Hausbock
sich an. »Bis wann müssten Sie Bescheid
wissen?«, fragte Fiona.
»Ich will Sie auf keinen Fall unter Druck setzen«, flötete die
Maklerin. »Aber ich meine, bis in drei Tagen sollten Sie sich entschieden
haben. Wie sage ich immer: Viele Hunde sind des Hasen Tod.«
»So schnell«, ächzte Morgenstern.
Fiona nickte. »Rasche Entscheidungen sind immer die besten. Sie
werden bald von uns hören.« Sie machte eine künstliche Pause. »Wir haben
natürlich auch noch andere Angebote im Auge.«
»Aber bestimmt nichts Vergleichbares zu einem solchen Preis«,
erwiderte die Maklerin. »Das hier ist ein richtiges Schätzchen.«
Sie standen schon in der Haustür, als Morgenstern eine wichtige
Frage einfiel: »Steht das Haus eigentlich unter Denkmalschutz?«
»Da fragen Sie noch? Selbstverständlich. Das ist schließlich kein
Allerweltshaus.«
»Ich hatte es mir fast gedacht«, sagte Fiona. »Jetzt müssen wir uns
nur noch entscheiden. Wir melden uns bei Ihnen.«
Die Maklerin kramte beim Abschied kurz in ihrer Handtasche. »Kinder,
wollt ihr einen Kaugummi?«, fragte sie und hielt Bastian und Marius ein
Päckchen vor die Nasen. Die beiden griffen dankbar zu.
»Ich nehm auch einen«, sagte Morgenstern und hielt die Hand auf.
»Nehmen Sie ruhig die ganze Packung«, sagte die Maklerin großzügig.
»Das gilt noch nicht als Bestechung.«
»Nein, wirklich nicht«, lachte Morgenstern. »Das läuft unter der
Rubrik ›Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft‹.«
SIEBEN
»Gibt es irgendwas Neues von Kevin Hofmeier?«, fragte Morgenstern am
nächsten Morgen.
Hecht, der wie immer schon lange vor ihm im Büro war, wedelte mit
einem Blatt Papier. »Keine Spur von diesem Zündler. Aber hier sind zwei
Berichte aus dem Labor, die uns vielleicht weiterhelfen können. Zum einen eine
Untersuchung der Gasflaschentrümmer. Ich hätte nicht gedacht, dass man da noch
was herausfinden kann. Aber anscheinend sind tatsächlich Fingerabdrücke drauf.«
»Stark«, sagte Morgenstern.
»Wir haben allerdings keinen davon im Computer. Es sind Abdrücke von
verschiedenen Personen. Aber nichts Relevantes. Leider.«
»Also auch nicht die Fingerabdrücke von Kevin Hofmeier?« Morgenstern
hatte sie von dem konfiszierten Schnellhefter nehmen lassen.
»Hältst du mich für blöd?«
»Und die andere Sache?«
»Wir haben die Kontoauszüge von Dr. Ledermann bekommen. Die
Sparkasse hat uns Kopien davon zur Verfügung gestellt.« Hecht deutete auf einen
Stapel auf seinem Schreibtisch. »Ich habe schon daumenkinomäßig durchgeblättert.«
»Die Kontobewegungen eines Amtsrichters«, sagte Morgenstern. »Die
stelle ich mir so spannend vor wie meine eigenen. Monatlich eine
Gehaltsüberweisung. In meinem Fall noch das Kindergeld. Und der Rest: Abzüge,
Abzüge und noch mal Abzüge.« Er zählte mit Hilfe seiner Finger auf, welche
schmerzhaften Einschnitte das Morgenstern’sche Familienkonto regelmäßig hinnehmen
musste: »Miete, Kfz-Steuer, Strom, Wasser, Heizung, ich zahle sogar
Rundfunkgebühren –.«
»Ist ja gut«, würgte Hecht die Litanei ab. »Das hat unser
verstorbener Richter auch alles bezahlt, wenn man mal von der Miete absieht.
Auf dem Haus waren anscheinend auch keine Schulden mehr.«
»Der Glückliche.« Morgenstern dachte einen Augenblick an sein bevorstehendes
Immobilien-Abenteuer und dessen finanzielle Auswirkungen bis zum
Sankt-Nimmerleins-Tag.
»Glücklich?«, fragte Hecht. »Der Mann ist tot, vergiss das nicht.
Allerdings gibt es einen Posten, der mir aufgefallen ist.« Er blätterte in den
Bankauszügen. »Da ist er ja schon.« Hecht zupfte ein Blatt aus dem Stapel.
»Hier, sieh dir das mal an. Das haben wir monatlich. Als Dauerauftrag.«
Morgenstern überflog das Blatt. »Abonnement der Tagespost. Katholische
Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur. Wundert mich bei dem
konservativen Kerl kein bisschen.«
»Eins drunter«, sagte Hecht ungeduldig. »Hier, da steht es doch.«
»Das ist aber eine Menge Holz«, staunte Morgenstern. »Und das hat er
jeden Monat überwiesen? Fünfhundert Euro!«
»Spannend, gell?«
»Und alles für einen guten Zweck.« Morgenstern las den Adressaten
des Dauerauftrags laut vor: »Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn.«
»Nobel, nobel, der Herr Dr. Ledermann«, sagte Hecht. »Da werden
die Leute von der Stiftung aber einen besonders schönen Kranz für sein Grab
besorgen müssen.«
»Kaum zu glauben, was den Leuten alles einfällt, wenn sie zu viel
Geld haben.«
»Der Mann war ein
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