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Hausmaestro - Kriminalroman

Hausmaestro - Kriminalroman

Titel: Hausmaestro - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Schöttle
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Staatsoperndirektor, auch wenn diese Aufgabe zweifellos viel reizvoller wäre, als den Mörder vom Maurer zu suchen. Und dass der Münch den Maurer umgebracht hat, das können wir wohl ausschließen … wenn auch mit aufrichtigem Bedauern.«
    »Das schon, aber vielleicht ergibt sich aus dem Gespräch mit ihm, das wir immerhin noch nicht geführt haben, ein wertvoller Hinweis, den wir noch nicht bedacht haben. Und den können wir dann beim Weber vertiefen. Immerhin sind die beiden ja Geschäftspartner, wie wir gehört haben.«
    »Auf jeden Fall finde ich es empörend, wie der Münch mit dem Berner umgeht. Lässt ihn die Proben machen, und dann schaut irgendein Superstar kurz herein, macht die Premiere und vielleicht noch die erste Vorstellung und verschwindet wieder. Der Berner darf wahrscheinlich die restlichen Aufführungen dirigieren, für einen Bruchteil der Gage, die der Star einstreicht, versteht sich.«
    »Nicht nur der Star, sondern auch der Münch«, ergänzte Vogel. »Nach unserem Besuch beim Weber werden wir sicherlich sehr hungrig sein, und dann gehen wir zu ›Smokeys‹. Da zeig ich dir, wo es die besten Burger in Wien gibt.«
    Walz sah seinen Kollegen an, als hätte er ihm vorgeschlagen, seinen Hund zu verspeisen.
    »Muss das sein, Kajetan? Jetzt fehlt nur noch, dass du vorschlägst, danach zu ›Starbucks‹ zu gehen. Können wir nicht gepflegt Wienerisch essen gehen, vielleicht zum ›Gutruf‹ auf ein paar herrliche Rindsrouladen?«
    »Lass dich überraschen … «, schmunzelte Vogel, »machen wir’s wie immer. Wenn es dir nicht schmeckt, zahl ich!«
     
    Nach einem kurzen Klopfen betraten die beiden Kriminalisten schwungvoll das Vorzimmer der Direktion.
    »Wie wir gehört haben, ist der Herr Direktor ja doch da«, sagte Vogel fröhlich zu Münchs Sekretärin, die empört aufschaute. »Ist er drinnen?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete er die Tür, hinter der Münch an seinem Schreibtisch thronte. Ob es Kalkül war oder nicht, jeder Besucher des Direktors war anfangs im Nachteil, da er wegen des Gegenlichts nur seine Umrisse wahrnehmen konnte. So auch Vogel und Walz, die die Reaktion auf dem Gesicht des Direktors nicht hätten abschätzen können, wenn er nicht gleich losgebrüllt hätte.
    »Was fällt Ihnen überhaupt ein, hier ohne Anmeldung einzudringen? Ich werde sofort Hofrat Heider anrufen und mich über Sie beschweren.«
    Inzwischen hatten sich die Augen der Besucher an die Lichtverhältnisse gewöhnt, sodass die beiden Kriminalisten ihren Widerpart in näheren Augenschein nehmen konnten. Ob es an dem Ärger über ihren Überraschungsbesuch oder einem Gelage mit seiner Tarockrunde lag, dass Münchs Gesichtsfarbe heute Vormittag einen ausgesprochen ungesunden Eindruck machte, vermochten sie nicht zu beurteilen.
    »Tun Sie das ruhig, Herr Direktor«, sagte Vogel kühl, »doch zuvor hätten wir einige Fragen an Sie … «
    »Das interessiert mich überhaupt nicht, was Sie haben. Verlassen Sie auf der Stelle mein Zimmer!«
    Doch Vogel wich keinen Zentimeter.
    Mit blutunterlaufenen Augen starrte Münch sie an, während er zum Telefonhörer griff. Was den bedrohlichen Eindruck allerdings relativierte, war ein gar nicht so kleiner widerspenstiger Haarbüschel auf dem Kopf des Direktors, der senkrecht in die Höhe stand und seiner ganzen Erscheinung etwas Clowneskes verlieh. Bei diesem Anblick erinnerte sich Vogel ihrer Begegnung Jahre zuvor, schon damals hatte ihn sein Aussehen an eine reife Hagebutte gemahnt.
    »Ich mache meine Arbeit genauso wie Sie, Herr Direktor«, sagte Vogel ungerührt, »und ich lasse mich, ebenso wie Sie, nur ungern daran hindern. Es ist immerhin ein brutaler Mord an einem Dirigenten geschehen, der an diesem Hause arbeitete. Und sich nicht sehr beliebt gemacht hat dabei. Das heißt, es ist durchaus möglich, dass zwischen der Oper und dem Mord ein unmittelbarer Zusammenhang besteht. Deshalb sollten Sie doch das größte Interesse daran haben, dass dieser Fall so rasch als möglich aufgeklärt wird. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es dem Renommee dieses Hauses gut anstünde, wenn wir hier ständig Ermittlungen anstellen müssten, unter reger Anteilnahme der Presse, versteht sich. Ganz davon abgesehen, dass dies den täglichen Betrieb empfindlich stören könnte.«
    Münch hatte Vogel ruhig angehört, ohne das Telefon aus der Hand zu legen.
    »Na gut, dann fragen Sie eben, was Sie zu fragen haben«, sagte er mürrisch und legte den Hörer auf die Gabel zurück,

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