehrere große Gaststätten, Hotels und Pensionen hatten sich auf
die durchreisenden Gäste von der Autobahn spezialisiert, und dennoch hatte sich
das kleine Dorf einen Großteil seiner ursprünglichen Idylle erhalten können. Am
Ortsrand weideten Schafe und Gänse. Die stattlichen Wirtshäuser lockten

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