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Hausbock

Hausbock

Titel: Hausbock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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seinem Vorhaben.
Andererseits konnten all diese jungen Leute unmöglich Masochisten sein.
Vielleicht tat es in seinem Fall ja auch ein winziges Bildchen, irgendein
Symbol, auf der Schulter angebracht. Er dachte an die amerikanische Flagge,
Stars and Stripes. Oder das Emblem von Harley-Davidson. Nein, das würde
eindeutig zu viele Fragen aufwerfen, wo er doch nicht einmal einen Motorradführerschein
besaß. Da konnte er sich auf Fionas jahrelangen Spott gefasst machen. Ein
Adler? Als Zeichen unbändiger Freiheit und Unabhängigkeit? Das wäre nicht
schlecht. Mike Morgenstern, der Adler vom Altmühltal. Darüber würde er
nachdenken. Und vor allem müsste er Fiona sorgsam darauf vorbereiten. Er würde
es ihr als sein persönliches Statement gegen die Spießigkeit des polizeilichen
Berufsbeamtentums verkaufen. Ja, ein Adler, der sich mit weit ausgebreiteten
Schwingen in die Lüfte erhebt, das wäre das Richtige für ihn.
    »Und den Motorradführerschein mache ich auch noch, eines Tages«,
sagte er grimmig, bevor er nach Hause ging.
    »Gut, dass du endlich kommst«, sagte Fiona, als er zur Tür hereinkam;
entschlossen, seine Tätowierungspläne dem Familienrat zu präsentieren. »Wir
haben in zwanzig Minuten einen Termin bei der Bank.«
    »Quatsch, die Bank hat längst zu«, meinte Morgenstern. »Du kennst
doch die Eichstätter Öffnungszeiten. Da geht nach fünf Uhr gar nichts mehr.
Außerdem wüsste ich nicht, was wir bei der Bank sollten.«
    Fiona sah ihn triumphierend an. »Habe ich alles heute organisiert.
Wir treffen uns mit einer Immobilienmaklerin der Sparkasse. In der
Sparkassenpassage. Von dort aus gehen wir dann gemeinsam zu einem Haus, das sie
uns zeigen will.«
    Morgenstern bekam weiche Knie. »Das … das … das geht mir
alles zu schnell. Wie kommt die überhaupt auf uns?«
    »Ich bin auf sie gekommen«, sagte Fiona. »Da war diese Anzeige in
der Zeitung.« Sie wühlte in ihrer Handtasche, holte ihre Geldbörse heraus und
zog aus dem Geldscheinfach einen sorgfältig ausgeschnittenen Zeitungsschnipsel
heraus.
    Stirnrunzelnd las Morgenstern den Text: »Renov.bed. Jurah. in EI , zentr.nah, sucht furchtlosen Heimwerker. Preis: VB. «
    Er hätte dieses Angebot, wenn er es selbst in der Zeitung entdeckt
hätte, als hoffnungslosen Fall abgetan, nicht so offenbar Fiona, dieser Ausbund
an Optimismus.
    »Und wenn ich nicht rechtzeitig von der Arbeit gekommen wäre?«,
fragte er misstrauisch und erhielt die befürchtete Antwort: »Dann wäre ich mit
den Buben halt allein hingegangen.«
    Fiona lächelte ihn an. »Wir haben doch ausgemacht, dass du mir freie
Hand lässt.«
    »Haben wir das?« Morgenstern war sich nicht mehr sicher, was er
gesagt hatte. Vermutlich irgendetwas in der Richtung »Mach du nur«, in der
Hoffnung, dass sich die Sache durch glückliche Fügung zerschlagen würde.
    Wenig später stapfte Familie Morgenstern einträchtig über den
Marktplatz. Vom weiß glänzenden steinernen Brunnen grüßte überlebensgroß Sankt
Willibald, der vom Grünspan überzogene Gründerbischof des Bistums Eichstätt.
Mit der segnenden Hand und seinem Bischofsstab erinnerte er Morgenstern jedes
Mal an den mildtätigen Nikolaus.
    Die Sparkasse befand sich in der Gabrielistraße, die von Osten in
den Marktplatz mündete. Morgenstern wunderte sich, dass die Bank in bester Lage
einen halben historischen Straßenzug durch einen ebenso zweckmäßigen wie gesichtslosen
Neubau hatte ersetzen dürfen. Zudem hatten die Planer einst eine breite
Schneise als Passage von der Gabrieli-zur Pedettistraße geschlagen.
    »Wer das genehmigt hat, dem gehört der Hintern versohlt«, sagte er,
als sie in die Passage traten, in der sich der Zugang zur Sparkasse befand. Ein
Künstler hatte an die Wand Bilder eines Wasserfalls gemalt, über die unablässig
echtes Wasser gepumpt wurde. Die beiden Morgenstern-Kinder nutzten die Chance
umgehend dazu, sich mit Wasser zu bespritzen.
    Als Morgenstern gerade zu einer Schimpftirade ansetzen wollte, kam
die Maklerin in die Passage, eine knapp sechzigjährige große, dünne Frau mit
umgehängter Handtasche.
    »Ah, da haben wir ja schon die ganze Familie«, sagte sie strahlend
und wandte sich zuerst an die Kinder: »Ihr seid aber zwei ganz Süße!« Sie
tätschelte Marius den Kopf. Morgenstern sah, wie der Junge genervt die Augen
verdrehte. »Dann wollen wir mal«, sagte sie. »Sie werden sehen, es ist ganz
nah. Und es ist ein hochinteressantes Objekt.«
    Warum ist es dann noch nicht weg?, dachte

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